„Das war ein überragendes Match“, schnalzte Peter Neururer mit der Zunge. Doch seine Stimmung war auch getrübt. „Wir hatten 80 Prozent Spielanteile und hätten gewinnen müssen.“
Von Beginn an zeigte der MSV sofort, wo es lang gehen sollte: nach vorne. Die Neururer-Elf ließ Energie kaum Luft schnappen und setzte den Absteiger kontinuierlich unter Druck. Mit einem schnellen Passspiel und einstudierten Kombinationen hatte der MSV die Oberhand, ohne aber wirklich gefährlich vor dem Kasten von Gerhard Tremmel aufzutauchen. „In der ersten halben Stunde haben wir uns nicht befreien können“, musste auch „Pele“ Wollitz zuegeben, dass Duisburg einfach besser war.
Doch der Schock für die 16.022 Zuschauer folgte. In der 41.Minute wurde der Spielverlauf nämlich völlig auf den Kopf gestellt. Als Emil Jula den Ball unbedrängt 18 Meter vor dem MSV-Gehäuse annehmen konnte, setzte er Jiayi Shao in Szene. Frank Fahrenhorst verlor den Zweikampf gegen den Cottbuser Offensivmann und Shao schob das Leder aus sieben Metern an Keeper Tom Starke vorbei – 0:1.
Aber die Zebras zeigten sich kein bisschen irritiert. Im Gegenteil: Die Hausherren machten sofort wieder Dampf nach vorne. Wild gestikulierend war vor allem Sandro Wagner als Anpeitscher und Einheizer aktiv. „Er hat einen unglaublichen Lauf“, lobte sein ehemalige Mitspieler und jetziger Cottbuser Markus Brzenska. „Er hat ja dann auch ein sensationelles Ding gemacht.“ Denn Wagners Ehrgeiz zahlte sich kurz vor dem Pausenpfiff aus. Starke bediente mit einem langen Abwurf Dorge Kouemaha. Der kamerunische Nationalspieler schaltete seinen Turbo ein, überlief Brzenska und passte die Kugel vorbildlich auf Wagner. Der nahm die Pocke an, schaute und zirkelte das Spielgerät aus 14 Metern zum 1:1 ins lange Eck (45.). „Das war schön, aber am Ende hätte ich lieber gewonnen und kein Tor erzielt“, zeigte sich Wagner bescheiden.
Der zweite Durchgang begann, wie der erste geendet hatte. Duisburg machte das Spiel, Cottbus das Tor. Statt energisch dazwischen zu hauen, zögerte Fahrenhorst und Jula traf aus der Drehung zum 1:2 (59.). Überhaupt erwischte der ehemalige Bochumer einen raabenschwarzen Tag und brachte die Abwehr ein ums andere Mal in Not. Doch erneut bewiesen die Gastgeber Nehmerqualitäten. Sie steckten nicht auf und glaubten an ihre Chance. Und als Wagner den Ball für Adam Bodzek vorlegte, schlenzte die Duisburger Arbeitsbiene den Ball aus 20 Metern in den Winkel – 2:2 (83.). „Vor der Moral, die die Mannschaft gezeigt hat, ziehe ich den Hut“, lobte Neururer sein Ensemble, merkte aber auch an: „Es hat gefühlte 128 Auswechslungen gegeben, zwei Tore sind gefallen und die Cottbuser haben jede Verletzung zur einer theatralischen Behandlung genutzt. Dass man dann nur zwei Minuten nachspielen lässt, kann ich nicht verstehen. Da muss endlich mal eine vernünftige Regelung gefunden werden.“ Sein Zusatz: „Cottbus ist Erster, wir sind Zweiter. Am Ende bin ich damit zufrieden.“