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Krieg in georgischer Heimat: Kobiaschwili sorgt sich um seine Familie
"Vier Nächte nicht geschlafen"

Krieg in georgischer Heimat: Kobiaschwili sorgt sich um seine Familie
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In diesen Tagen sitzt Lewan Kobiaschwili oft vor dem Fernseher.

Aber Fußball schaut der Profi von Schalke 04 nicht, über die Mattscheibe flimmern Bilder aus der Heimat. Panzer, zerbombte Häuser, flüchtende Menschen - der Krieg im Kaukasus hält den 31-Jährigen in Atem. "Im Moment denke ich nur an meine Familie, an Georgien - aber nicht an Fußball", sagt der Bundesliga-Profi. Auch die Champions League, die die Königsblauen in der Qualifikation gegen Atletico Madrid erreichen wollen, ist derzeit nur Nebensache.

Die Angst um die Heimat, die Verwandten und Freunde ist größer als die Vorfreude auf die Königsklasse. Dennoch war Kobiaschwili, mit 73 Länderspielen der georgische Rekordnationalspieler, für das Hinspiel am Mittwochabend bereit: "Ich stehe in der Pflicht." Tagelang bangte der Georgier auch um seine Ehefrau Tamara und die Kinder Nicka und Salome. Sie waren in den Ferien bei den Verwandten in der Heimat, als der Krieg in der abtrünnigen Region Südossetien begann und sich nach dem massiven Eingreifen russischer Truppen ins georgische Kernland ausdehnte.

"Ich konnte vier Nächte nicht schlafen", berichtet Kobiaschwili. Als seine Familie Anfang der Woche wohlbehalten nach Deutschland zurückkehrte, war die Erleichterung groß, und Kobiaschwili konnte erstmals seit Tagen wieder lächeln. Aber die Sorge bleibt. Seine Eltern, seine Großeltern und sein Bruder leben in der Hauptstadt Tiflis. Auch wenn durch die Friedensinitiative der EU die Waffen mittlerweile schweigen, die Lage ist weiter kritisch. "Ein großer Teil des Landes ist zerstört. Das tut mir weh. Georgien ist in meinem Herzen", sagt Kobiaschwili mit stockender Stimme.

Der Mittelfeldspieler, 2000 und 2005 Fußballer des Jahres in Georgien, verbringt die meiste Zeit des Tages am Telefon - um das Neueste von seiner Familie aus Tiflis zu hören. Und am Fernseher, um sich über die aktuellen Entwicklungen in seiner Heimat zu informieren. Nachdem am Wochenende sogar die Hauptstadt Ziel der russischen Luftwaffe gewesen war, hat sich die Lage nach der Zustimmung zum Friedensplan etwas beruhigt. Trainer Fred Rutten überließ Kobiaschwili, der seit 2003 auf Schalke ist und nach 135 Bundesliga- und 20 Europapokalspielen für die Königsblauen als "Mister Zuverlässig" gilt, selbst die Entscheidung, ob er gegen Madrid zum Kader gehört.

"Wenn er mir ein Signal gibt, dass er sich nicht hundertprozentig konzentrieren kann, dann werde ich auf ihn verzichten", sagte der Niederländer vor dem ersten Champions League-Qualifikationsspiel. Doch "Kobi" erklärte sich bereit, und Rutten nahm in am Mittwochmittag ins 18-köpfige Aufgebot für die Partie. Während für seine Teamkollegen das Spiel gegen den neunmaligen spanischen Meister drei Tage vor dem Bundesliga-Start schon das erste Finale und den ersten Höhepunkt der neuen Saison bedeutet, ist Kobiaschwili dennoch mit seinen Gedanken ganz woanders. 3000 Kilometer weit weg in Tiflis, bei seiner Familie.

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