Zitat -
In der WAZ ein Interview mit Strunz.....aber nix an großen Neuigkeiten.
@sozi, Deine Aufgabe!
.....gerne.
Thomas Strunz: "Nun müssen Taten folgen"
RWE, 16.01.2009
, 1 Kommentar
, Trackback-URL
Essen. Rot-Weiss Essen will in der Rückrunde eine Aufholjagd starten. Im Interview spricht der Sportliche Leiter des Clubs, Thomas Strunz, über die Stimmung bei den Fans, das Konzept des Vereins und die Qualität des Kaders.
Die Rot-Weißen bereiten sich nach einer enttäuschenden Hinrunde in der Regionalliga auf die Rückserie vor. Aber nicht nur sportlich steht der Traditionsklub vor wichtigen Entscheidungen. Mit Thomas Strunz, dem Geschäftsführer Sport, sprach WAZ-Redakteur Rolf Hantel.
Ist Rot-Weiß für die Aufholjagd in der Rückrunde bereit?
Thomas Strunz: Ich gehe davon aus, dass die Spieler unsere Ansprache vor der Winterpause, die klar und deutlich war, verinnerlicht haben. Nun müssen Taten folgen. Wenn das passiert, werden wir sehen, was noch möglich ist.
Wie schätzen Sie die Stimmung bei den Fans ein?
Thomas Strunz bei der Jahreshauptversammlung 2008. (Michael Gohl)
Thomas Strunz bei der Jahreshauptversammlung 2008.
Strunz: Die aktuelle Situation ist natürlich nicht angenehm. Ich spüre, dass es zwei Lager gibt. Eine der Gruppen beurteilt alles aus der Vergangenheit heraus und projiziert die Misserfolge auf die Gegenwart und Zukunft - ganz pauschal und mit gewissem Fatalismus. Da wird jeder und alles in einen Sack gesteckt. Sie sagen, in den letzten Jahren haben sie es bei RWE nicht hingekriegt. Und das wird sich nie ändern.
Die andere Gruppe erkennt, dass wir die Dinge heute anders anpacken und ein klares Konzept haben, welches aber nicht über Nacht per Knopfdruck funktioniert. Wir stehen für Kontinuität, Glaubwürdigkeit und Konstanz, zeigen Perspektiven auf, wie man den negativen Kreislauf unterbrechen kann.
Aber RWE steht elf Punkte hinter Platz eins, dem großen Ziel am Saisonende. Dass die Fans enttäuscht und sauer sind, ist doch nachvollziehbar.
Strunz: Ja natürlich. Das Gesamtergebnis der Hinrunde ist schlecht, da gibt es überhaupt nichts zu beschönigen. Aber es gibt auch positive Dinge. Zum Beispiel, dass wir einen Top-Stürmer wie Sascha Mölders in unserem Team haben, der schon 20 Tore gemacht hat. Und dass junge Spieler wie Bora Karadag oder Turgul Aydin ein Bestandteil der Mannschaft geworden sind. Leider überdeckt die schwache Punktausbeute viele gute Entwicklungen.
Kann RWE einen Mann wie Mölders halten, wenn es nicht mit dem Aufstieg klappt?
Strunz: Wir wollen Sascha bei uns halten. Das weiß er, und dem werden wir auch vertraglich Rechnung tragen. Er fühlt sich bei uns sehr wohl und wir wollen unbedingt, dass er auch in der nächsten Saison für Rot-Weiß spielt. Er kann eine Identifikationsfigur für ganz Essen werden.
Ohne Mölders, so wird gelästert, sei das Team nur Mittelmaß. Wie in der Vorsaison wird die Qualität bezweifelt - vor allem im Mittelfeld.
Strunz: Sascha profitiert natürlich auch von seinen Mitspielern. Wie Werder Bremen profitiert von Diego - sind die anderen Spieler deswegen Mittelmaß? Aber wir haben schon früh erkannt, dass es uns im Mittelfeld an Kreativität mangelt. Darauf haben wir umgehend reagiert, denn schon Anfang Oktober haben wir erstmals mit Mike Wunderlich gesprochen. Leider gibt es im Fußball festgelegte Transferzeiten. In der ersten bis Ende August war von den Problemen noch nichts zu erkennen. Da haben wir gegen Lotte und Schalke überzeugt und die Fans waren zufrieden.
Sie betonen stets das limitierte Budget, dass Ihnen zur Verfügung steht. Nun kommt ein Spieler wie Mike Wunderlich, der in Köln zumindest auf dem Papier bei den Profis geführt wurde. Was versprechen Sie eigentlich solchen Spielern. Geld haben Sie ja keines.
Forum
Rot-Weiss Essen
Diskutieren Sie die Themen, die Ihren Verein bewegen.
Strunz: Jemanden mit Geld zu überzeugen, halte ich ohnehin im Grundsatz für falsch, auch wenn das im Fußball heutzutage ein wichtiges Argument ist. Aber da fehlen uns die Möglichkeiten. Wir erklären den Spielern unser Konzept, das den Klub in fünf Jahren in die 2.Liga führen soll, und bieten ihnen damit eine Perspektive. Wir suchen Spieler, die auch höherklassig noch hier spielen sollen. Jeder muss dann für sich selbst entscheiden, ob das der richtige Weg ist. Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft aller handelnden Personen sind enorm wichtig.
Hat denn RWE auch in der 4. Liga noch Zugkraft?
Strunz: Wir sind der Auffassung, dass man hier, anders als vielleicht bei manchen Klubs in der 3. Liga, durchaus im Fokus stehen kann. RWE hat noch immer einen Namen im deutschen Fußball. Es gibt viele, die gerne zu uns kommen würden. Wir aber haben genaue Vorstellungen. Jemanden nur für ein halbes Jahr zu verpflichten, das hat für uns keinen Sinn.
Ein Talent wie Arda Yavuz haben Sie nun ziehen lassen.
Strunz: Wir haben ihm ungern die Freigabe erteilt. Aber wir mussten die sportlichen und wirtschaftlichen Fakten miteinander abwägen. Bei uns hat Arda bisher insgesamt 24 Minuten auf dem Platz gestanden, nun kann er in der Türkei in der 1. Liga spielen. Wir bekommen jetzt eine Ablösesumme im hohen fünfstelligen Bereich und auch Geld, wenn er erneut tansferiert wird. Überhaupt muss der Verkauf von Spielern bei RWE zu einer festen Einnahmequelle werden. Das ist ein Teil unserer Philosophie. Und deshalb haben unsere Talente auch langfristige Verträge.
War es im Nachhinein nicht unnötig oder gar ein Fehler zu behaupten, dass RWE von Beginn an der Gejagte sein wird?
Strunz: Uns war immer klar, dass es eine schwere Saison werden würde, da haben wir absolut nichts unterschätzt. Wir haben nur das ausgesprochen, was alle gesagt und gedacht haben. Wenn RWE irgendwo aufläuft, will jede Mannschaft in dieser 4. Liga gerade uns ein Bein stellen. So werden wir gejagt, egal ob wir Erster oder Dritter sind. Deshalb war es richtig, das so zu formulieren. An klaren Zielvorgaben zeigt sich übrigens, wer bereit ist, diesem Ziel alles unterzuordnen.
Was bringt die Rückrunde?
Strunz: Ich glaube immer noch daran, dass wir eine Chance auf den Aufstieg haben. Wir gehen allerdings rational und sachlich an die Sache heran. Wir müssen eine deutlich bessere Rückrunde spielen, was Punktzahl, Auswärtsbilanz und Spielniveau angeht. Wir haben uns bisher immer vor die Spieler gestellt, aber der Umgang miteinander wird nun kritischer werden.
Nach Turbulenzen im Sommer ist es ruhig geworden, was die neuen Klub-Strukturen und das Stadion-Projekt angeht.
Strunz: In den Diskussionen um moderne Strukturen, der Lösung der Kölmel-Verträge, um die Führung und ein neues Stadion sind wir an einem Punkt angelangt, an dem auch da Taten folgen müssen. Wir haben viel diskutiert und Erfahrungen gesammelt. Und das war gut so. Was wir nun brauchen, ist ein Schulterschluss zwischen Verein, Stadt, Politik und Sponsoren. Die Ratssitzung am 4. März in Sachen Stadion rückt näher und dieser Schulterschluss wird zeigen, wo wir alle mit diesem Klub hin wollen. Erst danach wird der Verein fähig sein, sich neu aufzustellen.
Zuletzt modifiziert von sozi am 17.01.2009 - 13:21:56