Paukenschlag bei Alemannia Aachen: Der krisengeplagte Fußball-Zweitligist gab Chefcoach Peter Hyballa am Dienstag überraschend den Laufpass und sorgte für den ersten Trainerwechsel in der noch jungen Saison im deutschen Profifußball. "Das Vertrauensverhältnis zwischen Trainerteam und Mannschaft hat in den letzten Wochen stark gelitten. Nach intensiven Gesprächen mit allen Beteiligten glauben wir nicht mehr daran, dass die Basis für einen gemeinsamen sportlichen Erfolg gegeben ist", sagte Manager Erik Meijer.
Die Alemannia ist nach sieben Spieltagen noch sieglos und weist nur drei Punkte auf. Die Mannschaft, die jüngste im Fußball-Unterhaus, erzielte nur einen Treffer. Erst vor Wochenfrist war Ex-Nationalspieler David Odonkor von der Alemannia zur Belebung des Offensivspiels verpflichtet worden.
Der 35-jährige Hyballa war seit dem 1. Juli 2010 am Tivoli tätig und besaß noch einen Vertrag bis zum Saisonende. Am Montagabend stimmte der Aufsichtsrat der Beurlaubung zu, Ex-Profi Meijer wurde offiziell damit beauftragt, einen neuen Cheftrainer zu suchen.
"Wir danken ihm für seine Arbeit"
"Eins ist klar: Eine solche Entwicklung kann man nicht allein am Trainer festmachen. Es gibt vielfältige Gründe für unseren schlechten Start. Peter Hyballa ist ein junger Trainer, der seinen Weg gehen wird. Wir danken ihm für seine Arbeit, die er immer mit hundertprozentiger Leidenschaft ausgeführt hat", sagt Meijer.
Das Training übernimmt vorübergehend U23-Coach Ralf Außem. Beurlaubt wurde auch der bisherige Hyballa-Assistent, Eric van der Luer. Die desolaten Vorstellungen der Alemannia-Kicker zwangen die Verantwortlichen auf dem Tivoli offenbar zum Handeln.
Im Sommer 2010 war Hyballa mit großen Hoffnungen von Borussia Dortmund geholt worden. Dort hatte der Fußballlehrer die A-Junioren des BVB betreut. In Aachen war der Coach jünger als sein ältester Spieler. Mit seinem selbstbewussten Auftreten und flotten Sprüchen machte er auf sich aufmerksam, kam allerdings mit der Mannschaft in der vergangenen Saison nicht über Platz zehn hinaus. Allerdings führte der junge Trainer die Mannschaft ins Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Bayern München (0:4).
Ernüchterung nach dem verkorksten Start
Geschäftsführer Frithjof Kraemer war zu Beginn der Saison noch froh, über ein Duo wie Hyballa und Meijer zu verfügen. "Wir haben einen verrückten Sportdirektor und einen noch bekloppteren Trainer geholt", sagte Kraemer vor dem Saisonstart schmunzelnd. Beide standen für Authentizität, Volksnähe und Leidenschaft. Zusammen sollten sie die Mannschaft wieder in höhere Tabellengefilde führen. Doch der verkorkste Saisonstart löste Ernüchterung aus.
Vor allem in der Offensive zeigten die Aachener große Schwächen. Die einzigen Punktgewinne resultierten jeweils aus torlosen Remis - zuletzt in Paderborn. Deshalb holte Meijer Odonkor. "Sicher fehlt David die Wettkampfpraxis, aber er verfügt über diese eine Qualität, mit der er immer den Unterschied machen kann: seine Schnelligkeit", sagte Hyballa nach der Verpflichtung des Ex-Dortmunders.
Richtig auskosten konnte der Trainer die Vorzüge seines neuen Schützlings nicht mehr. Nach nur einem Spiel mit Odonkor, der 21 Minuten in Paderborn zum Einsatz kam, musste er gehen.