Am 31. Juli wurde die 27 Jahre alte Medaillenhoffnung der Iberer kurz nach ihrer Ankunft in der chinesischen Hauptstadt bei einer Kontrolle positiv auf das Blutdopingmittel Erythropoietin (Epo) getestet. Moreno wusste offenbar schon, was ihr blüht. Ohne das Ergebnis der Kontrolle abzuwarten, reiste sie noch am gleichen Abend in ihre Heimat ab. "Panikattacken" waren passenderweise die offizielle Begründung für ihre überstürzte Flucht. Das IOC hat die Akte Moreno, den 91. Dopingfall in der Geschichte der Olympischen Sommerspiele, an die UCI weitergeleitet. Ihr droht nun eine zweijährige Sperre. Dann wäre sie gemäß dem neuen IOC-Reglement auch gleich bei den Spielen 2012 ausgeschlossen. Sogleich kamen die Diskussionen über eine mögliche Streichung des Radsports aus dem Programm für die Spiele 2016 wieder in Gang. "Ich denke, der Radsport hat genauso wie Gewichtheben verstanden, dass ein Ausschluss droht, sollten die Betrügereien weitergehen", sagte der Australier John Fahey als Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) klipp und klar: "In einigen Sportarten hat sich eine richtige Dopingkultur entwickelt." Im November wird die WADA mit dem IOC Gespräche über mögliche Ausschlüsse von Sportarten führen, im Herbst 2009 entscheidet die Programm-Kommission des IOC dann über die Sportarten-Belegung für die Spiele 2016. Bislang galt der Radsport als unantastbar, auch weil IOC-Präsident Jacques Rogge als Enkel eines Radprofis und Hein Verbruggen als früherer Präsident des Radsport-Weltverbandes (UCI) genügend Einfluss besitzen. Der Status einer olympischen Kernsportart bröckelt allerdings mit jedem Dopingfall. Und davon gab es in der Vergangenheit reichlich. Erst bei der vor zwei Wochen zu Ende gegangenen 95. Tour de France wurden fünf Radprofis erwischt. Auch die beiden skandalösen Frankreich-Rundfahrten aus den Jahren 2006 und 2007 mit den Affären um Jan Ullrich, Ivan Basso, Floyd Landis, Michael Rasmussen und dem Astana-Rennstall mit Alexander Winokurow sind noch in bester Erinnerung. Im deutschen Lager hielt sich die Überraschung über den Dopingfall Moreno in Grenzen. "Das wundert mich nicht, dass eine Spanierin erwischt wurde. Vielleicht sollte man einfach mal ein Jahr ohne Spanien fahren. Erstaunlicherweise fallen immer wieder die Gleichen durch das Sieb", sagte Frauen-Bundestrainer Jochen Dornbusch dem Sport-Informations-Dienst (sid). Von einer Streichung des Radsports aus dem Olympischen Programm hält Dornbusch nichts. "Dann müsste man auch bei anderen Sportarten wie Gewichtheben oder Leichtathletik den Hebel ansetzen", sagte der Coach. Olympia ohne Radsport - auch für Burckhard Bremer als Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) wäre dies unvorstellbar. "Ich habe bisher nichts gehört, was in diese Richtung geht. Nicht nur der Radsport hat ein Doping-Problem, wie die vielen Fälle vor Peking gezeigt haben", sagt der Berliner dem sid. Moreno dürfte folglich nur der erste von noch weiteren Dopingfällen bei den laut Molekularbiologe Werner Franke "versautesten Spielen aller Zeiten" sein. Das IOC rechnet mit 30 bis 40 positiven Fällen. Insgesamt werden in Peking 4500 Kontrollen vorgenommen. Dass nun eine Spanierin erwischt wurde, überrascht dabei kaum. Bei der diesjährigen Tour wurden in Manuel Beltran und Moises Duenas zwei Spanier des Epo-Dopings überführt, genauso wie der italienische Bergspezialist und Giro-Zweite Riccardo Ricco, der für den spanischen Rennstall Saunier-Duval fuhr. "Spanien ist in jeder Sportart die Drehscheibe des europäischen Dopings. Wenn dort Doping endlich bekämpft wird, haben wir einen großen Schritt gemacht", hatte Gerard Guillaume, Teamarzt der französischen Mannschaft Francaise des Jeux, während der Tour schon moniert. Und auch UCI-Präsident Pat McQuaid hatte Spanien zu einer strengeren Handhabung im Anti-Doping-Kampf aufgefordert. Die Zweifel, dass beim spanische Sommermärchen mit dem EM-Titel der Fußballer, dem Wimbledonsieg von Rafael Nadal, dem Toursieg von Carlos Sastre und jüngst dem Olympiasieg von Samuel Sanchez im Straßenrennen alles mit rechten Dingen zugegangen ist, sind offenbar groß. So wurden insbesondere die spanische Radsportler besonders häufig getestet - nicht grundlos, wie sich zeigt. Im Radsport wurden vor Moreno erst zwei Athleten bei Olympia erwischt. Bei den Spielen in München 1972 wurden der Niederländer Aad van den Hoek und der Spanier Jaime Huelamo positiv auf die Substanz Coramin getestet. Für die bisher größten Schlagzeilen sorgte der Amerikaner Tyler Hamilton vor vier Jahren, als er nach seinem Zeitfahr-Triumph positiv auf Blutdoping getestet wurde. Da die B-Probe aber fehlerhaft gelagert wurde, durfte der Amerikaner Gold behalten. Wenige Wochen später wurde er dann aber bei der Vuelta überführt.
Erster Dopingfall bei Olympia
Moreno bereits am 31. Juli abgereist
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