Irgendwas muss ja dran sein am Lob des versammelten Feldes. Wahrscheinlich ist es die seltene Kombination aus überragender Sprintschnelligkeit und guter Kletterfähigkeit, die Greipel zum Mitfavoriten auf den Sieg macht. Immerhin war der 26-jährige gebürtige Rostocker zu Beginn seiner Laufbahn schon einmal Deutscher Bergmeister, gewann in der Kategorie U23 den deutschen Klassiker Rund um Köln, ehe sich seine enorme Endschnelligkeit dann doch mehr und mehr durchsetzte. „Die Anstiege in Bochum sind heftig, aber nicht ganz so lang. Genau richtig für mich“, ist Greipel von der Strecke überzeugt.
2005 wurde er Profi beim damaligen Team Wiesenhof. Nur ein Jahr später wurde das Team T-Mobile auf den jungen Mann aufmerksam. Und natürlich verzichtete sein damaliger Sportchef Rolf Aldag auch nicht auf ihn, als aus dem Team T-Mobile später das Team Highroad und kurz vor der Tour 2008 das Team Columbia wurde.
Seine bis dato größten internationalen Erfolge feierte er im fernen Australien. Bei der Tour Down Under 2008 gewann er vier Etappen und den Prolog der Rundfahrt. Damit sicherte er sich den Sieg in der Gesamtwertung und trug einige Wochen lang das Trikot des Pro-Tour-Spitzenreiters. Überhaupt muss man sagen: Die Saison 2008 dürfte die mit Abstand erfolgreichste sein. Nach seinem Klasseauftritt in Australien gewann er jeweils eine Etappe beim Giro d'Italia und bei der Österreich-Rundfahrt. Dass er sich in Topform befindet, bewies er zuletzt bei der Sachsen-Tour. Zwei Etappensiege erkämpfte sich Greipel, trug dazu mehrere Tage lang das Spitzenreiter-Trikot. Jetzt weiß man auch, warum die Konkurrenz so beeindruckt ist von dem Columbia-Fahrer.
Beeindrucken wollen auch die Damen, die bereits um 11.10 Uhr auf die Strecke gehen. Die Equipe Nürnberger steht dabei besonders im Blickpunkt, denn bei den Deutschen Meisterschaften an gleicher Stelle musste der Rennstall vor einigen Wochen eine Niederlage einstecken, als Luise Keller ihren Titel verteidigte.
Charlotte Becker soll es für die Süddeutschen richten. Regina Schleicher musste nach einer Verletzung, die sie sich beim Weltcup in Schweden zuzog, absagen. Besonders die aus dem nahen Waltrop stammende Becker, in Schweden sensationelle Dritte, hat aber noch einiges gutzumachen bei ihrer Bochumer Fangemeinde. Kurz vor der Deutschen Meisterschaft Ende Juni stürzte die gebürtige Westfälin und zog sich einen komplizierten Schlüsselbeinbruch zu. Jetzt will sie vorne mitmischen.