Die gebürtige Essenerin ist eine von über 32000 Sportlerinnen und Sportlern, Teil des 18er Kaders von Bundestrainerin Silvia Neid. Zur neuen Spielzeit wechselt die Mittelfeldakteurin, die in der DFB-Auswahl allerdings ein Teil der Viererkette ist, von der SG Schönebeck zurück zum FCR Duisburg.
China jetzt, die fußballerische Wiege stand beim TuS 84/10, die damalige Heimat galt bis zur C-Jugend. 1992 ging sie zum Grün-Weiß Schönebeck, worin auch die SGS ihre Wurzeln hat. Das erste Mal heuerte sie 2000 beim FCR Duisburg an. Ihre Premiere in der Nationalmannschaft feierte Bresonik am 10. Mai 2001 gegen Italien. Als nächstes steht ein erneuter kapitaler Vergleich mit Brasilien an, die Wiederauflage des Weltmeisterschaftsendspiels.
Olympisches Edelmetall fehlt Bresonik noch, zweimal wurde Sie bereits Welt-Champion (2003, 2007), Europameisterin (2001) auch, mit der A-Auswahl und der U19 des DFB. Bei der FIFA steht Bresonik auf einer 16er-Zukunftsliste mit der Brasilianerin Marta und der Kanadierin Christine Sinclair. Nach einer Zwischenstation beim SC Bad Neuenahr (27. Oktober 2005 bis 6. Mai 2006) landete sie erneut bei der SGS, jetzt will sie mit Duisburg nach dem Peking-Happening dreifach auftrumpfen: In der Meisterschaft, dem Pokal und dem UEFA-Cup. RS unterhielt sich mit Bresonik, die auch Trägerin des silbernen Lorbeerblatts ist.
Linda Bresonik, wie schön ist es in Heusenstamm, wo Sie gerade mit der Nationalmannschaft zu Gast sind?
Wir trainieren, essen, trainieren und schlafen. Und dann wieder von vorne. Am nächsten Mittwoch geht es los in Richtung Peking.
Was nehmen Sie mit nach China, was Sie beim letzten Mal vergessen hatten.
Ich nehme nichts anderes mit als zur damaligen WM. Es gab damals keine schlechten Erfahrungen, ich hatte alles. Wenn was fehlt, dann kauft man das.
0:2 gegen Norwegen beim letzten Test. Macht sich jetzt Unruhe breit?
Eigentlich nicht, vor der WM spielten wir gegen Norwegen bei der Generalprobe 2:2, das ging auch in die Hose. Aber verlieren tut keiner gerne, ich auch nicht. Vielleicht hätten wir uns mit einem Sieg noch einmal richtig Selbstvertrauen geholt, aber es bläst keiner Trübsal. Gut, noch einmal zu sehen, was verkehrt lief. So was sieht man oft erst, wenn man das Match noch einmal auf Video sieht. Nach vorne lief nicht viel.
Bundestrainerin Silvia Neid betonte, dass man physisch noch längst nicht den Status hätte, der dann beim Auftakt gegen olympischen Auftakt gegen Brasilien da sein wird.
So sieht es aus. Vor Ort wird es ohnehin anders sein, wenn man erst einmal in China ist. Die Stimmung wird ganz anders sein.
Sind Ihre Emotionen vergleichbar mit denen vor der WM 2007?
Ich persönlich habe eine totale Vorfreude, weil ich noch nie bei Olympia war. Viele Spielerinnen waren schon dabei und wissen, wie es abläuft. Schade, dass wir nicht von Anfang an im olympischen Dorf sind. Erst wenn wir unter den letzten vier Teams sind, siedeln wir über. Das ist aber auch schon Ansporn genug. Schließlich wollen wir eine Medaille holen, wenn es geht Gold.
Die Unterschiede zum letzten großen Ereignis sind aber da, oder?
Richtig, eine WM ist ein reines Fußballturnier, aber es ist nicht schöner. So hat man die Chance, auch einmal die anderen Sportler kennen zu lernen.
Was haben Sie abseits von den eigenen fußballerischen Verpflichtungen besonderes vor?
Irgendwas geht immer, man erhält Karten. Ich will natürlich sehr gerne den Endlauf über 100 Meter der Männer sehen, weiß aber nicht, wann der terminlich angesetzt ist. Ich will erleben, wie das in Wirklichkeit aussieht. Im Fernsehen sieht das schnell aus, wenn man live dabei ist, wird es noch anders sein. Man hat mir erzählt, die Stimmung soll ganz toll sein. Die Kulisse ist vor dem Start mucksmäuschenstill. Und nach dem Startschuss stehen alle. Geil, wenn ich dabei wäre. Schwimmen interessiert mich auch.
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Linda Bresonik spürt die "totale Vorfreude". (RS-Foto: firo)
Was ist mit Land und Leuten?
Ehrlich gesagt, China ist nicht das Land, was mich wirklich wahnsinnig anzieht. 2007 schauten wir uns Shanghai an. Große Einkaufszentren oder Wolkenkratzer muss ich auch nicht sehen.
Im Vorfeld kam immer wieder die Diskussion auf, in wie weit man politische Zustände kommentieren darf.
Wir dürfen uns äußern, es muss uns aber klar sein, welche Konsequenzen das haben wird. Ich habe mich bereits im Vorfeld dazu entschlossen, nichts zu sagen.
Nach dem 24. August kann man aber Fragen stellen, oder?
Dann kann man über die Erfahrungen reden.
Kommt ein Gegner wie Brasilien zu früh?
Eine Auftaktbegegnung ist immer das schwierigste Match. Wir haben die Chance, sofort im Geschäft zu sein.
Wiederholt sich der WM-Hype um die Spielerinnen, wenn das Team Gold holt?
Das denke ich schon. Es wäre verrückt und wahnsinnig, wenn wir Gold holen würden. Aber verrückte Sachen sind gut, von mir aus kann das klappen. Allerdings weiß doch jeder, wie lange die Begeisterung nach der WM anhielt.
Ein paar Monate.
Danach war es schon wieder zu Ende, das würde nach den Spielen auch so sein.
Wäre für einen amtierenden Weltchampion und Europameister alles andere als Gold eine Enttäuschung?
Würde ich nicht sagen. Wenn wir Bronze holen, haben wir uns nicht verschlechtert, springt Silber heraus, verbessern wir uns. Aber als zweifacher Weltmeister hintereinander müssen wir den Anspruch haben, Gold zu holen.
Waren Sie zufrieden mit dem wirtschaftlichen Ergebnis, das Sie aus der Popularität als Weltmeisterin bislang ziehen konnten?
Ich war positiv überrascht und zufrieden mit dem, was passierte. Und natürlich habe ich Geld damit verdient. Aber zufrieden bin ich nie, man kann sich immer verbessern, das gilt auch für diesen Bereich. Im Erfolgsfall werden sich noch weitere Sachen ergeben.
Alles weiter ohne professionelles Management?
Ich hole mir Tipps, habe auch schon einmal jemanden, der den einen oder anderen Termin fest macht. Aber ich habe mich nirgendwo gebunden. Klar ist, dass sich eine Spielerin wie Nadine Angerer unterstützen lässt, vor allen Dingen nach einer solchen WM. Nadine kann man anders vermarkten als mich. Ich kann mich auch nicht mit einer Simone Laudehr oder Lira Bajramaj vergleichen. Was ich mir vorgenommen habe, ich würde mich nie verstellen.
Der Playboy fragte an, oder?
Abgelehnt habe ich nicht, ich habe mich einmal mit den Vertretern getroffen, wir sprachen darüber. Aber konkret wurde nichts geplant, das war bei mir auch Neugier. Es ist ein Unterschied, ob es eine Leichtathletin als Einzelsportlerin macht oder eine Mannschaftssportlerin.
Welche Athletin oder welchen Athleten würden sie bei den Spielen gerne einmal treffen?
Da kann ich spontan niemanden sagen. Vielleicht kann ich nach dem 100 Meter-Finale dazu mehr erklären.