Als Dominick Drexler seinen Vertrag im November vorzeitig verlängerte, freute sich auch Karel Geraerts mit. Der 33-Jährige bringe ein im Kader „einzigartiges Profil“ mit, betonte der Trainer des FC Schalke 04. „Ich mag ihn als Person und Spieler.“
Doch aktuell sind Drexlers Qualitäten auf dem Platz nicht gefragt. Sein bislang letzter Einsatz datiert aus dem November und nahm ein bitteres Ende. Im Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf lagen die Königsblauen bereits nach einer guten halben Stunde mit 0:3 zurück, als der Mittelfeldmann verletzt ausgewechselt werden musste. Muskelfaserriss lautete die Diagnose, Drexler fiel für den Rest der Hinrunde aus - stand aber auch nach dem Jahreswechsel noch keine Sekunde auf dem Rasen, obwohl er längst wieder fit ist. In allen vier Zweitliga-Partien blieb er die vollen 90 Minuten auf der Bank.
Schalke: Klare Ansage von Geraerts an Drexler
Ändert sich das im Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden am Samstag (13 Uhr/Sky)? Voraussichtlich nicht, denn im Vorfeld der Partie kritisierte Geraerts seinen Routinier mit überraschend deutlichen Worten. „Ich kann sehr offen sein“, leitete der belgische Coach seine Antwort auf eine Frage nach Nichtberücksichtigung von Drexler ein und führte aus: „Er gibt mir nicht das, was ich möchte. Meine Entscheidungen basieren auf meinen Eindrücken aus dem Training. Sobald er mich dort überzeugt, zweifele ich keine Sekunde.“
Eine klare Ansage an Drexler, dessen Rückkehr ins Team längst in Fankreisen gefordert wird. Warum, ist naheliegend: Der gebürtige Bonner blickt auf die Erfahrung aus mehr als einem Jahrzehnt im Profifußball. Er weiß, wie Abstiegskämpfe funktionieren, identifiziert sich mit dem Verein und könnte die zuletzt lahmende Offensive mit seinen Qualitäten als Spielmacher beleben. Zudem gilt er als Paradebeispiel für einen Spielertypen, der Schalke zurzeit abgeht: als „Dreckssack“ - einer, der dahin geht, wo es weh tun kann, wo es unangenehm wird.
Vor allem aber gehört Drexler zum Führungspersonal im Schalker Kader. Er genießt einen hohen Stellenwert innerhalb des Teams und ist neben Kapitän Simon Terodde, Marcin Kaminski, Ralf Fährmann, Henning Matriciani und Michael Langer Teil des Mannschaftsrats. Seine Kollegen aus diesem Gremium befinden sich aktuell auf Formsuche (Terodde, Kaminski, Matriciani) oder sitzen auf der Bank (Fährmann, Langer).
Eine klar erkennbare Hierarchie im Spiel ging den Schalkern auch beim enttäuschenden 0:1 bei Holstein Kiel ab. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass alle verstanden haben, worum es geht“, meint Geraerts. Und so wäre Drexlers Hereinnahme auf den ersten Blick doch eine geeignete Maßnahme in der aktuellen Situation. Zumal der Druck im Abstiegskampf vor dem Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten Wiesbaden wieder mächtig gewachsen ist. „Es ist immer wichtig, Anführer auf dem Platz zu haben“, findet auch Geraerts.
Doch bevor Drexler wieder eine Option darstellt, erwartet sein Trainer eine Steigerung. Worauf sich Geraerts‘ Kritik an dem Spielmacher stützt, wollte der 42-Jährige nicht im Rahmen der Spieltagspressekonferenz nicht im Detail thematisieren. Drexler wisse nach einem ausführlichen Gespräch im Trainingslager in Portugal vor Beginn der Rückrunde jedoch bestens, so Geraerts weiter, „was ich von ihm erwarte“. Und das setzte Drexler bislang offenbar nicht zu der Zufriedenheit seines Coaches um.
Dass der S04-Profi seinem Coach bei einer Sitzung nach dem Fortuna-Spiel im Beisein des gesamten Teams für dessen taktische Herangehensweise kritisierte - tags darauf entschuldigte er sich dafür -, sei kein Grund für die Ausbootung. Das stellte Geraerts auf Nachfrage klar. In der Anfangszeit des Coaches nahm Drexler jedenfalls noch eine wichtige Rolle ein. Der frühere Kölner, der nach seiner aktiven Laufbahn selbst ins Trainergeschäft einsteigen möchte und bereits die B+-Lizenz erwarb, stand in vier der ersten fünf Partien nach dem Trainerwechsel in der Startelf. Dann folgte die Verletzung gegen Düsseldorf - und seither ist Drexler außen vor.
In der Mittelfeldraute erhielten Kenan Karaman oder Darko Churlinov zuletzt den Vorzug hinter den Spitzen. Auf den Halbpositionen setzte Geraerts lieber auf Spieler wie Blendi Idrizi, Paul Seguin oder Tobias Mohr. Nach der Anpassung des Spielsystems zu einem 4-2-2-2 in Kiel war ebenfalls kein Platz für Drexler. Daran scheint sich vorerst auch nichts zu ändern.