Rund um die Hafenstraße [Archiv 2005 - Juni 2010] |
---|
Tja, mittlerweile bin ich aus dem Urlaub wieder zurück, leider erreichte mich ja am Sonntag keine so gute Kunde... Morgen ist schon ein absolutes Schicksalsspiel, daran gibt es nichts zu Rütteln. Hoffen wir das Beste, so direkt nach dem Jubiläum setzen sich vielleicht besondere Kräfte frei!
|
Handball WM |
Die Schiris fürs Finale kommen übrigens aus Frankreich... :roll: :roll: :roll: :roll: :roll:
|
Rund um die Hafenstraße [Archiv 2005 - Juni 2010] |
[quote=RWE-Nate][quote=martin5578]Weiss ich nicht, rufe besser vorher da an oder Lothar ( Telnr. auf der HP )...
Kriegt man aber auch beim Kaufhof und bei den EVAG - Kundencentern ( Hbf? )[/quote]
Ja ich weiss, liegt aber nicht auf meinem Weg. Werd nachher mal auf der Geschäftsstelle anrufen.
Rot-Weisse Grüsse
Übrigens ist mir ziemlich kalt, hab die Heizung hier im Büro schon auf volle Pulle, aber diese tatsächlich winterlichen Temperaturen sind nix für mich. Beim nächsten Heimspiel ist dann wohl frieren angesagt :shock:[/quote]
Des oder der einen Freud usw...
Ich verabschiede mich nämlich gleich nach Polen in den Skiurlaub, scheint doch noch so gerade rechtzeitig was zu werden mit dem Schnee! 8) 8) 8)
Allen Freiburgfahrern viel Spaß und bringt die dringend nötigen drei Punkte mit!!!
|
Schalke 04-Sportlich |
[quote=PeleusSohn]
Was heute für uns gilt und schon 1970 für von und zu Guttenberg galt, hat Platon in einem wunderbaren Aphorismus zum Ausdruck gebracht: "Wir sitzen am Ozean der Unwissenheit. Und manche schwimmen sogar darin."
[/quote]
Ich schlage vor, daß wir die aktuelle Debatte mit diesem wirklich hervorragend passenden Aphorismus schließen, denn in dem Punkt gebe ich Dir uneingeschränkt Recht! 8) 8) 8) 8) 8)
|
Schalke 04-Sportlich |
Eine letzte Erwiderung noch, dann soll es das von meiner Seite auch gewesen sein. :wink: :wink: :wink: :wink:
Es ist sicherlich richtig, daß die EU und Nordamerika ihren im weltweiten Vergleich enormen Lebensstandard nur mit unfangreichen Energieimporten aufrechterhalten können. Insofern besteht zweifelsohne eine große Abhängigkeit unsererseits von Rußland.
Ob aber auf hinter der glänzenden Fassade ein dauerhafter Wohlstand entsteht, der mehr als nur ein paar Prozent de Bevölkerung betrifft, wird abzuwarten sein. Denn zur Zeit fehlt dem russischen Finanzboom genau das, was auch schon bei den sowjetischen Wahnsinnsaktionen auf dem Industriesektor fehlte: die Nachhaltigkeit, die Fähigkeit, aus sich selbst heraus zu wachsen. Genau wie die planwirtschaftliche Wirtschaft unter gewaltigsten Kraftanstrengungen bisweilen gigantomanische Projekte durchgeführt hat, die zwar vollendet wurden, aber trotz (oder wegen) derer weiteres Wachstum nur um den Preis genauso hoher Anfangsinvestitionen möglich war, schmeißen die reichen Russen, die über für uns Normalbürger völlig unbegreiflichen Reichtum verfügen, dieses Geld mit vollen Händen zum Fenster heraus anstatt es in irgendeiner Form nachhaltig zu investieren. Man erkauft sich persönliche, kurzfristige Gewinne, und letzten Endes denkt Gazprom im großen Stil ähnlich. Daran, daß auch die russischen Energiereserven nicht unendlich bzw. teilweise kaum zu heben sind, denkt man anscheinend nur recht wenig, aber zumindest für die aktuelle und auch die kommende Generation der reichen Russen geht diese Rechnung sicher auch auf.
An der breiten Masse der Bevölkerung geht das ziemlich spurlos vorbei. Der unglaublich protzige und neureiche Schein von Moskau trügt, denn dort sammeln sich so ziemlich alle Reichen, was in einem Land mit 150 Mio. Einwohnern auch bei kleinen Prozentbeträgen zahlenmäßig eine ziemliche Menge darstellt, die noch dazu extrem auffällig ist. In China dürfte das naturgemäß noch viel mehr ins Gewicht fallen, wobei ich mich zu diesem Land nun wirklich nicht auskenne.
Die Lebensbedingungen der allermeisten Russen in alten Wohnsilos und erst recht auf dem bis heute völlig vernachlässigten Dorf, das sich wohl niemals mehr von den Wunden der stalinistischen Gewaltmaßnahmen erholen wird, sind in den letzten Jahren kaum besser geworden, insofern befürchte ich für diese Menschen auch, daß die in 50 Jahren ähnlich sein werden wie jetzt. Natürlich ist Rußland keine Dritte-Welt-Land, wie so manche rührige Reportage im Fernsehen vermitteln möchte, aber das alltägliche Leben ist für die allermeisten Leute dort viel komplizierter und sorgenreicher als wir uns das überhaupt vorstellen können.
Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Rußland, wenn sich nicht ganz gravierend viele Strukturen ändern, wofür ich zur Zeit nicht den allergeringsten Hinweis sehe, in absehbarer Zeit wirklich wirtschaftlich konkurrenzfähig sein wird im Sinne einer sich selbst tragenden modernen Volkswirtschaft.
Wie anders ist doch etwa der Umgang mit dem (damals unerwarteten) Reichtum aus dem Ölgeschäft in Norwegen! Die Rücklagen reichen für Jahrhunderte nach dem Versiegen der letzten Ölquelle, um dem gesamten Volk den heutigen, schon sehr hohen Lebensstandard zu erhalten. Wenn in Rußland dagegen irgendwann mal Sense ist mit dem Vorräten, ist auch Sense mit dem Reichtum, weil man, genau wie in der arabischen Welt, keine wirklich zukunftsträchtigen Rücklagen anlegt, sondern in der Gegenwart alles verpraßt.
So, das soll es jetzt auch wirklich gewesen sein, sonst übernehmen die Russen jetzt schon die Macht bei Schalke... Kommt noch früh genug... :wink: :wink: :wink: :wink:
|
Schalke 04-Sportlich |
[quote=PeleusSohn]
Das wird noch verdammt lustig... :lol:
PS[/quote]
Ob das wirklich so lustig wird, wage ich zu bezweifeln... :? :? :? :?
|
Schalke 04-Sportlich |
Jaha, Thorsten,
gern geschehen! :wink: :wink: :wink:
Im Wesentlichen läuft es wie immer bei unseren Debatten: am Ende bleiben nur noch winzige Nuancen, an denen wir keine Einigkeit erzielen! Wenn Du sagst, daß Rußland einen Wandel durchlaufen muß und daß es (zumindest aus unserer Sicht) uneingeschränkt wünschenswert ist, daß es so kommen möge, stimme ich Dir sofort zu, ich meinte eben nur, man solle nicht den Ist-Zustand in diesem gleichermaßen faszinierenden wie auch beängstigenden Land durch die Brille des Soll-Zustands sehen bzw. unsere Maßstäbe allzu bereitwillig auf dieses anlegen. Es kann sich so entwickeln, daß die substantiellen Unterschiede kleiner werden, aber es muß nicht so sein. Denn bislang hat sich hauptsächlich die Fassade geändert, nicht so sehr das Innere.
Mir scheint, daß sich in Rußland wieder einmal eine Art des "Zu-spät-Kommens" abspielt wie schon so oft in seiner Geschichte. Erst mußte Zar Peter dem Land westlichen Einfluß einprügeln, der sich fast nur auf die Oberschicht beschränkte, dann wollte Zar Nikolaus das Land ein paar Jahrzehnte nach West- und Mitteleuropa Richtung Industriemacht prügeln, dasselbe versuchte Stalin noch einmal (und schaffte es um den Preis unermeßlicher Opfer mit Ach und Krach), und nach dem Krieg präsentierte sich die angeblich antiimperialistische Sowjetunion als letzte Kolonialmacht im Stile des 19. Jahrhunderts, während die USA längst zu viel subtileren (ich sage nicht, daß zwangsläufig besseren) Methoden der Interessendurchsetzung übergegangen waren. Heutzutage nun denkt man in Rußland anscheinend immer noch in den Kategorien der direkten Machtentfaltung im Vorfeld der eigenen Grenzen. Von einem so entspannten und harmonischen Verhältnis, wie es etwa heute zwischen Deutschland und Österreich herrscht (von privaten Frotzeleien zwischen den Einwohnern mal abgesehen...), sind Rußland einerseits und die Ukraine oder Weißrußland andererseits jedenfalls Lichtjahre entfernt.
Und um zum Sportlichen zu kommen: unter den aktuellen Umständen in Rußland sollte Schalke prinzipiell auf der Hut sein. Wie gesagt, noch ist nichts passiert, aber man wird abwarten müssen, wie die Umarmungen aus Rußland demnächst ausfallen bzw. wo der Punkt ist, an dem man im Verein intervenieren muß.
|
Schalke 04-Sportlich |
Ich habe ja schon einiges zum Thema Gazprom geschrieben, als die Zusammenarbeit begründet wurde und den Standpunkt vertreten, daß Gazprom sicherlich zu den Sponsoren gehört, die am undurchsichtigsten daherkommen, gleichwohl sollte man nicht überreagieren.
Wenn ich hier aber etwas über die Rolle Rußlands in der europäischen Geschichte lese, so freut mich als Slavisten und Historiker zwar, daß es auch noch ein Rußlandbild jenseits der üblichen billigen Klischees gibt, aber ein wenig naiv und blauäugig scheint mir die Aufzählung hier schon zu sein, vor allem der Schluß, daß es jetzt keinerlei Probleme mehr gebe und eine ungetrübt einträchtige Zukunft bevorstehe.
1. Wer glaubt, daß sich die herrschende Schicht in Rußland dauerhaft mit dem Verlust sämtlicher anderer Sowjetrepubliken (denn seien wir mal ehrlich, die Sowjetunion war im Endeffekt nichts anderes als Groß-Rußland, aller internationalistischer Rhetorik zum Trotz) abgefunden hat, denkt in meinen Augen naiv. Sicher wird es nicht zu irgendwelchen kriegerischen Handlungen kommen, schon gar nicht bei den EU-Mitgliedern im Baltikum, aber wenn man sich ansieht, mit welchen in der deutschen Öffentlichkeit gar nicht wahrgenommenen Methoden Gazprom versucht, als langer Arm des Kreml sich auch dort Einfluß zu sichern, bekommt man gelinde gesagt ein leises Schaudern. Für das Baltikum, wo zwar nicht unbedingt rasend populäre und erfolgreiche, doch im Gegensatz zu Putin durchaus demokratische Regierungen im Einklang mit der überwältigenden Mehrheit der eingesessenen Bevölkerung einen Kurs der Westanlehnung fahren (verständlich, wenn man bedenkt, daß für die Bewohner dieser Länder Rußland seit der ersten Einverleibung im 18. Jh. eigentlich nur als Bedrohung aufgetreten ist) heißt das ganz konkret, daß in der Frage des Hafens von Ventspils in Lettland oder der Raffinerie von Maeikai in Litauen Energie als kaum verhülltes politisches Druckmittel benutzt wird, wie auch die in nach dem 2. Weltkrieg systematisch in großer Zahl dort angesiedelten Russen instrumentalisiert werden, um die Innenpolitik dieser Länder zu destabilisieren.
Ganz andere Dimensionen erreicht das in den Nicht-EU-Staaten Ukraine oder Georgien, wo die neuen Regierungen dafür "bestraft" werden, daß sie einen weniger auf Rußland ausgerichteten Kurs fahren. Indem man an der Preisschraube dreht, soll dort Unzufriedenheit gesät werden, und diese Taktik scheint auch aufzugehen. Langfristig geht es darum, dort wieder prorussische Regierungen zu installieren.
2. Es ist natürlich vollkommen richtig, daß in Weißrußland ein autoritäres Regime herrscht, daß noch viel unverhüllter als in Rußland die alten sowjetischen Strukturen einfach fortbestehen läßt und daß man diesem keine Träne nachweinen sollte. Richtig. Aber wenn wir schon soweit sind, die unschönen Seiten dieses Regimes zu erkennen, sollten wir auch hinterfragen, warum denn Rußland via Gazprom bis jetzt Energie dorthin zum Schleuderpreis geliefert hat (wie auch bis Ende 2005 in die Ukraine und nach Georgien). Es ging doch hier genau darum, sich über die Lieferung billiger Energie Verbündete zu erkaufen. Im Falle Weißrußlands braucht man diese jetzt wegen der völlig ramponierten internationalen Reputation nicht mehr so recht, zudem könnte eine Rolle spielen, daß Putin gemäß der russischen Verfassung nicht noch einmal als Präsident kandidieren kann, wogegen im Falle einer Union mit Weißrußland (von dessen Diktator Lukaschenko über Jahre verfochten, jetzt etwas von der Agenda herunter) ein neuer Staat entstünde, anders gesagt steht jetzt vielleicht eine Vereinigung zu russischen Konditionen zur Debatte.
3. Selbstredend ist die Instrumentalisierung der Politik durch andere Kreise nichts spezifisch Russisches, keinesfalls, aber die Gemengelage aus über das ganze Land verteilten alten Seilschaften, einer nicht ansatzweise ausgeprägten Zivilgesellschaft, einer sogar latent revanchistischen und autoritaristischen Grundstimmung in der ganzen Gesellschaft, dem Vorhandensein unermeßlicher Energiereserven, die an immer mehr Bedeutung gewinnen, ist mit den hier genannten Beispielen wirklich nicht vergleichbar, es ist eine ganz andere Qualität eines vollkommen unverhüllten Einsatzes des Druckmittels Energie zur Erreichung politischer Ziele, der eben nicht von Geheimdienstkreisen ausgeht, die sich in ihrer Gesellschaft öffentlichem Druck ausgesetzt sähen, wenn das Ausmaß ihres Handelns publik würde, sondern die vollkommen offen und unverblümt ihre Ziele verfolgen.
Zusammenfassend: ich bin der Letzte, der Rußland aus Europa ausgrenzen will, in geistesgeschichtlicher Hinsicht ist die Rolle dieses Landes gar nicht wegzudenken, und zum Glück sollten Kriege nun wirklich der Vergangenheit angehören. Das heißt aber nicht, daß alles jetzt nach der Devise "Friede, Freude, Eierkuchen" funktioniert. In Anbetracht dessen, wie Rußland seit Jahren außenpolitisch agiert, ist eine gesunde Vorsicht nun wirklich das Geringste, was man von jedem verantwortungsbewußten Politiker (hallo, Herr Schröder...) erwarten kann.
Im konkreten Fall des Sponsorings von Gazprom soll das erstmal nicht viel heißen, ich wollte nur die mir wirklich viel zu naiv und weltfremd erscheinenden Ausführungen kommentieren und wirklich den Schalker Fans ans Herz legen, genau zu überwachen, was mit ihrem Verein geschieht. Natürlich ist nicht viel Schlimmes bislang passiert, aber wenn man sich die Methoden von Gazprom im politischen Geschäft ansieht, sollte man sich wirklich fragen, welche Interessen der Konzern, der so eng mit der Staatsspitze verwoben ist, daß man es z.T. kaum voneinander trennen kann, auf Dauer bei einem deutschen Fußballverein verwirklichen möchte. Wenn es sich nur um Sponsoring handelt, ist alles im grünen Bereich, und wie schon gesagt würde ich die mäßig schönen Machenschaften des Unternehmens allein nicht als Gegenargument gelten lassen, aber Vorsicht ist das Mindeste, was angesagt sein sollte gegenüber der Ausprägung des lieben, alten Mütterchen Rußland...
Und an alle außer Thorsten: Verzeihung, daß das so lang geraten ist, hätte ich am Anfang selbst nicht gedacht... :wink: :wink: :wink:
|
Rund um die Hafenstraße [Archiv 2005 - Juni 2010] |
[quote=PeleusSohn][quote=RWE-Andreas]
Also noch einmal: wenn Du das seit Jahrzehnten baufällige (nicht umsonst diskutieren wir ja immer wieder über das neue Stadion) Stadion eines abstiegsbedrohten Zweitligisten mit einem der teuersten "Stadien" der Welt, Austragungsort von CL-Final- und WM-Spielen vergleichst, ist klar, wie der Vergleich ausfallen muß. Was hätte denn wohl ein Fan von Inter Mailand beim UEFA-Cup-Finale über Euer altes Stadion im Vergleich zu San Siro herfallen können...
Eigentlich hätte ich gerade von Dir etwas mehr Hintergrundwissen und die daraus zu ziehenden Schlüsse erwartet, schade![/quote]
Moin, Andreas!
Schade ist, daß du mich ganz offensichtlich wohl an genau der Stelle ernst genommen hast, die eigentlich mit einem gefühlten Augenzwinkern versehen war.
Ich bin den Luxus einer modernen Arena nicht kategorisch [b]gewohnt[/b], sondern in dieser Hinsicht allenfalls erst seit wenigen Jahren [b]verwöhnt[/b].
Lege bitte etwas mehr Gewicht auf den von mir gewählten Ausdruck "Charme", und du kommst dem, was ich meinte, schon ein erhebliches Stückchen näher! :wink:
Glück auf!
p.s.: Du wirst doch wohl hoffentlich unsere Gespräche über "Groundhopping" noch nicht vergessen haben???[/quote]
Hallo Thorsten,
dann ist ja gut, alles geklärt, sieh bitte auch meine etwas schafte Erwiderung nach! :wink: :wink: :wink: :wink: :wink: :wink: An die Gespräche zum Thema Groundhopping erinnere ich mich natürlich noch gut, wir sollten auch bei Gelegenheit die eine oder andere Idee in die Tat umsetzen!
|
Rund um die Hafenstraße [Archiv 2005 - Juni 2010] |
[quote=PeleusSohn]Hallo, ihr Roten!
Das war er also: der Tag, an dem es mich an die Hafenstraße verschlug...
Da ich als ortsunkundiger Ausländer nicht so genau einzuordnen wusste, wo sich denn nun genau ein besagtes Fan-Mobil befinden sollte, an dem RWE SG und Sozi auf uns warten wollten, schlugen Grunsch, Kaesekrokette und ich den direkten Weg zur Haupttribüne ein, bei deren rückwärtigem Anblick mich zum ersten Mal das leise Gefühl beschlich, daß dies heute eine Reise in die Vergangenheit werden würde.
Was für euch Essener Normalität ist, hatte ich im bezahlten Fußball des 21. Jahrhundert kaum noch für möglich gehalten: keine Drehkreuze, keine Leibesvisitationen, Barzahlung an Bier- und Bratwurstständen, gnadenlos überforderte Lautsprecherboxen, Polizisten, die sich während des Spiels auf den Stufen der Tribünenaufgänge lümmelten, um das Spiel verfolgen zu können - und nicht zu vergessen, die vom Stadionsprecher vorgelesene Liste der Klein- und Kleinstsponsoren... :lol:
Ich war hin und her gerissen zwischen mitleidigem Staunen und einem zweifellos spürbaren Charme, den das GMS im Schein des Flutlichts immer noch ausstrahlt. Daß mein Gesamturteil letztlich aber dann doch nur aus dem Attribut "alt" bestehen kann, mag vor allem auch an der Stimmung und dem Spiel gelegen haben, die mich als neutralen und kritischen Beobachter beide zu keiner Zeit vom Stuhl hauen konnten.
Womit wir bei meinen Eindrücken von der sportlichen Darbietung des heutigen Abends wären.
Lautern kontrollierte Spiel und Gegner, dürfte in der ersten Halbzeit wohl sämtliche Statistikrekorde in puncto Ballbesitz gebrochen haben, aber die zwei klarsten und leider auch einzigen Torchancen der gesamten Begegnung hatte der RWE.
. Ich habe in neunzig Minuten keinen einzigen Essener Angriff gesehen, der ohne den Faktor Zufall über mehr als drei Stationen gelaufen wäre.
- Ich habe in neunzig Minuten kaum eine Spieleröffnung aus der Abwehr heraus gesehen, die nicht schon nach wenigen Ballberührungen geendet hat, weil da schlichtweg kein Spieler war, der im defensiven Mittelfeld vor der Abwehr den Ball hätte behaupten, geschweige denn, danach offensiv verwerten können.
Stichwort Mittelfeld: War da überhaupt irgendein Spieler, der sich dazu berufen fühlte, eine Position in diesem Mannschaftsteil einzunehmen???
Ich habe da niemanden gesehen...
Und wenn der Ball dann doch mit Gottes Hilfe irgendwie bei Calik landete, dann sahen die Antritte des kleinen Stürmers zwar schon ziemlich spektakulär aus, aber auch nur, weil seine Schritte größenbedingt der Frequenz einer Nähmaschine ähneln. Der Junge hat wirklich großes Talent, aber ein torgefährlicher Stürmer wird aus ihm wohl nicht werden. Ich sehe ihn eher auf der Außenposition in einem Dreier-Sturm.
Die Innenverteidigung ist in Ordnung. Was mich in der defensiven Ausrichtung insgesamt aber bedenklich stimmt, ist der Umstand, daß sich die Essener so leicht haben zurückdrängen lassen. Phasenweise befanden sich gleich fünf, sechs Spieler in hinterster Reihe auf einer Linie, ohne daß dazu auch nur die geringste Not bestanden hätte. Das defensive Mittelfeld wurde faktisch komplett preisgegeben. In der Folge war dann die einzige Angriffsoption der schon angesprochene lange Ball.
Ein Mann wie Meissner bei Lautern stünde dem RWE verdammt gut zu Gesicht. :wink:
Für mich steht fest, daß das Unternehmen Klassenerhalt ein schwieriges Unterfangen werden wird. Es sollte jedoch Hoffnung machen, gegen eine technisch und taktisch haushoch überlegene Lauterer Mannschaft zumindest nicht verloren zu haben. Die Gegner, gegen die unbedingt gewonnen werden muß, heißen anders und werden sicherlich größere Schwächen als der FCK zeigen. Es müssen einfach nur mehr Torchancen herausgespielt werden. Dazu gehören allerdings dringlichst (!!!) präzisere Flanken und gefährlichere Standards.
Ich drücke euch die Daumen, daß es in der Endabrechnung zum Klassenerhalt reichen wird!
Glück auf![/quote]
Hi Thorsten,
zuerst mal stimme ich der sportlichen Analyse in weiten Teilen zu, auch wenn ich wie schon andere vor mir zu bedenken geben möchte, daß genau deshalb diese Leute nicht in der 1., sondern in der 2. Liga spielen. :wink: :wink: :wink:
Aber kurz was zu Deinen Auslassungen über das ungläubige Staunen, was es alles im bezahlten Fußball noch gibt... Es ist ja nun beileibe nicht so, daß RWE der einzige Verein von den 36 (auch offiziell so bezeichneten) Profivereinen wäre, der nicht über eine funkelnagelneue Multifunktionsarena mit bargeldloser Zahlung verfügt. Selbst in der 1. Liga gibt es mit dem Tivoli, dem Mainzer Bruchweg und der guten alten Alm drei strukturell vergleichbare Stadien, von den Anlagen in Koblenz, Paderborn, Jena und Burghausen gar nicht zu reden, auch der Bieberer Berg in Offenbach ist noch ein altehrwürdiges Stadion, in dem man nicht mit Knappenkarten oder vergleichbaren Mätzchen den Gästefans, die in aller Regel nur einmal pro Saison Eure Arena besuchen, das Geld aus der Tasche zieht. Wäre ja theoretisch ein Ansatz, für den Cateringbereich im Gästeblock Bargeld zu akzeptieren...
Also noch einmal: wenn Du das seit Jahrzehnten baufällige (nicht umsonst diskutieren wir ja immer wieder über das neue Stadion) Stadion eines abstiegsbedrohten Zweitligisten mit einem der teuersten "Stadien" der Welt, Austragungsort von CL-Final- und WM-Spielen vergleichst, ist klar, wie der Vergleich ausfallen muß. Was hätte denn wohl ein Fan von Inter Mailand beim UEFA-Cup-Finale über Euer altes Stadion im Vergleich zu San Siro herfallen können...
Eigentlich hätte ich gerade von Dir etwas mehr Hintergrundwissen und die daraus zu ziehenden Schlüsse erwartet, schade!
|