Die Profis des abstiegsbedrohten Bundesligisten Hertha BSC Berlin haben ein Zeichen zur Versöhnung mit den Fans gesetzt. "Freie Fahrt zum Nulltarif", heißt es für die Anhänger des Hauptstadt-Klubs in der Rückrunde der Bundesliga. Die Profis des abstiegsbedrohten Hauptstadt-Klubs spendieren ihren Anhängern die Reisekosten und Tickets zu allen acht Auswärtsspielen und stellen dafür eine Pauschale in Höhe von 300.000 Euro zur Verfügung. Damit wollen sich die Spieler in erster Linie für die verkorkste Hinserie mit ihren Anhängern wieder versöhnen und setzten zugleich das von Manager Dieter Hoeneß geforderte Zeichen.
"Wollten ein Zeichen setzen"
"Es war uns ein Bedürfnis, nach der misslungenen Hinrunde, in der wir nicht als Mannschaft aufgetreten sind, als gesamtes Team ein Signal an unsere Fans zu senden. Mit dieser Maßnahme wollen wir zum Ausdruck bringen, dass uns der Ernst der Lage bewusst ist", sagte Hertha-Kapitän Dick van Burik.
In Absprache mit der Fanbetreuung unter Berücksichtigung der begrenzten Kapazität der Gäste-Fan-Blöcke sind die Spieler auf die Summe von 300.000 Euro gekommen. Ursprünglich war gar von einer Million Euro die Rede gewesen. Manager Dieter Hoeneß fasste die Aktion als "erfreuliches Signal, von dem in erster Linie unsere in der Vorrunde leidgeprüften Fans profitieren", auf.
"Wir haben uns das überlegt, weil die Fans die Leidtragenden der schlechten Vorstellungen waren", meinte Mittelfeldspieler Niko Kovac. Angeführt vom Spielerrat mit van Burik, Marko Rehmer, Fredi Bobic, Arne Friedrich und Pal Dardai hatte sich die Mannschaft am Donnerstag zwischen den Trainingseinheiten getroffen, um letzte Details zu klären.
Spieler gingen auf Konfrontationskurs zum Manager
Mit dem Schritt kam der zuletzt arg gescholtene Hertha-Kader der Forderung von Manager Hoeneß nach, in Folge der katastrophalen Leistungen der Hinrunde ein Zeichen zu setzen. Der Manager selbst hatte einen Gehaltsverzicht von rund 25 Prozent vorgeschlagen. Das Geld sollte eingefroren und nur im Falle des Nicht-Abstiegs wieder ausgezahlt werden. So hätte Hoeneß bei Eintritt des "Supergau Abstieg" zumindest den finanziellen Schaden eindämmen können.
Die Spieler jedoch lehnten die Forderung des Managers ab und gingen damit erstmals seit Jahren in der Öffentlichkeit auf Konfrontationskurs zum mächtigen Hertha-"Chef". "Wir haben alle leistungsbezogene Verträge und haben in der Hinrunde schon viel Geld eingebüßt", hatte Herthas Kapitän Dick van Burik erklärt. Lediglich Vize-Kapitän Pal Dardai stimmte frühzeitig einem Gehaltsverzicht zu.
Summe wird nach Verdienst gestaffelt
Die Fan-Aktion der Mannschaft ist durchdacht. Zum einen werden mit den Anhängern die eigentlichen Opfer des Gruselfußballs der Hinrunde bedacht. Zum anderen wird die zu zahlende Summe nach Verdienst gestaffelt. Spitzenverdiener wie Fredi Bobic oder Marcelinho, die dank ihrer vielen Einsätze die Hauptschuld an der Misere tragen, zahlen den Spitzensatz. Neu-Profis wie der Bulgare Alexandar Mladenow, die wegen ihres seltenen Mitwirkens nur eine geringe Schuld trifft, greifen weniger tief in die Tasche.
Herthas Trainer Hans Meyer hatte die Offerte der Spieler mit Erleichterung aufgenommen. Der neue Coach der Berliner, der die "Alte Dame" nach nur 13 Punkten aus 17 Spielen der Hinrunde zum Klassenerhalt führen soll, hatte eine schnelle Einigung gefordert. Bis zu Beginn des zehntägigen Trainingslagers am Sonntag auf der spanischen Urlaubsinsel Gran Canaria sollten alle Diskussionen um Gehaltseinbußen vom Tisch sein.