Ab 2012 läuft die vierthöchste Liga fünfgleisig. Das ist auf dem DFB-Bundestag in Essen beschlossen worden. Im Interview bezieht Carsten Gockel, Sportvorstand des Regionalligisten Preußen Münster und Sprecher der Interessengemeinschaft Regionalliga, Stellung zu den wichtigsten Fragen.
Herr Gockel, ab 2012 gibt es fünf Regionalligen. Wie bewerten sie die Entscheidung?
Auf dem Bundestag ist in einem Hoppla-Hopp-Verfahren der Vorschlag von Reinhard Rauball angenommen worden, ohne die Sache inhaltlich zu diskutieren. Die Reform ist jetzt durch, aber die Details werden erst im Nachgang geklärt. Ich habe nicht verstanden, warum man sich nicht mehr Zeit genommen hat. Es gab den Vorschlag von Herrn Koch (Rainer Koch ist Präsident des Bayerischen Fußballverbandes, Anm. d. Red), die Regionalliga solle achtgleisig laufen und die von uns vorgebrachte 2+1-Regelung. Diese beiden Varianten liegen schließlich sehr weit auseinander. So ist es ausschließlich eine bayerische Entscheidung. Herr Koch hat bekommen was er wollte, nämlich eine Aufwertung der Bayernliga.
Was bedeutet die Reform denn für die Vereine im Westen?
Hier hat sich die Situation verschlimmert. Wir sind vollends in den Amateurbereich abgeschoben worden. Wenn ich höre, dass durch die neue Regelung die Fahrtwege kürzer werden und die Spieler besser nebenbei arbeiten können, dann frage ich mich, in welcher Welt Herr Koch lebt. Wenn er sich den Westen anschauen würde, dann könnte er feststellen, dass wir professionell aufgestellte Vereine haben. Uns geht es nicht um kürzere Fahrtwege. Wir wollten die Attraktivität der Liga stärken. Dazu haben wir viele Vorschläge gemacht, die aber leider nicht beachtet wurden.
Welche Konsequenzen drohen nun einem Verein wie beispielsweise Preußen Münster?
Wir sind von einer überdurchschnittlichen Sponsoringquote abhängig, aber wie soll man Sponsoren gewinnen, wenn die Rahmenbedingungen dermaßen unattraktiv sind. Jetzt steigt ja schon nur der Meister einer jeden Staffel auf. Wenn es fünf Ligen gibt, dann reicht nicht mal mehr das, weil man erst noch eine Relegationsrunde spielen muss. Es wird also immer schwieriger, den Schritt in den bezahlten Fußball zu schaffen.
Welche Bedingungen müssten in Ihren Augen dringend geändert werden?
Die Privilegierung der Zweitmannschaften muss abgeschafft werden. Es kann doch nicht sein, dass sich da teilweise 48 Spieler auf dem Meldebogen tummeln und dauernd ein Dédé oder Neuville in der Regionalliga spielt. Da muss es Grenzen geben. Ein anderer Punkt ist die Ausbildungsentschädigung. Wir ziehen uns beim Lizenzierungsverfahren bis auf die Unterhose aus. Der DFB sieht, was wir in den Nachwuchs investieren und trotzdem dürfen wir keine Ausbildungsverträge abschließen. Deshalb kann ein großer Verein kommen und uns die guten Spieler ohne Entschädigung wegnehmen.
Die Interessengemeinschaft Regionalliga besteht weiter. Was können Sie und Ihre Mitstreiter noch tun?
Wir werden weiterhin die Sachen anmahnen, die den Fußball unterhalb der Dritten Liga gefährden und auf die Missstände aufmerksam machen. Die Hand, die wir dem DFB und der DFL gereicht haben, wird immer da sein. Wir wirken gerne daran mit, die Bedingungen in der Regionalliga zu verbessern, aber im Moment sieht es leider so aus, als wolle man die helfende Hand nicht annehmen.