Mit sechs Treffern aus den ersten vier Spielen katapultierte der Angreifer sein Team an die Tabellenspitze. „Joel hatte im letzten Jahr Schwierigkeiten, sich als Jungjahrgang durchzusetzen. Ihm hat geholfen, dass er in der Vorbereitung bei den Amateuren mittrainiert hat. Er ist erwachsen geworden und hat sich positiv entwickelt“, betont sein Trainer Dariusz Wosz.
Und weil man beim VfL finanzbedingt mehr denn je auf den eigenen Nachwuchs setzt, wurde Reinholz’ bemerkenswerte Entwicklung prompt honoriert. Während der Länderspielpause durfte der 18-Jährige für die Profis im Freundschaftsspiel beim SV Bommern auflaufen. Während seines 45-minütigen Einsatzes steuerte er fünf Treffer zum 19:0-Sieg bei und heimste darüber hinaus ein Lob von Chefcoach Andreas Bergmann ein: „Joel ist ein sehr wendiger und schneller Stürmer, ein interessanter Junge.“
Und deshalb durfte er sich am Mittwoch auch erstmals in dieser Saison im Training der Profis beweisen, zum zweiten Mal nach einem Kurzbesuch im vergangenen Februar. „Ich habe mich total gefreut, dass ich von den Jungs gut aufgenommen worden bin“, sagt der Jungspund.
Noch spricht er voller Ehrfurcht von „Herrn Dedic“ und den anderen. Dabei ist er mit seinen prominenten Mitspielern doch schon länger per Du: Als Fan steht das Eigengewächs regelmäßig mit seinen Kumpels und seinem Schal in der Ostkurve und feuert diejenigen an, mit denen er nun zumindest gelegentlich zusammenspielen darf. Ob sich durch seinen Aufstieg in den Dunstkreis der Profis etwas an seinem Fan-Dasein ändern wird? „Im Prinzip nicht“, sagt Reinholz.
So ganz sicher kann er sich aber noch nicht sein. Denn seit seinem Gala-Auftritt im Testkick hat der VfL kein Spiel mehr bestritten. Und ausgerechnet das Heimspiel gegen 1860 München am Freitagabend wird er sich nicht anschauen können: Er trainiert zeitgleich mit der U19.
Womöglich wird er seinen Verein in absehbarer Zeit ohnehin nicht mehr regelmäßig als Fan unterstützen können. Wosz jedenfalls traut ihm unter gewissen Umständen eine Karriere zu: „Wenn Joel seine Schlafphasen wegbekommt, wird er den Sprung schaffen können. Ein kleiner Ulf Kirsten kann er noch werden. Aber er muss lernen, dass man als Stürmer auch fies sein kann.“ Der Angesprochene bleibt trotz des Lobes aus berufenem Munde bescheiden. „Erstmal habe ich mir vorgenommen, acht bis zehn Tore in der Vorrunde zu schießen und hoffentlich noch häufiger bei den Profis dabei zu sein.“
Vorerst hat er schließlich auch neben dem Fußballplatz noch hohe Ziele: Im kommenden Frühjahr baut er sein Abitur. „Meine Eltern achten darauf, dass ich einen guten Abschluss mache“, berichtet Reinholz. Zu seinen Lieblingsfächern zählt neben Sport ausgerechnet Spanisch. Träumt da etwa jemand von einer Karriere in der Primera Division? „Ich habe schon mal darüber nachgedacht“, lächelt Reinholz, um eilig nachzuschieben: „Meine ersten Schritte würde ich gerne beim VfL machen. Mein Herz hängt schließlich an dem Verein.“