"Musikantenstadl" statt Länderspiel - die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft muss zwei Monate nach dem WM-Finale im eigenen Land anscheinend zurück in die Nische, aus der sie sich gerade erst befreit hatte. Das erste EM-Qualifikationsspiel am Samstag gegen die Schweiz wird von der ARD zwar live übertragen, aber bereits um 15.45 Uhr. Die Karten sind zudem Ladenhüter.
"Wir hatten versucht, den Anpfiff in den Abend zu legen. Das wollte die ARD nicht aus Angst vor einer schlechten Quote. Statt Frauenfußball gibt es jetzt Musikantenstadl", klagte Nationalmannschafts-Managerin Doris Fitschen in der Bild-Zeitung.
83 Tage nach dem WM-Auftaktspiel gegen Kanada vor 73.680 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion sind die DFB-Frauen Samstagabend also kein Quotenbringer mehr. Stattdessen singen die Schlagerstars Roland Kaiser und Gaby Albrecht zur besten Sendezeit. Eine garantierte Topquote, wer will es dem Sender verdenken? Dass das Länderspiel in Augsburg auch noch parallel zum sechsten Bundesliga-Spieltag der Männer angepfiffen wird, macht wenig Hoffnung auf eine hohe Einschaltquote.
Auch die nur 5000 abgesetzten Tickets sind Beleg dafür, dass der WM-Boom nicht nachhaltig ist. Eine Entwicklung, die der DFB-Präsident Theo Zwanziger jedoch erwartet hat: "Die zahlenmäßige Resonanz ist gering, aber nach einem nationalen Ereignis wie der WM halte ich das nicht für unnormal." Zwanziger hatte bereits kurz vor Ende der WM gesagt, dass man trotz ausverkaufter Stadien keinen Riesen-Boom erwarten dürfe. Es bleibt die Hoffnung auf den Absatz von Karten an der Tageskasse.
Sportlich wollen die Frauen von Bundestrainerin Silvia Neid nach dem enttäuschenden Aus im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Japan mit der Wiedergutmachung beginnen. Gegen die Schweiz, in der Weltrangliste an Position 26 geführt, wollen die DFB-Frauen den ersten Schritt Richtung EM 2013 in Schweden gehen.
Angeführt wird die Mannschaft dabei von Torhüterin Nadine Angerer, die von Neid am Freitag voraussichtlich als neue Spielführerin präsentiert werden wird. Die 32-jährige tritt die Nachfolge von Rekordnationalspielerin Birgit Prinz an, die nach der WM wie ihre Stellvertreterin Kerstin Garefrekes ihre Karriere im Nationalteam beendet hatte.
Angerer wäre eine logische Wahl, sie war 2003 und 2007 Weltmeisterin, fünfmal Europameisterin und holte bei drei Olympischen Spielen Bronze. Zudem hat sie ein kleines WM-Trauma zu verarbeiten - sie verschuldete gegen Japan den Gegentreffer.