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Prestigeprojekt wird zum Problemfall

3. Liga: Prestigeprojekt wird zum Problemfall
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Große Worte begleiteten die 3. Liga im Sommer 2008 in die Premieren-Saison. Der Deutsche Fußball-Bund feierte die Erweiterung seines professionellen Unterbaus.

Vom "Beginn eines neuen Zeitalters wurde gesprochen, einer neuen Epoche". Knapp drei Jahre später ist Ernüchterung eingekehrt. Viele Klubs stecken in der Schuldenfalle, und auch der neue TV-Vertrag verspricht keine Besserung. Eine Erfolgsgeschichte sieht anders aus.

"Gezwungen, über den Verhältnissen zu leben"

"Mit einer konservativen Finanzplanung ist die Liga nicht zu finanzieren. Man ist gezwungen, über seine wirtschaftlichen Verhältnisse zu leben", sagt Rolf Rombach, Präsident von Rot-Weiß Erfurt, dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Welche Dramatik in dieser Aussage steckt, verdeutlicht er am Beispiel seines Vereins: "In der jetzigen Situation können wir uns nur noch zwei bis drei Jahre in der 3. Liga halten." Rombach ist beileibe kein Hasardeur, er kennt sich mit Sorgenkindern aus. Als Anwalt für Insolvenzrecht hat er bereits mehr als 300 Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten betreut.

Erfurt, zusätzlich mit einem maroden Stadion belastet, steht in der Liga mit seinen wirtschaftlichen Problemen nicht alleine da. Daher beschlossen die Vereine in der vergangenen Woche, auch auf Initiative Rombachs, die Gründung einer Interessenvertretung.

Mehrzahl der Klubs nicht überlebensfähig

"In der jetzigen Konstellation auf der Basis der bestehenden, konservativen Finanzierungsmöglichkeiten und den gleichzeitigen Vorgaben, die die Vereine zu erfüllen haben, ist die Mehrzahl der Klubs in dieser Liga auf absehbare Zeit wirtschaftlich nicht überlebensfähig", hieß es etwas umständlich, aber nicht minder aufrüttelnd in der anschließenden Erklärung der Teilnehmer.

Dabei sollte die 2008 eingeführte neue Profiliga ein Prestigeobjekt werden. Doch bis heute fehlt ein Ligasponsor, der neben den 752.000 Euro Erlös aus den Fernsehgeldern weitere Einnahmen in die Kassen der Vereine spülen könnte.

"So ist die 3. Liga nicht zu halten"

"So ist die 3. Liga nicht zu halten", sagt Hartmut Beyer, Präsident des thüringischen Traditionsklubs Carl Zeiss Jena: "Die Hoffnungen lagen auch darauf, einen Ligasponsor zu bekommen."

Schon im vergangenen Jahr erhielt Jena nur mit Mühe die Lizenz. Mit einem Kraftakt hatte der dreimalige DDR-Meister ein Finanzloch in Höhe von 947.000 Euro gestopft - unter anderem durch den Verkauf der Rasenheizung.

Im Gegensatz zu den Zweitligaklubs bekommen die Vereine eine Klasse tiefer gerade mal ein Sechstel der Summe aus dem Fernsehtopf. "Die 3. Liga ist Vollprofitum. Die Kosten für die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs sind die gleichen wie in der 2. Liga", sagt Rombach: "Bei allen Vereinen herrscht bei der Problematik völlige Übereinstimmung."

Doch anstatt gelindert zu werden, könnten sich die Probleme für die Vereine der 3. Liga zukünftig noch verschärfen. 2012 endet der Fernsehvertrag des DFB für die Nationalmannschaften, 3. Liga, Regionalliga und Frauen-Bundesliga. Bisher erlöste der DFB damit 80 Millionen Euro, von denen auch die Drittligisten ausgezahlt wurden.

Da jedoch die Europäische Fußball-Union UEFA die Qualifikationsspiele zur EM 2016 zentral vermarkten will, kann der DFB zukünftig nur noch die Testspiele der Männer-Nationalmannschaft den TV-Sendern anbieten - was sehr wahrscheinlich zu Einnahmeverlusten führen wird. So könnte auf die Drittligaklubs statt mehr TV-Geld (Beyer: "Wir brauchen minimum 1,2 Millionen") sogar noch Mindereinnahmen zukommen. Erhöhung der TV-Gelder scheint utopisch

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach betonte zuletzt bereits, dass "weltweit keine 3. Liga mehr Geld bekommt". Vor diesem Hintergrund erscheint eine Erhöhung der TV-Gelder für die Drittligisten utopisch. Offene Vorwürfe gegen den DFB erheben die Drittligaklubs dennoch nicht. "Ich bin davon überzeugt, dass der DFB die Probleme sieht. Er ist ja nicht blauäugig", sagte Rombach.

Der größte Sportfachverband der Welt gibt sich verständnisvoll. "Es ist völlig legitim, dass die Vereine ihre Ideen und Anregungen zur Diskussion stellen. Es gehört zu den Kernaufgaben des DFB, die 3. Liga optimal zu betreuen. Und wir sind froh, dass uns das mit den bestmöglichen Vermarktungsabschlüssen im TV-Bereich bisher auch sehr gut gelungen ist", sagte der für die 3. Liga zuständige DFB-Direktor Helmut Sandrock dem SID: "Neben den direkten Zuwendungen wird den Vereinen mit der hohen TV-Präsenz eine ideale Plattform zur Eigenvermarktung geboten."

In der kommenden Woche soll es einen ersten Dialog geben. Dann steht eine turnusmäßige gemeinsame Tagung mit den Managern der Drittligavereine auf dem Programm.

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