Und so weiß ich zwar nicht, wie viele Narren am Sonntag den Weg an die Wedau finden, eines ist aber gewiss: Die "Jungs" der Münchener "Chaos-Crew" werden da sein. Und damit meine ich nicht etwa eine neue Punk-Rock-Band oder eine ominöse Hooligan-Gruppe, von deren Existenz bislang weder Staats- noch Verfassungsschutz etwas wissen. Also keine Bange, Herr Schäuble.
Bei den von mir angesprochenen Personen handelt es sich keinesfalls um "subversive Elemente", sondern namentlich um die Herren Maget, Hasenstab, Stevic und Beeck. Während Hasenstab den Vizepräsidenten unseres nächsten Gegners abgibt, engagiert sich Stevic neuerdings als Sportdirektor bei den Blauen. Rainer Beeck fungiert als Präsident der sportlichen Ausgabe der Ersten Allgemeinen Verunsicherung.
Zugegeben recht spät im Alter von 14 Jahren stand Moritz das erste Mal auf den Treppen des Duisburger Wedaustadions. Die damalige Südgerade gefiel dem Jungen, der 1989 mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern aus Stuttgart in den "Pott" gekommen war, nicht so recht. Zu kalt, zu nass und viel zu wenig los. Also wechselte Moritz das Terrain. In der legendären Duisburger Nordkurve war es zwar nicht trockener als auf dem alten Platz und selbstverständlich pfiff auch hier der Wind recht frisch, dafür war die Stimmung deutlich besser. Der MSV ist zwar längst zu dem geworden, was sich so harmlos klingend "Fahrstuhl-Mannschaft" nennt, doch Moritz ist den "Zebras" dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - treu geblieben und legt nun wöchentlich in seiner Fan-Kolumne Zeugnis über sein blau-weißes Gefühlsleben ab
Während dieses Trio mir in Sachen Pleiten, Pech und Pannen bislang allerdings noch nicht übermäßig aufgefallen ist, ist das "Löwen-Theater" für 1860-Aufsichtsrat Franz Maget schon die zweite, sagen wir mal, unschöne Erfahrung binnen kürzester Zeit. Wer erinnert sich nicht an den aufrechten Genossen aus der bayrischen Landeshauptstadt, der bei der Landtagswahl im Freistaat im vergangenen September angetreten war, um die schwarze Vorherrschaft der CSU ein für alle mal zu beenden? Am Ende war es ein Desaster, schwarz weiter meilenweit vor rot, die SPD klarere Verlierer einer für sie nie zu gewinnenden Machtprobe.
Doch Schluss mit der politischen Farbenlehre. Viel wichtiger ist schließlich die Frage, welche Farben am Sonntag in der MSV-Arena triumphieren. Duisburger dunkel- oder Münchener hellblau? An dieser Stelle nun die Statistik zu bemühen macht keinen Sinn, denn die ist allemal bescheiden. Aus Zebra-Sicht gab es gegen die Löwen zuletzt wenig zu lachen.
Das erste "Date" im letzten Jahr mit anschließendem Münchener "Wurzelkick" ist uns allen noch in bester Erinnerung. Wohl dem, der nur ein paar Tage zuvor bereits zum Pokalspiel in der Allianz-Arena weilte. Im Elfmeterschießen war Schicht im Duisburger Schacht. Die Heimbilanz sieht auch nicht besser aus. Den letzten Sieg gegen die "Sechziger" gab es vor fast zehn Jahren. Womit ich nun doch die Statistik bemüht hätte. Zum Glück ist die ja eh nur Schall und Rauch.
Und so bin ich guter Dinge, dass wir am Sonntag an der Münchener Show-Bude alle Dosen von der Stange knallen werden. So wie auf der Kirmes. Dort gibt’s ja dann meist ein Stofftier zur Belohnung. Mir ist dieses Kunststück mit aller Wurfgewalt auf der Cranger-Kirmes einmal gelungen. Die nette Dame im Inneren des Kirmeswagens fragte mich seiner Zeit: "Tiescher (sie meinte wohl einen Tiger) oder Löwe"? "Tiescher", sagte ich und war glücklich, als Held den Rummel verlassen zu dürfen.
Am Sonntag würde meine Antwort anders lauten. Da lautete sie dann: "Den Löwen bitte". Inklusive der drei Punkte versteht sich.