Denn in der Saison lief bei weitem nicht alles so rund, wie der Tabellenstand vermuten lässt. Die Schwarz-Weißen befinden sich in einem andauernden Konflikt mit dem Fußballverband und haben auch sportlich in den letzten Wochen nicht mehr nachhaltig überzeugen können.
„Das ist eine Peinlichkeit sondergleichen“
Der Groll des Landesligisten richtet sich vor allem gegen den Fußballverband Niederrhein (FVN). Auslöser ist eine ausstehende Verhandlung, die sich mit dem Urteil bezüglich der Vorfälle beim Meisterschaftsspiel gegen die DJK/VfL Tönisberg beschäftigen soll. Der Klever Verein hatte bereits Ende 2009 gegen die Entscheidung des FVN Einspruch bei der Verbandsspruchkammer eingelegt, wartet bis jetzt aber vergeblich auf ein Verfahren.
„Das Verhalten des Fußballverbands ist für mich eine große Enttäuschung“, lässt Christian Nitsch keine Zweifel an seinem Unverständnis und betont noch einmal: „Es geht uns nicht um die Wertung des Spiels, sondern darum, dass die Begründung richtig gestellt wird.“ In der heißt es nämlich, dass VfR-Trainer Joris Ernst für den Spielabbruch verantwortlich sei, weil er seine Mannschaft zum verlassen des Spielfeldes aufgefordert hatte. Allerdings soll Schiedsrichter Dustin Sikorski zuvor das Angebot gemacht haben, die Begegnung zu beenden, was er laut Spielordnung nicht gedurft hätte.
Bei der Verhandlung wollte der Unparteiische davon jedoch nichts mehr wissen, obwohl sogar Michael Kremers, Trainer des VfL Tönisberg, und ein neutraler Pressevertreter den Vorgang bestätigten. „Die Beweislage gegen den FVN ist erdrückend, aber anscheinend wird die Demokratie dazu genutzt, die Dinge so auszulegen, wie es gerade passt.“ Warum der Klub seit seinem Einspruch nichts mehr von der Verbandsspruchkammer gehört hat, ist für Nitsch nicht nachvollziehbar. „Das ist eine Peinlichkeit sondergleichen. Die Selbstherrlichkeit der Entscheidungsträger muss gebrochen werden und wir stehen kurz davor.“
Wolfgang Jades, Gruppenleiter der Landesliga 3, hat ebenfalls keine Erklärung für die Funkstille. "Ich habe meine Entscheidung damals getroffen und damit ist es für mich abgehakt. Warum die Verbandsspruchkammer noch nicht reagiert hat, weiß ich nicht." Damit wieder Bewegung in die Angelegenheit kommt, denkt der VfR nun darüber nach, eine einstweilige Verfügung über die öffentliche Gerichtsbarkeit zu erwirken.
„Mir fehlt die Leistungsbereitschaft“
Auch für den aktuellen Landesliga-Kader hat der Vereinsboss nicht nur lobende Worte übrig. Denn in der Rückrunde wurden viele Punkte unnötig abgeschenkt. „Um Karneval war die Euphorie im Team riesig und wir vom Verein haben alles dafür getan, die besten Bedingungen zu schaffen. Doch dann hat die Mannschaft abgebaut, aber nicht aufgrund von Verletzungen, sondern weil die Einstellung nicht mehr stimmte. In den letzten Wochen fehlte mir die Leistungsbereitschaft.“ Nitsch ist von den Darbietungen sogar so sehr enttäuscht, dass er sich manche Spiele gar nicht mehr ansieht, weil er sich nur aufregen würde. „Heute Abend haben wir ein Pokalspiel und ich bin sicher, dass man meinen Wagen nicht vor dem Platz des SV Walbeck sehen wird. Da kann man schöneres machen.“
Ein Dorn im Auge sind ihm in erster Linie die gestandenen Spieler, die zwar in Vertragsverhandlungen hohe Ansprüche stellen, diese dann aber nicht auf dem Platz erfüllen können. „Wenn man seinen individuellen Einsatz zurück schraubt, weil man meint, dass man das Glück gepachtet hat, dann finde ich das sehr bedenklich.“ Nitsch betont allerdings, dass seine Kritik keinesfalls ein Rundumschlag sein soll. „Einige Spieler möchte ich explizit außen vor lassen.“
Die Akteure, die dagegen angesprochen sind, werden in Warbeyen keine Zukunft haben und den Verein im Sommer verlassen. Junge, hungrige Spieler, die nicht zuerst auf die sowieso bescheidenen Verdienstmöglichkeiten blicken, sollen den Kader ergänzen, auch wenn man dann wahrscheinlich nicht ganz oben mitspielen wird. „Ich erwarte Engagement. Wenn wir um Platz sechs spielen, dann wäre das sehr schön“, formuliert Nitsch die Zielsetzung für eine (hoffentlich) ruhigere Saison.