Am Dienstag weht ein Hauch von Fußball-WM durch Peking. Argentinien gegen Brasilien, Messi gegen Ronaldinho - das Duell der Giganten im Halbfinale des Olympia-Turniers elektrisiert die chinesische Hauptstadt.
"Wir sind hier hergekommen, um Gold zu holen. Und niemand wird uns aufhalten", tönt Argentiniens Trainer Sergio Batista vor dem Treffen der südamerikanischen Fußball-Großmächte im Arbeiterstadion von Peking. Für Brasiliens Coach Dunga ist dagegen klar: "Wir sind hier, um Olympiasieger zu werden." Wenn auf dem Weg zur ersehnten ersten olympischen Goldmedaille auch noch der ungeliebte Nachbar geschlagen wird - umso besser. Die Vorbereitung auf das Duell könnte unterschiedlicher nicht sein. Ronaldinho und Co. wohnen im Olympischen Dorf, Messi und die Argentinier in einem Hotel. "Wir wollen Ruhe haben", sagt Trainer Batista. Wer das Chaos um die "Selecao" im Athleten-Dorf beobachtet hat, wird ihn verstehen. Ronaldinho wird "fast sexuell belästigt"
Wenn Ronaldinho auftaucht, vergessen freiwillige Helfer ihre Arbeit und Sportler ihre gute Kinderstube. Sie alle haben dann nur ein Ziel: Ein Foto mit oder ein Autogramm von dem Superstar. Der brasilianische Verband hat sich schon über die "fast schon sexuelle Belästigung" beschwert. Ronaldinho nimmt es dagegen klaglos hin. Sein Trainer dagegen lamentiert und meckert. Zu viel Trubel, zu schlechte Plätze, mieses Essen - es gibt nichts, worüber sich Dunga nicht schon aufgeregt hätte. Nur die Leistungen seiner Elf geben bisher wenig Anlass zur Beschwerde. Brasilien stellt die mit elf Toren gefährlichste Offensive des Turniers und die Abwehr um die Bundesliga-Profis Rafinha und Breno ist noch unbezwungen.
Messi soll es für die "Gauchos" richten
"Wenn wir mit der gleichen Hingabe und Konzentration weiterspielen und -kämpfen, können wir unser großes Ziel, Gold zu holen, erreichen", sagt der dritte "Deutsche", der Bremer Diego. Die bisher einzige olympische Begegnung hat Brasilien im Viertelfinale 1988 für sich entschieden (1:0). Dunga glaubt, dass seiner Elf der "Gaucho"-Stil entgegenkommen wird. "Wenn der Gegner Fußball spielt, können auch wir ein schönes Spiel zeigen." Genau das will Argentinien jedoch verhindern. "Wir müssen intelligent spielen und vor allem darauf achten, dass wir keine Fehler machen", sagt Kapitän Juan Riquelme. Argentinien muss auf Torhüter Oscar Ustari verzichten, der im Viertelfinale gegen die Niederlande einen Riss des rechten Kreuzbandes erlitt.
Vorne soll es Jungstar Lionel Messi richten. Dessen bisherige Vorstellungen in China begeisterten nicht nur die heimischen Fans. "Er ist großartig", schwärmte selbst Oranje-Trainer Foppe de Haan, nachdem Messi die Elftal im Alleingang zerlegt hatte. In der Presse wird der 21-Jährige schon als "Goldjunge" verehrt. Maradona ist als Maskottchen dabei
Das ist nicht nur ein Wortspiel, das die Wiederholung des Olympiasieges von 2004 zum Gegenstand hat, sondern auch eine klare Anspielung auf Argentiniens größten Fußballer: Diego Maradona, "el pibe de oro", der Goldjunge eben. Messi hat sich spätestens in China zu Maradonas Erben aufgeschwungen.
Der echte Maradona ist gleichwohl am Dienstag auch dabei. Er wird seine Nachfolger von der Tribüne aus anfeuern. "Es ist schön, dass er bei uns ist", sagt Riquelme, "aber auch sehr schade, dass er nicht mitspielen kann." Das Original bleibt eben das Original.