Wieder ein Traum geplatzt, wieder eine Niederlage für den gefallenen Star Ronaldinho. Nach der 3:0-Klatsche gegen Argentinien begleitete den Brasilianer das hämische Lachen des großen Diego Maradona auf dem Weg in die Kabine. Auf dem Rasen zeigte sein legitimer Erbe derweil wahre Größe: Lionel Messi fing Ronaldinho ab, umarmte ihn - und sprach ihm Trost zu. Es war ein Bild mit Symbolcharakter. Auf der einen Seite der zweimalige Weltfußballer, der sich durch die größte Krise seiner Karriere gekämpft hatte, um diese verdammte Goldmedaille zu holen - und doch scheiterte. "Ich bin traurig, sehr traurig. Es gibt keinen Trost für mich. Es ist so unglaublich, dass wir ausgeschieden sind. Wir wollten diese Medaille und in die Geschichte eingehen. Aber wir haben unser Ziel nicht erreicht", klagte Ronaldinho.
Auf der anderen Seite der aufstrebende Jungstar, der seine Elf mit unnachahmlichen Dribblings und Zauberpässen ins Endspiel geführt und eine neue Ära begründet hat. Der König Ronaldinho ist gestürzt, die Fußballwelt hat mit Messi einen Nachfolger gefunden. Es war eine Wachablösung vor Millionen, am Samstag nach dem Finale gegen Nigeria soll die Krönungszeremonie folgen.
Jetzt will Messi Gold
"Wir sind bereit für Gold", sagte Messi vor der Neuauflage des Endspiels von 1996. Vor zwölf Jahren unterlagen Hernan Crespo und Co. 2:3, nun in Peking ist die Albiceleste der klare Favorit. "Mit diesen 18 würde ich auch im Irak kämpfen", tönte Trainer Sergio Batista.
Inspiriert von Messi nahm der Olympiasieger von Athen 2004 den ungeliebten Nachbarn im Halbfinale auseinander. Vor den Augen seines künftigen Schwiegervaters Maradona schwang sich Sergio Aguero neben "la pulga", dem Floh zum zweiten Helden des Abends auf. Er erzielte zwei Tore (52./58.) und holte den Foulelfmeter raus, den Kapitän Juan Riquelme zum Endstand verwandelte (75.).
Eine "große Show" nannte Argentiniens Trainer Sergio Batista das Spiel. Messi sagte: "Ich hätte selbst nie geglaubt, dass wir so gut spielen können." Brasiliens Trainer Dunga verneigte sich vor dem "Genie Messi" und gab zu: "Es funktioniert nicht immer, gegen ihn mit Manndeckung zu spielen. Heute hat es gar nicht funktioniert." Maradona sah das wohl ähnlich, schaute spontan in der Kabine vorbei - und sicherte sich dort Messis Trainingsjacke als Souvenir.
Dunga erwartet Gegenwind
Von Ronaldinho wollte niemand etwas haben. Stattdessen musste sich der 28-Jährige Kritik seines Trainers gefallen lassen. "Er hat sein Niveau nicht voll ausgeschöpft", sagte Dunga, fügte allerdings versöhnlich hinzu: "Brasilien wird noch viel Freude an ihm haben."
Ob das auch für Dunga gilt, ist fraglich. "Der Druck auf mich wird steigen, die Zweifel werden wachsen", meinte er. Richtig gut sieht es wohl nicht für ihn aus. Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva habe einem Abgeordneten zufolge "niemals zuvor so viel Wut empfunden" wie beim Betrachten der Pleite.
Die Bronzemedaille, die im Spiel um Rang drei am Freitag gegen Belgien in Shanghai noch zu gewinnen ist, interessiert am Zuckerhut niemanden. "Es wird schwer, sich dafür zu motivieren", bekannte Ronaldinho mit leerem Blick.