Nach endlosen Minuten des Wartens in der Kabine kam dann die Nachricht, dass die französische Delegation auf einen Einspruch verzichtet und eine Neuansetzung des Spiels nicht erforderlich wird. "Das ist ganz großes Fair-Play der französischen Kollegen, denen wir allerhöchsten Respekt zollen", konstatierte ein erleichterter Dietmar Schacht unmittelbar nach der offiziellen Bekanntgabe des Endergebnisses.
Zuvor erlebte der deutsche Linienchef eine emotionale Achterbahnfahrt, denn die Begegnung hatte alles, was einen großen Fußballabend ausmacht. "Das war einfach ein geiles Spiel. Meine Jungs haben alles gegeben und sind am Ende belohnt worden. Das freut mich unglaublich für die Mannschaft", schilderte Schacht in ersten Worten den dramatischen Verlauf, der das Spiel um Platz fünf am Donnerstag gegen Portugal lange Zeit unwahrscheinlich machte.
Dabei schien zunächst alles nach Plan zu laufen. Die deutsche Elf kontrollierte das Geschehen und konnte nach dem 1:0 durch Rodel Schmitz in der 10. Minute bereits fünf Minuten später durch Dominik Kornmann auf 2:0 erhöhen. Aber das französische Team steckte nicht auf und glich nach einem Anschlusstreffer in der 40. Minute kurz vor der Halbzeit mit einem Foulelfmeter aus. Als die DBS-Kicker nur fünf Minuten nach der Pause erstmals in Rückstand gerieten, begann das große Zittern.
Erst in der 88. Minute schaffte der eingewechselte Essener Andreas Timm (Foto) nach einem eingeübten Eckball den umjubelten Ausgleichs-Treffer, der die Verlängerung ermöglichte. In der Verlängerung machte der konditionelle Vorsprung der deutschen Mannschaft den Unterschied aus und sorgte letztlich für eine Vorentscheidung. Rodel Schmitz schoss sein Team in der 95. Minute zunächst mit einem sehenswerten 20-Meter-Schuss in Front, ehe Kevin Horstmann in der 105. Minute eine gekonnte Vorarbeit des groß aufspielenden Andreas Timm nutzte. Mit einem brachialen Pfostentreffer wollte der Spieler der Heimstatt Engelbert die Entscheidung erzwingen, ehe in der 113. Minute dann das Licht ausfiel.
"Die Franzosen waren in der Verlängerung stehend k.o. Hier hat sich gezeigt, dass wir gut trainiert haben und meine Mannschaft physisch auf einem hervorragenden Stand ist", wusste Schacht die Vorteile in der Verlängerung zu erklären. Offensichtlich teilte die französische Mannschaft diese Ansicht, indem sie einen möglichen Einspruch gegen den Spielabbruch und das Ergebnis nicht in Erwägung zog, sondern als faire Verlierer das 3:5 als Endergebnis anerkannte. Frankreich setzt mit dieser Umsetzung des Fair-Play-Gedankens eine bemerkenswerte Fußnote am Ende eines großartigen Fußballabends, der somit eigentlich nur Sieger kennt.