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Olympia: Interview mit Ludger Beerbaum
"Noch einmal Gold, das ist ein großes Ziel"

Olympia: Interview mit Ludger Beerbaum
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Ludger Beerbaum ist Deutschlands erfolgreichster Springreiter der vergangenen zwei Dekaden und hat bereits vier olympische Goldmedaillen gewonnen.

Seinen größten Erfolg feierte er 1992 mit dem Gewinn von Einzelgold in Barcelona. Beim olympischen Reitturnier in Hongkong wird der 44-Jährige aus Riesenbeck bei Ibbenbüren zum sechsten Mal in Folge bei Olympia starten und damit mit Reit-Ikone Hans Günter Winkler gleichziehen. sid: "Herr Beerbaum, Ihre sechsten Spiele stehen an. Ist Olympia für Sie noch ein besonderes Erlebnis?"

Ludger Beerbaum: "Auf jeden Fall. Dieses Mal bin ich besonders gespannt. Durch die Auslagerung nach Hongkong hat sich eine neue Situation ergeben. Auch wenn die olympische Flamme dort brennt und die olympischen Flagge weht, wird es doch anders sein. Wir können vor Ort keine anderen Sportarten verfolgen und werden auch nicht wie früher auf Sportler anderer Disziplinen treffen."

sid: "In Hongkong finden normalerweise keine Turniere im Springreiten oder in der Dressur statt. Erwarten Sie Probleme?"

Beerbaum: "Ich habe mir eine DVD von Hongkong angesehen. Die Infrastruktur, die Stallungen, die Labore, die Tierklinik - das alles ist beeindruckend. Das gehört zum Besten, was ich bei Olympia erlebt habe. Sicherlich auch deshalb, weil es sich durch die angrenzende Pferderennbahn des Hongkonger Jockey Clubs auch um permanente Pferdeeinrichtungen handelt. Es ist eine große Aufgabe, die vor uns liegt. Auch ein Stück Abenteuer, wenn man die lange Anreise und das extreme Klima berücksichtigt."

sid: "Sind Sie nervös, wenn es erstmals in den Parcours geht?"

Beerbaum: "Nein, vielleicht etwas angespannt. Aber man fragt sich nicht mehr ständig wie beim ersten Mal, schaffe ich das alles überhaupt. Der ganz große Druck ist weg."

sid: "Wie lauten Ihre Ziele?"

Beerbaum: "Noch einmal Gold, das ist ein großes Ziel. Ich habe immer gesagt, dass ich nichts dagegen hätte, wenn ich mal der Springreiter mit den meisten olympischen Medaillen bin ..."

sid: "... den Rekord hält Hans Günter Winkler mit fünfmal Gold ..."

Beerbaum: "Ja. Dazu kommt, dass ich in Athen die fünfte Goldmedaille schon sicher hatte, ehe man sie mir wieder wegnahm. Doch egal, wie ich in Hongkong abschneide, ich werde auch London 2012 anvisieren. Dann hätte ich sieben Olympia-Teilnahmen und wäre immer noch keine 50 Jahre alt."

sid: "Die Medaille wurde Ihnen wegen einer positiven Medikationskontrolle bei Goldfever aberkannt. Kann so etwas noch einmal passieren?"

Beerbaum: "Ich hoffe nicht und klopfe dreimal auf Holz. Die Salbe, die wir auf eine wunde Stelle gaben, hätte angemeldet werden müssen. Sie war es nicht."

sid: "Ist dieses olympische Gold in der Außenwirkung wirklich so einmalig?"

Beerbaum: "Ja, auf jeden Fall. Wenn man jetzt zum dritten oder vierten Mal Europameister wird, ist das auch gut. Doch Olympia ist eine andere Dimension. Ich hatte erst mit der Einzel-Medaille 1992 einen Marktwert."

sid: "Was waren Ihre schönsten Spiele?"

Beerbaum: "Barcelona. Nicht nur wegen meines Sieges im Einzel. Es waren tatsächlich die Spiele der kurzen Wege. Von unserer Reitanlage brauchten wir nur über die Straße und waren im Deutschen Haus. Wir sind da jeden Morgen hingegangen, haben Zeitungen gelesen. Auch zum Olympiastadion konnten wir zu Fuß laufen. In einer Viertelstunde waren wir im Zentrum der Stadt."

sid: "Sie haben beim CHIO in Aachen mit Ihrem Olympia-Pferd All Inclusive im Großen Preis Platz zwei belegt. Ist bei Olympia jetzt Einzel-Gold möglich?"

Beerbaum: "Das Ergebnis beim CHIO sollte man nicht überbewerten. In Hongkong herrschen andere Bedingungen, ein anderes Klima. Und: Je kniffliger die Situation wird, umso größer werden die Chancen für Shutterfly. Der Wallach mit meiner Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum, das sind für mich die großen Favoriten für Einzel-Gold."

sid: "Und Gold mit der Mannschaft?"

Beerbaum: "Das ist vielleicht etwas einfacher, weil man dort einen Fehler noch ausgleichen kann. Deutschland gehört wieder zu den Favoriten, mit den USA, Großbritannien und den Niederlanden, auch wenn die Holländer großes Pech durch die Verletzungen von Albert Zoer und Jeroen Dubbeldam haben."

sid: "Glauben Sie, dass die politische Debatte um China auch weiterhin in der Schärfe anhalten wird?"

Beerbaum: "Ja, auf jeden Fall. Und das ist auch gut. Ich glaube, dass sich die Verhältnisse in China durch den Einzug von mehr Öffentlichkeit dank der Olympischen Spiele verbessern werden. Die Kritik am Fackellauf oder das ständige Ausrollen des Roten Teppichs in Europa für den Dalai Lama, so etwas lässt letztendlich auch die Chinesen nicht kalt."

sid: "Vor vier Jahren durften Sie die Fahne beim Einmarsch der Nationen tragen. Wurden Sie dieses Mal wieder gefragt?"

Beerbaum: "Nein, ich habe gehört, jeder Sportler darf nur einmal als Fahnenträger auftreten. Außerdem ist das durch unsere Ausgliederung nach Hongkong logistisch unmöglich. Das Hin- und Herfliegen möchte ich vermeiden. Für mich war es eine große Ehre, die Fahne getragen zu haben, auch wenn eine Eröffnungsfeier anstrengend sein kann. Ich habe die Fahne mit Stolz getragen."

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