Alles mit einer Verzögerung, eigentlich wurde für zwölf Uhr eingeladen, allerdings wurde noch die Beschallungsanlage verspätet angeschleppt. Kein Problem für Strunz, der das Plenum grinsend dazu einlud, in der Überbrückungszeit auf seine Kosten zu trinken:
Keine Aufforderung, die man ignorierte, am Wochenende ist ein Frischgezapftes auch kurz nach High-Noon im Pott ohne Berührungsangst möglich. Pommes rot-weiß und Bratwurst sowieso. Der Ex-Profi machte deutlich, derartigen Kontakt mit der Basis in der Zukunft permanent suchen zu wollen. "Ich verfolge die Diskussion rund um den Club sehr genau, in Gesprächen, aber auch in diversen Foren."
Wo stellenweise sehr viel unsäglicher Unsinn steht, was Strunz nie so beschreiben würde. Er nennt es "Missverständnisse", die es auszuräumen gilt. Durch Kommunikation "um weiter Vertrauen zu schaffen". Mit einem Vortrag ist der Mann nicht überfordert, Fragen beantwortet er detailliert, kommentiert, pointiert und gerne auch auf der Humorschiene fahrend. "Es kann sein, dass es zuletzt etwas ruhig war, aber jeder kann sich darauf verlassen, wir arbeiten." Strunz ging auf verschiedenste Stichpunkte ein - die RS online dokumentierte.
Aktueller Kader Es ging darum, einen Kader zusammenzuschweißen, Akteure, die wir auf unser großes Ziel eingeschworen haben, das heißt Aufstieg. Nach dem Pokalspiel gegen den BVB saßen die Jungs ungemein enttäuscht in der Kabine. Ich fragte mich, warum das so war? Es war ein gutes Zeichen, weil man mir sagte, dass man sich auch in diesen 90 Minuten selbst an dem gemessen hatte, was man in der Meisterschaft vor hat. Saisonauftakt bei den Sportfreunden Lotte
Das Match in Lotte war dann Neuland für uns alle. Die Spieler sagten, Mensch, schon beim Warmmachen war es eine beeindruckende Szenerie durch die vielen Anhänger, die dabei waren. So was ist Verpflichtung für uns. Erstes Heimspiel gegen Schalke II
Das war für mich unfassbar, dass 11300 Anhänger dabei waren, man machte uns klar, dass wir nur alle zusammen für RWE einstehen können. Eine Bestätigung des elementarsten Punktes, den wir bei der Zusammenstellung der Truppe als Leitfaden hatten. Auswärtsauftritt in Kaiserslautern
Vielleicht wurde im Vorfeld bereits zu viel daran gedacht, wie hoch man dort nur zu gewinnen habe. Es wurde irgendwie schon an das folgende Match zuhause gegen Bochum II gedacht. Es führten dann Kleinigkeiten dazu, nicht so aufzutrumpfen, wie wir es wollten. Kurzfristiger Frust
Sicherlich war es für uns alle enttäuschend. Es muss aber jedem klar sein, wir werden nicht jedes Match gewinnen können. Nach den beiden Auftaktsiegen sind wir nicht abgehoben, genau so bewerten wir aber auch die Niederlage sehr bodennah. Wir haben zurecht verloren, hauen aber deshalb nicht alles in die Tonne, bei uns gibt es keinen Aktionismus. Wir sind weiter davon überzeugt, Platz eins zu erreichen. Damit müssen wir uns alle gemeinsam auseinandersetzen. Ausgliederung der Spielbetriebsgesellschaft
Das war für mich ein zentraler Punkt meiner Vertragsverlängerung. Das ist elementar für die Zukunftsorientierung des Vereins. So wird man attraktiv für Sponsoren.
Neuer Präsident
Im Moment können wir für eine solche Person noch gar keine Stellenbeschreibung liefern. Diese wird sich auf jeden Fall sehr von der eines Rolf Hempelmann unterscheiden. Für die angestrebte ausgegliederte Abteilung wäre ein solcher Präsident gar nicht mehr direkt zuständig, sondern der Geschäftsführer Sport. Es macht also aktuell gar keinen Sinn, sich mit den Anforderungen an eine solche Stelle zu beschäftigen. Jeder soll sich darauf verlassen, wir arbeiten an den neuen Strukturen, wollen die Mitglieder und Anhänger auch regelmäßig informieren, um niemanden irgendwann vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Das Ziel
Es bleibt dabei, ich will mit RWE in spätestens fünf Jahren in der 2. Liga sein. Das Potenzial ist da. Wir sind auch alle davon überzeugt, die richtigen Schritte dorthin zu machen. Auch wenn es schwer ist, schließlich mussten wir den letzten Etat um 60 Prozent kürzen. Das ist ein Spagat zwischen der aktuellen Situation und den Zukunftsvisionen. Die Erwartungen an uns sind groß, das ist für alle aber auch eine große Chance, den Verein in eine neue Zeit zu führen. Das neue Stadion
Nur weil es zuletzt nicht durchgehend diskutiert wurde, heißt nicht, dass es es nicht kommt. Wir sind in engen Gesprächen mit der Stadt, mit der Unternehmensberatung Roland Berger, mit unseren eigenen Gremien. Der Weg wird gemeinsam gestaltet. Es wird ein kompletter Neubau, der hinter dem aktuellen Stadion angedacht ist, in dem wir spielen, bis die neue Arena fertig ist. Das ist natürlich mit logistischen Fragen verbunden, so zum Beispiel mit potenziellen Trainingsplätzen. Es wird aber bei keinem Aspekt einen Alleingang geben, auch wenn das vielleicht kolportiert wird. Wichtig, die Hafenstraße wird immer das Herz von RWE sein, egal ob ein Trainingszentrum vielleicht woanders steht. Uns wird auch keine Billiglösung vorgesetzt.
Stichtag 24. September
Ein Ratsbeschluss zum Thema Stadion ist angekündigt. Ich habe nichts negatives in dieser Hinsicht gehört. Allen ist aber klar, die Frage der Finanzierung ist komplex. Allerdings haben wir unglaubliche Fans, dazu die enorme Wirtschaftskraft der Stadt, man merkt doch, es lohnt sich, Engagement für RWE zu zeigen. Wir alle arbeiten jeden Tag an dieser Aufgabe. Es gab zu viele Ligen-Wechsel in der Vergangenheit, die sportliche Basis muss da sein. Einen automatischen Anspruch auf höhere Klassen gibt es nicht, nur weil wir RWE sind. So funktioniert das nicht. Basis Jugend
Wir haben ganz bewusst langfristige Verträge geschlossen. Ich habe mir die Zeit genommen, einmal über Namen wie Baris Özbek, Serkan Calik, Ali Bilgin oder Mesut Özil nachzudenken, die alle bei RWE waren. Ich kam auf einen Gesamtwert von zehn bis elf Millionen Euro. Wenn es nur einer unserer aktuellen Youngster schafft, haben wir alles richtig gemacht. Die Jugendarbeit im Club ist wirklich gut. Man muss einsehen, wir können nicht immer nur in Abhängigkeit von Sponsoren leben, es geht darum, Werte zu schaffen.
Die Verbindung zum ehemaligen Rechteverwerter Dr. Michael Kölmel
Ein weiterer elementarer Punkt, der geklärt werden muss, um weitere Strukturänderungen umzusetzen. Eine Ausgliederung ist nur dann möglich, wenn Dr. Kölmel nicht mehr Gläubiger ist. Die Verhandlungsvollmacht liegt bei der Stadt, die Gespräche sind nach meinem Stand gut fortgeschritten. Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen. Auch ein Dr. Kölmel weiß genau, dass man die Marke RWE ohne die Umstrukturierungen nicht besonders gut darstellen kann. Mit Ehrenamtlichkeit ist nichts mehr leistbar.
Das Verhältnis zur Stadt
Es wird sich sportlich nicht eingemischt. Aber es ist doch völlig normal, wenn man Geld in die Hand nimmt, will man auch Vorgänge begleiten. Es ist doch völlig legitim, modifizierte Stadionpläne in die Hand zu nehmen, wer die Musik bezahlt, entscheidet, was gespielt wird. Wir haben einen Controller, die Sportliche Geschäftsführung liegt bei mir, wirtschaftlich begleitet uns Gott sei Dank weiter Nico Schäfer, auch wenn er offiziell nicht mehr im Amt ist.
Rudi Assauer
Ich habe die Gerüchte auch gehört, das ist für mich kein Problem, weil ich weiß, wie die Leute, der Verein und die Stadt zu mir und meiner Arbeit stehen. Wir können RWE dorthin führen, wo der Verein hin soll, also interessiert mich das Gerede nicht.