Startseite » Fußball » Regionalliga

RWE: Derbyzeit
Der lange Weg zur dritten Kraft im Revier

(1) Kommentar
RWE: Der lange Weg zur dritten Kraft im Revier
Borussia Dortmund II
Borussia Dortmund II Logo
19:00
Dynamo Dresden Logo
Dynamo Dresden
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | Hilfe unter www.buwei.de | -w-

Samstag, 14 Uhr, Derbyzeit an der Essener Hafenstraße. Rot-Weiss Essen trifft auf Rot-Weiß Oberhausen, da konnte auch der Schnee nichts dran ändern.

Und in diesem Ruhrgebiet soll RWE die dritte Kraft werden? Welling: Wir haben das „Projekt 3“ genannt. Das ist eher eine Vision, obwohl wir dann sofort bei Helmut Schmidt und seinem Spruch sind: Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen. Während der Insolvenz waren sich alle einig, dass es erstmal nur ums nackte Überleben geht. Wenn sie das gepackt haben, kommt aber ein Punkt, an dem man diskutiert: Wie geht es weiter? Worauf wollen wir hin arbeiten? So kam es, ich gebrauche das Wort jetzt doch, zur Vision, die dritte Kraft im Pott werden zu wollen. Aber bitte, das ist zeitlich unbestimmt. Große Zeitpläne, die dann nicht eingehalten worden sind, hat es bei Rot-Weiss Essen genug gegeben.

Wie wollen Sie den MSV Duisburg und den VfL Bochum abhängen?

Welling: Es geht jetzt noch nicht darum, sportlich die dritte Kraft zu sein. Das ist etwas, was hoffentlich irgendwann mal folgt. Aber wir wollen an anderen Schrauben drehen: Mitgliederzahl, verkaufte Dauerkarten, Zuschauerschnitt. Als wir das Projekt ausgerufen haben, waren wir Fünfter bei den Mitgliederzahlen. Jetzt sind wir an Bochum vorbei und kratzen Duisburg an. Wir haben 5000 Dauerkarten verkauft. 5000 in der 4. Liga. Natürlich ist das alles ein Wechselspiel mit dem Sport, aber da kann ich nicht mehr sagen, als dass wir ruhig und solide arbeiten wollen und hoffen, dann auch erfolgreich zu sein. Ich sage nicht, wir müssen in der nächsten Saison aufsteigen. Das wäre Quatsch.

Zumal man aus der 4. Liga kaum rauskommt. Fünf Regionalligen, fünf Meister, aber nur drei Aufsteiger.

Welling: Stimmt. Die fünf Meister und der Zweitplatzierte aus dem Südwesten spielen in einer Playoff-Runde drei Aufsteiger aus.

Fair? Welling: Ich skizziere jetzt mal das Extrem: Ich spiele eine Saison mit 36 Spielen, ich hole 36 Siege, kassiere kein einziges Gegentor. Dann muss ich in diese Playoff-Runde, spiele auswärts beim Nord-Meister 0:0 und im Rückspiel daheim 1:1. Ergebnis: Ich steige nicht auf nach 38 Spielen ohne Niederlage mit einem Gegentor. So eine Idee entspricht doch keinem Gedanken, der mit Sport zu tun hat.

Was würden Sie empfinden, wenn Sie in einer Aufstiegsrunde auf Red Bull Leipzig treffen würden?

Welling: Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Als Fußball-Fan wünsche ich mir auch lieber ein Spiel Rot-Weiss Essen gegen Rot-Weiß Oberhausen als Red Bull Leipzig gegen die TSG Hoffenheim. Man muss sich wohl von diesen romantischen Vorstellungen verabschieden. Fußball ist ein Mega-Geschäft, in dem Geld eine bedeutende Rolle spielt. Was diese Vereine wie Red Bull oder Hoffenheim mit dem Geld machen, ist ja nicht grundsätzlich schlecht. Beide schaffen auch eine Infrastruktur. Wir stehen eben alle im Wettbewerb, und man sieht, wenn der Scheich zum Traditionsverein 1860 kommt, werden die auch schwach. Die Diskussion ist also ein bisschen bigott, weil wir alle aufsteigen und erfolgreich sein wollen. Ich würde diese Entwicklung nicht per se verdammen. Als Fußball-Fan sage ich aber: Ich habe da wenig Bock drauf.

Es hat aber auch niemand richtig Lust auf die U23-Talentschmieden der großen Vereine. Wie schwer machen Ihnen diese Reserve-Mannschaften das Leben?

Welling: Das Problem für Vereine wie uns ist nicht die Traditions-Debatte. Das Problem ist die Schere, die sich immer weiter öffnet. Im neuen Fernsehvertrag bekommen die Regionalligisten nichts, oben gibt es noch mehr Geld. Die Folge ist, dass es den großen Vereinen noch leichter als zuvor fällt, große Mittel in ihre U-23-Mannschaften zu stecken. Wir können mit den Gehältern, die bei Schalkes und Dortmunds U 23 gezahlt werden, schon heute nicht mithalten. Die verdienen da mehr als unsere Jungs, die verdienen teilweise in der U19 schon mehr. Auch das prangere ich nicht prinzipiell an. Dahinter steckt aber ein Strukturproblem. Für das ich ehrlicherweise keine Lösung aus dem Ärmel ziehen kann.

Sie haben eine Art Red Bull in der Liga. Viktoria Köln lebt von seinem Gönner Franz Josef Wernze, das Team ist von den Namen her eher Zweit-, als Viertligist. Neidisch?

Welling: Ich gucke schon mit ein bisschen Neid auf die finanziellen Mittel, aber wir versuchen es anders. Wir haben Viktoria geschlagen, das war schon ein süßer Sieg. Auf Dauer aber setzt sich dieses finanzielle Engagement oft durch. Muss aber nicht, das ist ja das Schöne am Fußball. Und noch mal, wir wollen nicht bigott sein, es ist nicht so lange her, dass RWE die gleiche Strategie gefahren hat.

Weiter geht es auf Seite 3

Seite 1 23 4 5
Deine Reaktion zum Thema
Dieses Thema im Forum diskutieren » (1 Kommentar)
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel