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Rahner im Interview
"Ich war wie Obama"

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Helmut Rahner: "Ich war wie Obama"
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Einst war Helmut Rahner der härteste Verteidiger der Liga. Vor dem Uerdinger fürchteten sich Riedle, Elber und Kuntz. 11Freunde bat ihn zum Interview.

Stichwort "Treter": In insgesamt 151 Spielen für Bayer Uerdingen beziehungsweise den KFC sind Sie nur zwei Mal vom Platz gestellt worden.

Helmut Rahner: Da muss ich selbst nachdenken, wann das gewesen sein könnte. Jürgen Kohler, der letzte deutsche Weltklasse-Vorstopper, und der gesamte deutsche Fußball der 80er und 90er Jahre lebten es uns vor, die berühmten deutschen Tugenden. Durch Trainer wie Gerland, Funkel oder auch Magath habe ich gelernt, immer an der Grenze des Erlaubten zu spielen. Meistens ist mir das auch ganz gut gelungen. Den Stürmern habe ich versucht, keine Ballkontakte zu geben. Zur Begrüßung gab es in den ersten Minuten ein Tackling mit Ball. Verbal und mit Mimik und Gestik wurde dem Gegenspieler der Hinweis gegeben: Lass dich lieber auswechseln, bleib besser in deiner Hälfte! Ein Vorstopper der wirklich klassischen Prägung ließ in einer Halbzeit vielleicht fünf bis sechs Ballkontakte des Stürmers zu. Und der musste ja meistens schon in der Halbzeitpause frustriert und schimpfend auf Mitspieler und Schiedsrichter herausgenommen werden, da er rotgefährdet war. Gutes Zweikampfverhalten, eine gesunde Grundaggressivität und der absolute Wille, Gegentore zu verhindern – das ist es, worauf es ankommt. Eben, authentisch bleiben, hart aber herzlich!

Die Saison 1994/95 haben viele Uerdingen-Fans noch heute in sehr schöner Erinnerung. Insbesondere die Abwehr trug maßgeblich dazu bei, dass die Mannschaft während der ganzen Saison nicht einmal auf einem Abstiegsplatz stand. Was war das Erfolgsrezept?

Helmut Rahner: In erster Linie unsere mannschaftliche Geschlossenheit und unsere gute Kameradschaft. Gerade die Achse um Peschke, Dreher, Gorlukowitsch, Bittengel, Lässig und mich hat ja über Jahre hinweg zusammen gespielt und war entsprechend gefestigt. Hinzu kam mit Friedhelm Funkel ein super Trainer. Da passte einfach alles zusammen. Und bei aller harten gewissenhaften Arbeit habe ich durch meine Zeit im Rheinland auch eine gewisse Lockerheit dazugelernt.

Ausgerechnet im Jahr eins nach dem Ausstieg des Bayer-Konzerns erfolgte nach einer schwachen Saison 1995/96 der Abstieg in die 2. Liga. Was lief nicht mehr so wie zuvor?

Kommt ein Rahner geflogen (Foto: firo).

Helmut Rahner: Noch in der Vorrunde der Saison hatten wir die beste Abwehr der Liga. Danach wurden wir wahrscheinlich ein wenig übermütig, und es wurde zu offensiv gespielt. Das ging bekanntlich leider nach hinten los. Hinzu kam, dass der Teamgeist der vorherigen Saison mehr und mehr nachließ. Zusätzlich hatten einige Spieler bereits in der Winterpause bei anderen Vereinen zugesagt, so dass sie in der wirklich heißen Phase der Saison gedanklich wahrscheinlich schon woanders waren. Hinzu kam Verletzungspech, verschossene Elfmeter, das berühmte zweite Jahr des Aufsteigers eben. Von den Namen her waren wir natürlich noch stärker besetzt als im Jahr zuvor, deshalb war der Abstieg auch unnötig und wäre eigentlich vermeidbar gewesen.

Als einer von wenigen Spielern sind Sie mit dem KFC in die zweite Liga gegangen. Doch mit dem neuen Trainer Hans-Ulrich Thomale lief es nicht gut.

Helmut Rahner: Da muss ich ein wenig ausholen: Die Zeit in Uerdingen verlief bis dahin für mich absolut super, und ich habe mir einen Kultstatus erarbeitet. Aber nach sechs Jahren, darunter fünf Jahre unter Funkel, war es einfach Zeit für eine neue Erfahrung. Bereits im Winter 1995 hatte ich dem Verein mitgeteilt, dass ich wechseln möchte. Der Wendepunkt zum Negativen war für mich die Entlassung von Funkel, den ich persönlich für einen hervorragenden Trainer halte und dem ich sehr viel zu verdanken habe. Peschke, Bittengel und ich mussten dann allerdings nach dem Abstieg und unter dem neuen Trainer bleiben. Von Anfang an lief es mit Thomale nicht mehr richtig rund. Es fand ein Generationswechsel statt. Wir sind zwar gut gestartet, verspielten aber bereits vor der Winterpause alle Chancen auf den direkten Wiederaufstieg.

Ihr Abschied lief eher unrühmlich: Von Disputen im Wintertrainingslager in Spanien war die Rede. Wie lief der Abgang vom KFC damals ab, und wie war Ihr Verhältnis zum damaligen Trainer Thomale?

Helmut Rahner: Negativer Höhepunkt der Saison war das Trainingslager in Spanien. Trainer Thomale hat uns beim Mannschaftsabend zu späterer Stunde Wein in unser Bier geschüttet, woraufhin ich eine neue Runde bestellt habe und auf seinen Deckel habe schreiben lassen. Nach außen hin wurde es so dargestellt, als wenn ich suspendiert worden bin, dabei wollte ich den Verein bereits seit längerem verlassen. Als dann noch eine Ablösesumme für mich gefordert wurde, war das Tischtuch endgültig zerschnitten, leider. Aber im Nachhinein muss ich sagen, dass von allen Seiten Fehler gemacht wurden. 2003 beim Trainerkongress in Freiburg haben wir uns dann aber ausgesprochen.

Ihre erste Station nach Uerdingen war der FC Kilmarnock in Schottland. Wie kam der Kontakt seinerzeit zustande, und wie beurteilen Sie rückblickend die Zeit auf der Insel?

Helmut Rahner: Zunächst bin ich zurück zum 1. FCN gegangen. Als Zwischenstation vor einem weiteren Vertrag in Nürnberg bin ich in Schottland bei Kilmarnock gelandet. Das ist ein Vorort vor Glasgow, und der Club ist vergleichbar mit Vereinen wie Duisburg oder Bochum in Deutschland. Die Art wie dort Fußball gespielt wurde, kam mir natürlich sehr gelegen.

Es folgten weitere Stationen in Nürnberg, bei Calcio Reggiana, Preußen Münster und Rot-Weiss Essen. Sind Sie rückblickend mit dem weiteren Verlauf Ihrer Karriere zufrieden? Und welches waren die prägendsten Erlebnisse?

Helmut Rahner: Im Alter zwischen 15 bis 27 Jahren habe ich alles richtig gemacht! Bei meiner letzten Station Rot-Weiss Essen bekam ich mit 29 Jahren bei meiner ersten OP eine bakterielle Infektion in meinem Sprunggelenk, das war das Aus. Als Fußballer gibt es ja immer Wechsel, die sich hinterher als goldrichtig herausstellen, und Wechsel, die weniger gut waren. Mein Wechsel nach Uerdingen zum Beispiel war ein absoluter Glücksgriff. Aber sowohl in Münster als auch in Essen war – bei allem Potential, meine Verweildauer zu kurz, um richtig viel mit beiden Vereinen zu bewegen. Trotzdem bin ich stolz auf das, was ich erreicht habe: Ich wurde zwei Mal DFB-Pokalsieger mit der A-Jugend, zwei Mal Vizemeister mit der B- und A-Jugend, bin zwei Mal in die 1. Bundesliga aufgestiegen und wurde mit RWE Niederrheinpokalsieger – um nur die wichtigsten Erfolge zu nennen. Das kann sich, glaube ich, sehen lassen.

Das komplette Interview auf 11freunde.de: 11freunde.de/geschichtsstunde/119180?

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