Hasan Ismaik hat es wieder getan. Mit viel Säbelrasseln nahm der arabische Großinvestor die Chefetage des TSV 1860 München aufs Korn und trat damit nicht zum ersten Mal einen offenen Machtkampf los. Er will den schnellen Bundesliga-Aufstieg, er will einen Trainer nach seinem Gusto, und er will das alles ohne den "Löwen"-Präsidenten Dieter Schneider. Wie schon Anfang 2012 versucht der 36-jährige Ismaik vehement seine Interessen durchzusetzen - und droht unverhohlen mit seinem Rückzug.
"Warum sollte ein alter Mann wie Schneider am Präsidentenposten festhalten?", fragte Ismaik in einem Interview mit der Münchner Tageszeitung tz und attackierte damit Schneider aufs Schärfste: "Die einzige Erklärung ist, dass seine persönlichen Interessen und sein Öffentlichkeitsdrang ihn dort halten."
Aufsichtsratssitzung steht unter schlechten Vorzeichen
Schneider sei im Umgang mit ihm, mit den Fans und sich selbst "nicht ehrlich. Er gibt ständig inhaltlich falsche Statements ab, und wenn man ihn damit konfrontiert, streitet er alles ab und meint, das habe er so nicht gesagt", sagte der 36 Jahre alte Jordanier. Der Klub brauche "frisches Blut". Die Verantwortlichen verfolgten persönliche Interessen, nicht die des Vereins. Am 7. Januar wird der Löwen-Investor seit längerer Zeit mal wieder nach München kommen. Eine Aufsichtsratssitzung ist anberaumt. Dass es dort krachen wird, davon ist nun auszugehen. Die Löwen selbst wollten sich zunächst nicht öffentlich äußern.
Ismaik ist unzufrieden mit der sportlichen Situation beim Tabellen-Sechsten und er ist höchst verärgert darüber, dass die Löwen sich weigerten, den schwedischen Star-Trainer Sven-Göran Eriksson zu installieren und stattdessen dem unbekannten Alexander Schmidt das Vertrauen schenkten. An der Person Eriksson hält Ismaik nach wie vor fest. Der Ex-Nationaltrainer Englands sei "ein Freund. Seine Motive sind nicht materiell", sagte Ismaik. Eriksson wolle vielmehr "eine Erfolgsstory begründen und das Potenzial bei 1860 für einen Aufstieg nutzen".
Die Spannungen zwischen Ismaik und 1860 schienen im Mai 2012 endlich ausgeräumt, nachdem im Winter 2012 die Fetzen geflogen waren und Schneider nur dank des Rückhalts bei den Fans im Amt geblieben war. Beide hatten sich einem Dreijahresplan verpflichtet, der den deutschen Meister von 1966 bis zum Jahr 2015 zurück ins Oberhaus führen soll. Er habe die Zukunftsvision, die ihm der Klub vorgelegt habe, "bedingungslos akzeptiert", hatte Ismaik damals gesagt.
Aufstieg oder Abgang
Den Dreijahresplan sieht Ismaik schon jetzt als gescheitert an und begründet damit auch, dass er den Löwen die zweite Rate des Darlehens noch nicht überwiesen hat. "Ich unterstütze keine gescheiterten Pläne. Und dieser Plan hat sich schon im ersten Jahr als Fehler erwiesen".
Ismaik will den Aufstieg schneller, dass 1860 eine große Neuverschuldung ablehnt, ficht ihn dabei nicht an. Denn andernfalls droht er mit seinem Ausstieg. "Wenn mein Partner keinen Respekt zeigt und keine Konsultationen mit mir will, dann werde ich nicht länger bleiben. Falls sie mir nicht die Chance geben, in die Bundesliga aufzusteigen und später in die Europa League oder Champions League zu kommen, dann hat dieses Investment keinen Wert für mich."