Auch für den deutschen Einer-Meister Marcel Hacker läuft bisher alles nach Plan. Der WM-Fünfte aus Frankfurt/Main siegte im Viertelfinale vor dem Briten Alan Campbell und dem Schweizer Andre Vonarburg und zog damit ins Halbfinale ein. "Ich habe den Sprung unter die Top Zwölf geschafft. Damit bin ich erst einmal zufrieden", meinte Hacker, der sich am Montagmorgen vor dem Start noch übergeben musste. Das Halbfinale wird am Mittwoch ausgetragen. Der Deutschland-Achter hingegen ist im Vorlauf der olympischen Ruder-Regatta der Weltspitze bedenklich hinterhergerudert und muss in dieser Form ernsthaft um den Finaleinzug über den Umweg Hoffnungslauf bangen. "Über diesen Platz kann man sich nicht freuen. Ich weiß auch nicht genau, woran es lag. Der Rückstand ist schon sehr ärgerlich", meinte der Mainzer Schmidt, der einen der Rollsitze im Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes (DRV) erst 65 Tage vor Beginn der Sommerspiele endgültig eingenommen hatte. Achter-Trainer Viedt verstand die Welt nicht mehr: "Damit hätte ich auch nicht gerechnet." Das neu formierte Flaggschiff der deutschen Flotte belegte beim ersten Start im Shunyi Park nur Platz vier, mit knapp zwölf Sekunden Rückstand auf den siegreichen WM-Dritten Großbritannien. Aber auch Olympiasieger USA und Gastgeber China musste der Achter bei seiner enttäuschenden Vorstellung auf der 2000m Strecke ziehenlassen. "Vielleicht waren die eigenen Erwartungen zu hoch, ich weiß nicht, ob es wirklich besser wird. Die Trainingsleistungen haben deutlich mehr erwarten lassen", sagte DRV-Sportdirektor Michael Müller. Der Auftritt des Deutschland-Achters sorgte für viel Gesprächsstoff. Dabei steht auch der Verband in der Kritik. Anfang Juni hatte der DRV die Achter-Crew um Schlagmann Bernd Heidicker wegen Erfolglosigkeit in dieser Saison fast komplett ausgetauscht und Bundestrainer Dieter Grahn entmachtet. In der alten Besatzung war das Großboot 2006 in Eton zum ersten WM-Titel seit elf Jahren gerudert, 2007 holte der Achter bei der Heim-WM in München hinter den bärenstarken Kanadiern immerhin Silber. "Wenn man das Rennen jetzt gesehen hat, wird der Frust erst richtig groß. Wir haben leider nie eine Chance bekommen, gegen den neuen Achter zu fahren", sagte Heidicker dem Sport-Informations-Dienst (sid). Er sei immer davon überzeugt gewesen, dass der WM-Achter von 2006 eine Olympia-Medaille geholt hätte. Die Probleme der neuen Besatzung seien klar. "Sie sind am Start nicht schnell genug. Wenn man auf den ersten 1000 Metern nicht dabei ist, gewinnt man keinen Blumentopf", sagte Heidicker, der einen schweren Hoffnungslauf am Dienstag (17.20 Ortszeit/11.20 MESZ) vorhersagt: "Der Druck ist richtig groß." Im Hoffnungslauf trifft der Achter, der dem DRV die erste Olympia-Medaille in dieser Bootsklasse seit dem Atlanta-Silber 1996 bescheren soll, erneut auf die USA und China sowie Polen, Australien und die Niederlande. Die ersten vier Boote erreichen das Finale am Sonntag. "Es wäre natürlich besser gewesen, das Rennen zu gewinnen. Am Ende haben wir etwas Kräfte für den Hoffnungslauf gespart. Nach diesem Rennen wissen wir mehr", meinte Achter-Trainer Christian Viedt, dessen Schützlinge zwischen 500 und 1000m vier Sekunden auf die Briten verloren. Daher stellte auch Schlagmann Andreas Penkner (Radolfzell) fest: "Wir müssen uns deutlich steigern. Dem deutschen Frauen-Achter erging es unterdessen wie den Männern. Beim Vorlaufsieg von Weltmeister USA ruderte der Achter als WM-Fünfter nur auf Platz vier und muss nun ebenfalls im Hoffnungslauf seine Endlaufteilnahme sichern. "In der zweiten Hälfte des Rennens waren wir nicht aggressiv genug", erklärte Schlagfrau Elke Hipler (Hannover).
Olympia: Thiele/Huth im Endlauf - Achter enttäuschen
"Ich weiß nicht, ob es wirklich besser wird"
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