Red Bull und Fußball - das schien noch vor ein paar Jahren überhaupt nicht zu passen. Die Teams in Leipzig und Salzburg waren mit alternden Profis gespickt, die großen Erfolge fehlten, es hagelte Kritik von allen Seiten. Am Samstag empfängt RB Salzburg den Weltpokalsieger Bayern München. Zwar nur in einem Testspiel, aber mit Blick auf die Entwicklung der Klubs des Getränke-Giganten lässt sich ohne Weiteres sagen: Das wird nicht mehr lange so sein.
Seit dem Amtsantritt von Ralf Rangnick als Sportdirektor im Sommer 2012 prescht Red Bull auch im Fußball konsequent nach vorne. Der Grund dafür spiegelt sich in einer einzigen Aussage des ehemaligen Bundesliga-Trainers im SID-Interview wieder: "Jugendlichkeit ist ein Qualitätsmerkmal, das haben wir früh erkannt." Ein Qualitätsmerkmal für attraktiven sowie erfolgreichen Fußball und damit ein Qualitätsmerkmal im Sinne der Marke Red Bull, die für Attribute wie jung, cool und erfolgreich steht."
In der sportlichen Leitung, das betont Rangnick, betrachte man "vorrangig andere Kriterien" als die Verzahnung zwischen Investor-Intention und Spielweise. Trotzdem ist ihm natürlich bewusst: "Wir haben einen Spielstil, der zur Marke passt." Das Konzept "mit jungen Spielern" sei nicht nur "nachhaltig, sondern führt auch kurzfristig zum Erfolg", sagt Rangnick und unterstreicht damit die sportliche Bedeutung. Der 55-Jährige versichert sogar, auch in Zukunft "keine älteren Spieler" zu holen.
Ziele sind klar, Zeitplan ist noch geheim
Der Plan scheint immer mehr aufzugehen. Salzburg liegt zur Winterpause mit elf Punkten Vorsprung an der Spitze der österreichischen Topliga, Leipzig hat als Drittliga-Zweiter beste Chancen auf einen Durchmarsch von der Regional- in die 2. Liga. Dazu kommt: Die Projekte werden trotz andauernder Kritik - Stichwort "Retortenklubs" - immer mehr in den Städten angenommen.
"Die Akzeptanz und Beliebtheit hängen stark davon ab, wie du Fußball spielst", sagt Rangnick: "Wir haben einen Schnitt von 14.000 Zuschauern in Leipzig. Auch in Salzburg kommen durchschnittlich nun mehr Zuschauer, und Spiele gegen attraktive Gegner wie Ajax Amsterdam oder Bayern München sind zudem natürlich absolute Highlights."
Derartige Gegner sollen für die Österreicher in der Champions League und für die Leipziger in der Bundesliga zur Normalität werden. Wann? "Die Ziele sind klar. Aber nur welche zu verkünden, damit erreichen wir nichts", erklärt Rangnick zurückhaltend. Deutlicher bezieht er Stellung zu einem weiteren wichtigen Baustein des Gesamtkonzepts, den umstrittenen Kooperationen innerhalb der RB-Teams. "Wir nutzten natürlich Synergieeffekte wie bei Teigl", stellt Rangnick unverblümt fest. Nach der schweren Verletzung von Leipzigs Christian Müller wurde zuletzt mal eben Salzburgs Georg Teigl als Ersatz zum Partner-Verein geschoben.
Weitere Ausdehnung nicht geplant
Bitter dürfte vor allem Fußball-Romantikern aufstoßen, dass auch die Verbindungen mit den beiden weiteren Red-Bull-Vereinen "intensiviert" werden sollen: Seit 2006 gehört dem Energy-Drink-Hersteller das Spitzenteam von New York, 2007 wurde eigens der Verein Red Bull Brasil gegründet. Eine Übernahme eines weiteren Klubs - beispielsweise in England, wie zuletzt spekuliert - sei derzeit jedoch kein Thema.
All diese strategisch bedeutsamen Entscheidungen trägt Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz selbstverständlich mit. "Wir haben regelmäßig Kontakt", sagt Rangnick. Die Arbeitsatmosphäre, verrät er, korreliert mit dem Erfolg. "Entspannt ist es immer, wenn es gut läuft." In Phasen am Anfang, als das nicht so war, "da gab es auch die ein oder andere kontroverse Diskussion". Aber das, sagt Rangnick, "ist völlig normal".