Zitat - geschrieben von thokau
@ Fußballnurmi
Da muß ich Dir widersprechen
Natürlich kommt das Stadion vielleicht irgendwann dem Verein zugute, aber ich sehe es vorrangig als Infrastrukturmaßnahme für die Freizeitaktivitäten der Steuerzahler wie einen Zoo, ein Museum, oder eine Philharmonie, die ja auch nicht allein für Tiere, Künstler und Musiker gebaut werden, sondern vor allem, für die Besucher!
Und es ist wohl ein dramatischer Unterschied zwischen dem Bau von Infrastruktur und der direkten Finanzierung des Spielbetriebes eines maroden Profivereins!
Thokau
Ich sehe das auch so, daß ein Stadion eine Freizeiteinrichtung für die Bürger einer Stadt ist, welche man durchaus mit Zoo, Museum oder Theater vergleichen kann. Weiterhin ist es ohne Frage ein Werbeträger, im besten Fall eine Visitenkarte für die jeweilige Stadt.
Nun macht allerdings das Stadion für die Bürger einer Stadt erst dann richtig Sinn, wenn auch ein Fußballverein darin spielt. Am besten gegen attraktive Gegner, schön, erfolgreich und hochklassig.
Ohne Fußballmannschaft wird der Freizeitwert für viele Zuschauer bald eintönig, und sie verbringen ihre Freizeit im schlimmsten Fall woanders.
Die Stadt Essen hat ein Stadion gebaut (jedenfalls so etwas ähnliches), unterstützt aber den Verein RWE als bedeutensten Club der Stadt, nur sehr begrenzt.
In Gelsenkirchen ist es andersrum. Die Stadt hat dem Verein großzügig bei der Bezahlung von Steuern und Abgaben geholfen, aber zum Stadionbau nur wenig beigetragen.
Beide Verhaltensmuster machen Sinn.
Ein Stadion ohne Mannschaft ist so sinn- und nutzlos wie ein Verein ohne entsprechende Spielstätte. Oder ein Zoo ohne Tiere, ein Theater ohne Schauspieler, eine Oper ohne Kapelle.
Deshalb, @thokau, bewerte ich den "
dramatischen Unterschied" anders, als Du es tust.
In Essen muß man sich höchstens noch die Frage stellen, warum die Stadt nicht noch mehr als Sponsor auftritt, damit das Stadion Essen möglichst bald in der Berichterstattung über die 2. Liga erscheint. Dann würde ihr Investment in ein Stadion ja erst richtig Sinn machen.
Geschieht das nicht in absehbarer Zeit, wird das Stadion Essen ebenso verrotten wie das GMS, während RWE in Liga 4 spielt und 1.000 Euro - Sponsoren für den Angriff auf Liga 3 sucht.
Unterstützt von Happo dem Gebrechlichen, dessen wunderbare Aktionen immer noch ein Segen für die Jugend des Vereins darstellen. Was sehr viel aussagt.
Ich persönlich bin der Stadt Essen dankbar für das Stadion, und ich kann nachvollziehen, daß Gelsenkirchen ihr unbestrittenes Wahrzeíchen nicht kaputt gehen läßt.
Zumal ja Tönnies selbst auch mit erheblichen privaten Geldern eingestiegen ist.
Also entweder, oder.
Entweder ich baue ein 2. Liga taugliches Stadion, dann sollte ich auch alles tun, damit darin eine 2. Liga taugliche Mannschaft spielen kann, damit das Stadion eines seiner Hauptfunktionen, nämlich Werdeträger der Stadt Essen, erfüllen kann.
Wenn die Stadt einen Zoo bauen würde, hätte sie doch auch daran Interesse, daß Löwen, Elefanten und Tiger darin zu bestaunen sind.
Mit Karnickel, Kühen und Mäusen würde der Zoo vermutlich nicht der ganz große Zuschauermagnet werden, und langsam verkommen.
Ähnlich verhält es sich mit der Oper. Ich kenne leider keinen renommierten Opernsänger, aber mit der Sangeskunst von RWE-DU würden die Kartenpreise auch nicht ins unermeßliche steigen.
Für mich hat die Stadt Essen mit dem Bau des Stadions A gesagt, aber am B verschluckt sie sich gewaltig. Daß wir nach über einem Jahr noch nicht mal einen Mietvertrag haben sagt sehr viel aus. Sollte sie nicht relativ kurzfristig größere Anstrengungen unternehmen um RWE in die 2. Liga zu manöverieren, muß man das Stadion Essen als eine Fehlinvestition betrachten. Und zwar eine fahrlässig herbeigeführte.
Der Doc und sein Team versuchen seit Jahren mit der Suche nach Kleinsponsoren den Verein am kacken zu halten. Dieses Vorgehen sichert Arbeitsplätze und Schuldenfreiheit des Vereins, aber mehr auch nicht. Wobei ich nicht sagen will, daß das Nichts ist.
In höhere Gefilde wird man damit nicht vorstoßen. Meine Meinung.
Solange wir ernsthaft darüber nachddenken müssen, ob wir einen Ali Bilgin für 5.000 Euro im Monat verpflichten können, oder das den Verein an die Wand fahren würde, kann ich die Vorgehensweise nicht als geeignet betrachten, um jemals die 4. Liga zu verlassen.
Es ist wohl eher eine aus der Not geborene Taktik. Es sichert den Ist - Zustand, verbietet aber zu träumen.
Die Stadt Essen aber, als Besitzer des Stadions, großer Arbeitgeber in der Stadt, bestimmender Aktionär von u.a. RWE (Strom) hätte doch vergleichweise ganz andere Möglichkeiten dem Verein zu helfen, ihr Stadion - Investment zu untermauern und dem von ihr so geschätzten Bürger und Wähler ein hochwertiges Freizeitvergnügen zu bescheren.
Warum kommt da nur wenig ?
Warum investiert man 43 Mio Euro um dann zu sagen: So, hier ist Euer Stadion, nun macht mal schön. Mit dem Rest haben wir nix mehr zu tun.
Anstatt hoch erhobenen Hauptes B zu sagen, schickt man den Doc und sein Team zu Eisen - Kalle um 500 Euro zu sammeln. Nutzen für den Verein nach Abzug aller Kosten ?
Das Modell des Docs kann nur eine aus der Not heraus geborene Übergangslösung sein um den Verein am Überleben zu halten. Ein Schlüssel für sportlichen Optimismus oder gar Erfolg kann es meiner Meinung nach nicht sein.
Diesen Schlüssel hält die Stadt Essen und die ihr verbundenen Konzerne und mittelständischen Firmen in der Hand.
Sie kann mit dem Schlüssel die Tür für eine sportliche Zukunft aufschließen, oder sie kann ihr Stadion damit abschließen.
Im Moment tut sie Letzteres.