Die Hertha darf den Blick wieder Richtung Spitzengruppe wenden. Sandro Wagner (30.) und der drei Minuten zuvor eingewechselte Ronny (73.) per Freistoß erzielten die Hertha-Treffer vor 16.750 Zuschauern in der ausverkauften Stadion-Baustelle Alte Försterei. Für die Hertha war es im dritten Zweitliga-Duell mit den "Eisernen" der erste Sieg. Union, für das Christopher Quiring (69.) zwischenzeitlich ausgeglichen hatte, bleibt mit nur einem Zähler auf der Habenseite auf Relegationsplatz 16 weiter in der Krise.
"Ich freue mich für unsere Fans, aber vor allem für meine Mannschaft", sagte Herthas Trainer Jos Luhukay: "Wichtig ist, dass die Mannschaft eine breitere Brust bekommt."
Union-Coach Uwe Neuhaus ärgerte sich: "Die Niederlage war überflüssig. Wir haben in den zweiten Halbzeit mächtig Druck gemacht." Er beklagte "Anfängerfehler" seiner Mannschaft: "Wir haben heißes Herz gezeigt, aber keinen kühlen Kopf."
Das mit Spannung erwartete Derby enttäuschte über weite Strecken der ersten Hälfte mit konfusen Aktionen auf beiden Seiten. Kontrollierter Spielaufbau fehlte ebenso wie ein erkennbares System.
Dabei hatte Neuhaus nach drei Tagen Geheimtraining seiner Mannschaft ein neues Gesicht verpasst und in Simon Terodde und Adam Nemec gleich zwei Spitzen aufgeboten. Das Duo war allerdings bei Herthas Innenverteidigern Maik Franz und Roman Hubnik in besten Händen, sofern überhaupt ein Pass den Weg in Herthas Hälfte fand.
Auf der Gegenseite ließ auch das Team von Trainer Jos Luhukay spielerische Reife vermissen. Die Hertha, bei der Keeper Thomas Kraft wegen Rückenbeschwerden auf sein Comeback nach überstandener Sperre verzichten musste, ließ allenfalls über den agilen Änis Ben-Hatira etwas Gefahr aufblitzen.
Der Deutsch-Tunesier leitete dann auch folgerichtig den Treffer von Wagner ein. Sein Zuspiel ließ Peer Kluge im Strafraum perfekt für Wagner abtropfen, der aus 13 Metern seinen zweiten Saisontreffer erzielte.
Die Union-Fans musste bis zur 47. Minute auf die erste klare Torchance ihres Teams warten. Aber Nemec setzte den Kopfball nach Flanke von Markus Karl knapp neben den Kasten von Hertha-Schlussmann Sascha Burchert.
Burchert stand in der Folgezeit immer wieder im Mittelpunkt, als Union Mitte der zweiten Hälfte den Druck erhöhte. Doch erst schnappte Burchert dem einschussbereiten Nemec den Ball vor der Nase weg (65.), dann parierte er gegen den freistehenden Patrick Kohlmann (66.). Chancenlos war Burchert allerdings beim Ausgleich des eine Viertelstunde zuvor eingewechselten Quiring, als Hubnik unglücklich verlängert hatte.