Mit einer Gala-Vorstellung hat Bayer Leverkusen die Tabellenführung in der Bundesliga gefestigt und das Prestigeduell gegen Ex-Trainer Michael Skibbe klar für sich entschieden: Obwohl Bayer-Chefcoach Jupp Heynckes fünf verletzte oder erkrankte Stammspieler ersetzen musste, fertigte die Werkself Eintracht Frankfurt mit 4:0 (3:0) ab und zeigte vor allem in der ersten Hälfte fantastischen Offensiv-Fußball. "Wenn man beim Spitzenreiter nach zehn Minuten 0:3 zurücklieget, hat man das Spiel praktisch schon verloren. Es kann nicht sein, dass wir gegen Mannschaften, die über uns stehen, immer einen auf den Sack kriegen. Da müssen wir uns alle hinterfragen", sagte Frankfurts Maik Franz, der zudem berichtete, dass Skibbe in der Pause richtig laut geworden ist.
Stefan Kießling (2.) mit Saisontor Nummer acht, Stefan Reinartz (6.) und Toni Kroos (11.) schraubten das Ergebnis mit dem Blitzstart auf 3:0. Den Schlusspunkt setzte Lars Bender vier Minuten nach seiner Einwechslung in der 86. Minute. Bayer bleibt damit weiterhin ungeschlagen und konnte nach zuletzt drei Unentschieden wieder einen "Dreier" einfahren. "Das erste Tor hat uns in die Karten gespielt, danach lief es", sagte der verletzt fehlende Bayer-Kapitän Simon Rolfes bei Sky.
Für die Gastgeber war es der erste Heimsieg gegen die Eintracht seit dem 28. Januar 2006. Dass Heynckes außer Mittelfeldmotor Rolfes auch Nationaltorhüter Rene Adler (Augenentzündung) sowie die schon länger fehlenden Renato Augusto, Michal Kadlec und Patrick Helmes ersetzten musste, merkte man kaum. Die Rheinländer ließen Ball und Gegner laufen. Die Hessen, die ebenfalls vier Stammspieler ersetzen mussten, fanden dagegen keine Bindung zum Spiel. Vor allem der Ausfall der Abwehrspieler Chris (Rückenblessur) und Patrick Ochs (Rippenbruch) konnte nicht kompensiert werden.
Wütende Fans und ein frustrierter Trainer: Für die Eintracht war bei Bayer nichts zu holen. (Foto: firo)
"Das war ein bitterer Abend für uns. Unsere Abwehr war einfach ungeordnet, die Umstellung haben nicht gegriffen", analysierte Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen schon zur Halbzeit. Beide Teams mussten auf ihre Stammtorhüter - Adler bzw. Oka Nikolov - verzichten.
Für Adler feierte der 19-jährige Fabian Giefer sein Bundesliga-Debüt, erstmals zum Einsatz bei den Frankfurtern kam auch der Ex-Schalker Ralf Fährmann. Und der erlebte eine bitteren Einstand im Gehäuse der Hessen. Bereits nach 72 Sekunden bezwang ihn Nationalspieler Kießling, der mit seinem achten Saisontreffer in Abstaubermanier das 1:0 erzielte. Damit entfachte der von Bundestrainer Joachim Löw für die kommenden Länderspiele nominierte Bayer-Angreifer einen Sturmlauf der Rheinländer. Beim Treffer zum 0:2 machte Fährmann nicht den besten Eindruck. Symptomatisch war zudem das 3:0. Der 19-jährige Kroos war aus 17 Metern in den Torwinkel erfolgreich, wobei der Frankfurter Maik Franz die unfreiwillige Vorarbeit leistete und Kroos den Ball auflegte. In der 22. Minute musste der Frankfurter Christoph Spycher nach einem Kopfball von Sami Hyypiä auf der Linie klären, sonst hätte es sogar zur Halbzeit 4:0 gestanden.
Auch im zweiten Durchgang sprühten die Leverkusener nur so vor Spielfreude. Die Frankfurter wirkten dagegen wie paralysiert. Erst in der 20. Minute prüfte Alexander Meier Debütant Giefer mit einem Schuss aus der Drehung. In der 22. Minute wechselte Eintracht-Trainer Michael Skibbe, der bis Mai 2008 zweieinhalb Jahre bei Bayer tätig war, Caio aus und brachte den österreischen Nationalspieler Ümit Korkmaz, um das Offensivspiel seiner Mannschaft zu beleben. Doch auch diese Maßnahme brachte keinen Erfolg.
Für Aufregung sorgten Frankfurter Fans, die nach einer knappen halben Stunde bengalische Feuer abbrannten. Ein Fan versuchte, den Platz zu stürmen, wurde jedoch von den Sicherheitskräften gestoppt.