Nigerias Staatspräsident Goodluck Jonathan hat die Nationalmannschaft nach dem Debakel bei der Endrunde für zwei Jahre von der Teilnahme an allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. "Diese Anweisung war notwendig aufgrund der schwachen Vorstellungen bei der Weltmeisterschaft", sagte ein Sprecher des Präsidenten in Abuja.
Die "Super Eagles" hatten bei der WM in Südafrika gegen Argentinien (0:1) und Griechenland (1:2) jeweils verloren, waren gegen Südkorea (2:2) über ein Unentschieden nicht hinausgekommen. Damit wurden die hochgehandelten Nigerianer nur Gruppenletzter. Nun entschied sich Jonathan zu diesem drastischen Schritt, "um den Fußball in Nigeria neu zu organisieren". Auch den Funktionären des nigerianischen Fußball-Verbandes NFF drohen Konsequenzen. "Sollten finanzielle Missstände entdeckt werden, werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen", sagte der Sprecher.
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Der NNF entschuldigte sich einer Stellungnahme "bei der Regierung und allen nigerianischen Fußball-Fans für das frühe Ausscheiden der Super Eagles" und kündigte an, Nigeria werde mehr Länderspiele absolvieren, um mehr Erfahrung zu sammeln.
Nach dem Dekret des Staatsoberhauptes droht nun aber dem gesamten nigerianischen Fußball-Verband die Suspendierung durch die FIFA. Der Fußball-Weltverband lehnt eine Einmischung von politischer Seite in die Autonomie des nationalen Verbandes strikt ab. "Wir haben noch keine offizielle Information vom nigerianischen Verband über diesen speziellen Fall erhalten. Aber generell ist die FIFA-Politik hinsichtlich politischer Einmischung hinreichend bekannt. Unsere Statuten verbieten jegliche Form politischer Einmischung", hieß es in einer Stellungnahme der FIFA.
Auch in Kamerun hat nach dem Vorrunden-Aus die Selbstzerfleischung eingesetzt. "Was hier passiert ist, ist eine Schande für unser Land", klagte Mohamadou Idrissou in Sport Bild. "Ich dachte, dass ich im falschen Film bin", äußerte der Bundesliga-Profi und rechnete gnadenlos mit seinen Teamkollegen ab: "Viele waren nur bei der WM, um Party zu machen. So etwas Unprofessionelles habe ich noch nie gesehen."
Bis 3 Uhr morgens sollen einige unzähmbare Löwen die Nacht zum Tag gemacht haben. "Wenn man mit so einer Einstellung in eine WM geht, dann hat man auch keine Chance", sagte der Angreifer, der in der kommenden Saison für Borussia Mönchengladbach auf Torejagd geht.
"Außer Ghana haben alle Afrikaner versagt", sagte der ehemalige Bundesliga-Profi Anthony Yeboah. "Sportlich ist das Turnier für Afrika insgesamt eine Blamage", so das bittere Fazit des Ghanaers, der die Hauptschuld allerdings anders als Idrissou bei den Coaches sieht: "Die Trainer aus Europa bringen Afrika gar nichts. Sie verstehen die Spieler nicht, und sie können die Mentalität der Nationen nicht verstehen."
Während der Fußball in Teilen des Schwarzen Kontinents in seinen Grundfesten erschüttert wird, vereint Ghana die Hoffnungen ganz Afrikas. "Wir siegen für Afrika!", sagte Kevin Boateng vor dem Viertelfinale am Freitag (20.30 Uhr/ARD und Sky live) gegen Uruguay.
Als erstes afrikanisches Team der WM-Historie kann Ghana mit einem Erfolg über die Südamerikaner ins Halbfinale einziehen. Und weil die anderen fünf "Heim-Mannschaften" bereits in der Vorrunde scheiterten, hat der gesamte Schwarze Kontinent die Black Stars adoptiert. "Baghana Baghana" nennen die südafrikanischen Fans das Team in Anlehnung an den Spitznamen ihrer Bafana-Jungs.
Kevin Boateng, der Ghanas Viertelfinale wegen einer Oberschenkelverletzung verpassen könnte, lässt sich von der Euphorie anstecken. "Die Mannschaft und ich, wir haben einen Lauf", sagte der Mittelfeldspieler im Interview mit Sport Bild und ist sich sicher: "Als erstes afrikanisches Team überhaupt werden wir ins WM-Halbfinale einziehen."