Sehr nett und fair vom Kölner Spieler. Sieht man von ihrem leider hoch verdienten Sieg ab, gehörte Viktorias Mannschaft zu den positiven Erscheinungen an der Hafenstraße, den eigenen Fans zugewandt, ohne den Gegner zu verhöhnen, beim Gang in die Kabine mit aufrichtigem Erstaunen auf die besiegte Mannschaft zeigend, die von den eigenen Fans aufgemuntert wird.
Vorab: Ich gehörte zu denen, die lange geblieben sind und auch nach dem Spiel applaudiert und getröstet haben. Das Geätze einiger hier verstehe ich nicht. Es entlastet die Psyche derer, ist aber nicht zielführend. Wenn der Zug im Tunnel eine Stunde stehen bleibt, hilft es nicht, den Zugführer anzuschreien - oder die Mitreisenden.
Dieses Spiel war das wichtigste der drei, weil es endgültig aufzeigte, dass das Konzept gescheitert ist, krachend, nicht nur ein bisschen.
Die vorhandenen Spieler können das Umschaltspiel so nicht umsetzen. Dazu haben sie nicht die Qualität. Sie sind nicht handlungsschnell genug und antizipieren zu langsam - im Gegensatz zu den Kölnern. Entweder man besorgt jetzt echte Verstärkungen in allen Mannschaftsteilen oder man überlegt sich eine neue Spielweise. Geschieht weder das eine noch das andere, werden wir wieder absteigen.
Auf dem Platz stand zu Beginn die derzeit erste Elf. Das erkennt man - so schlimm das klingt - daran, dass das Gegentor auf sich warten ließ. Tatsächlich wurde zu Beginn gut gegen den Ball gearbeitet, kehrte man nach Ballverlusten in die Formation zurück, kämpfte man um zweite Bälle und erarbeitete sich ein paar kleine Chancen. Die Hilflosigkeit aus dem Elversbergspiel war nicht zu sehen, was ganz einfach daran lag, dass mehr ballsichere Spieler auf dem Feld waren.
Dennoch zeigten sich bereits in den ersten zwanzig Minuten die Knackpunkte: Bälle wurden mühsam zurückerkämpft, um dann auf den Flügeln verloren zu gehen. Young verlor jeden Ball, Ennali jeden zweiten. Letzterer zeigte immerhin massiven Einsatz bei der Rückeroberung.
Wie man beim Spiel der Wiesbadener gesehen hat, lässt sich die Viktoria durch nichts beeindrucken. Kontrollierte Bälle in den 16er werden gepflückt und gegessen. Torschüsse hingenommen. Die Spieler stehen wie eine schwarze Wand, konzentriert, nüchtern, sachlich, unromantisch. Wie es die Wiesbadener vorgemacht hatten, führen eher die unkontrolliert in den Strafraum geschlagenen Bälle zu Gefahr. Leider wurde dieses Mittel zu selten probiert.
Konnte man bis zum Gegentor gut mithalten und gefällig spielen, war der Traum nach dem 0:1 beendet. Ab da lauerte Viktoria nur noch auf unsere Fehler, die dann ja auch begangen wurden. Hierzu war nur nötig, beim Zweikampfverhalten mit den Füßen zu wischen, als wären es Curlingbesen. Die Abpraller bekam immer ein Kölner. Ein abermals dämlicher Ballverlust im Mittelfeld führte zu Hebers artistischer Einlage, die ein Kölner clever zum Strafstoßerzwingen nutzte. Das Eigentor gab den Rest.
Wir haben zu wenig Spieler, die auf diesem Niveau ballsicher sind.
Die Pässe sind zu ungenau.
Das Zweikampfverhalten ist mangelhaft.
Zweite Bälle gehen verloren, weil man einen Tick zu spät ist.
Eigensinn Marke Young kostet Chancen - nicht passen, obwohl Engel und Ron gehen könnten - und führt zu Ballverlusten und Gegentoren.
Chancen werden nicht konsequent genutzt.
Ecken und Freistöße werden entweder lausig geschossen oder finden keinen Abnehmer.
Insgesamt: Es fehlt die Qualität. Zu wenig Spieler, die auf dem Niveau stabilisieren und andere Spieler mitziehen.
Es fehlt in der Abwehr ein erfahrener Spieler, an dem sich Heber aufrichten kann. Dass Bastians trotz seiner Erfahrung nicht dieser Spieler ist, zeigt das Eigentor.
Eisfeld schafft nur 55 Minuten - das war überdeutlich. Harenbrock bleibt wirkungslos, weil er völlig von der Rolle ist. Bälle verspringen ihm, die Kollegen spielen ihn nicht an. Dürholtz war gar nicht schlecht, kommt aber nicht durch. Mit anderen Worten: Ein weiterer harter Hund für das zentrale Mittelfeld muss her, besser zwei.
Im Mannschaftswert liegt Viktoria bei 6,6 Mio, wir nur bei 4,6 und leider hat man das in den letzten 70 Minuten überdeutlich gesehen.
Auch wenn die Probleme offensichtlich sind, missfällt mir die vorwurfsvolle Haltung einiger hier. Sündenböcke zu suchen ist arm.
Man musste aufgrund des Aufstiegsrennen nun mal lange zweigleisig planen. Das ist der Grund für den aufgeblähten Kader voller Spieler, die für die Regio gut, aber den Ansprüchen hier leider nicht genügen.
Berlinski ist eine Verstärkung. Die Leihspieler Sponsel, Römling, Ennali sind auch gute Verstärkungen. Wenn auch alle drei gestern nicht fehlerfrei waren, lag die Ursache bei anderen Spielern. Bei Rother steht ein Fragezeichen.
In der kurzen Fuffzehn deutete der Trainer ja bereits an, dass man nachlegen will, wenn sich dies aufgrund der englischen Wochen als nötig erweisen sollte.
Ja, ist nötig. Handeln bitte! Sonst Abstieg.