Die Angst geht um beim VfL Bochum, die Angst vor dem Abstieg in die Dritte Liga und die Angst, auf diesem schweren Weg womöglich allein gelassen zu werden. Nach der 0:2-Niederlage gegen den MSV Duisburg verfolgten am Montag nur noch 12 500 Zuschauer die 0:1-Heimpleite gegen Arminia Bielefeld. Gut 3000 Leute dürften allerdings die Gäste mitgebracht haben.
VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter, in den Augen vieler Bochumer Anhänger hauptsächlich verantwortlich für die VfL-Misere, hat jedoch auch jetzt noch nicht vor, persönliche Konsequenzen zu ziehen: „Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, ist die Kritik berechtigt. Ich vertraue aber nach wie vor dem, was wir auf den Weg gebracht haben.“
Dass Bielefelds Trainer Jeff Saibene „kein gutes, kein schönes Spiel gesehen“ hatte und seinen Eindruck auch so wiedergab, mochten die Bochumer Verantwortlichen nicht weiter kommentieren. Sie beschäftigen sich in diesen tristen Tagen mehr mit dem Pech ihrer Angreifer im Abschluss. Das soll Hoffnung vermitteln, denn irgendwann, so das Kalkül, wird dieses Pech aufgebraucht sein, dann sollten wieder Tore fallen. „Und täglich grüßt das Murmeltier“, sagte VfL-Trainer Jens Rasiejewski und spielte damit auf die nicht genutzten Möglichkeiten seiner Spieler an. Die gab es zwar, aber vergleichsweise eher in einer homöopathischen Dosierung.
Die schwache Partie hätte nämlich gut und gerne torlos enden und damit das Niveau dieses Aufeinandertreffens ziemlich exakt im Ergebnis widerspiegeln können, aber der Sonntagsschuss von Florian Hartherz passt eben nahezu perfekt in die aktuelle Abwärtsspirale, aus der es derzeit für den VfL Bochum offenbar kein Entrinnen gibt. Was schiefgehen kann an der Castroper Straße, das geht auch schief. Oder, wie Rasiejewski es formuliert: „Die Dinge, die wir im Moment machen, reichen nicht aus, um zu gewinnen.“
Einer, der schon in der Jugend seine Knochen für den VfL hingehalten hat, spürt die Gefahr und nimmt deshalb alle, die mit dem Klub zu tun haben, in die Pflicht: „Wir können nicht auf jeder Ebene Probleme haben, auf jeder Ebene Unstimmigkeiten: im Aufsichtsrat, im Vorstand und bei den Fans.“ Patrick Fabian, der Ex-Kapitän, war geladen, als es nach der neuerlichen Niederlage nur so aus ihm heraussprudelte. Der 30-Jährige ist einer der wenigen aktuellen Spieler, die sich mit dem Verein identifizieren. Er hofft nun auf den verbindenden Schulterschluss in diesem Haderklub, um wenigstens das Schlimmste verhindern zu können.
Hochstätter würde in dieser misslichen Lage am liebsten Ruhe, Ruhe und noch einmal Ruhe verordnen. Dabei hat die verunsicherte Mannschaft vermutlich eher das Gegenteil nötig, nämlich einen Übungsleiter, der Selbstbewusstsein, Dynamik und Lust am Gelingen zu wecken und zu stärken versteht. Ob seine Mannschaft verstanden habe, dass sie im Abstiegskampf angekommen sei, wurde Jens Rasiejewski gefragt. Seine Antwort lautete: „Wir haben genug ältere Spieler, das muss man keinem erklären.“