Die Fußball-Bundesliga ist zwar die gesündeste Liga der Welt, wird aber auch künftig im Kampf um den Titel in der Champions League kaum eine Rolle spielen. Das ist das Ergebnis der Studie "Bälle, Tore und Finanzen" einer großen deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (Ernst & Young), die am Dienstag in Frankfurt/Main vorgestellt wurde. Aus der Umfrage, an der sich im Mai und Juni 30 der 36 deutschen Profiklubs beteiligten, geht hervor, dass 97 Prozent der Vereine ihre wirtschaftliche Lage als gut oder eher gut bezeichnen.
Trotz dieser positiven Stimmung können die deutschen Fans nach Ansicht der Wirtschaftsprüfer noch lange auf einen Erfolg eines Bundesligisten in der Königsklasse warten, da die internationale Konkurrenz wesentlich bessere finanzielle Voraussetzungen hat. "Natürlich schießt Geld Tore", sagte Autor Arnd Hovemann bei der Vorstellung der Studie und untermauerte seine Thesen mit Zahlen. Danach lagen die deutschen Teilnehmer in der vergangenen Saison der Champions League im sportlichen Vergleich mit den anderen europäischen Ligen nur noch auf dem sechsten Platz.
Im Jahr 2001 stand die Bundesliga noch an der Spitze. "Derzeit ist kein deutscher Klub auf Top-Niveau", meinte Hovemann. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind die Finanzen. Vor allem die englische Premiere League läuft der Bundesliga davon. Während die deutschen Klubs in der kommenden Saison mit einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro rechnen dürfen, werden auf der Insel 2,5 Milliarden Euro umgesetzt. Zwar liegt die Bundesliga in diesem Feld mit der spanischen Primera Division und der italienischen Serie A gleichauf, doch da die Klubs dort die TV-Rechte im Gegensatz zu Deutschland dezentral vermarkten, können die Top-Klubs der Bundesliga nicht mit den Spitzenvereinen wie Real Madrid, FC Barcelona, Inter Mailand und AC Mailand mithalten.
Hinzu kommen günstigere Steuersätze im Ausland. "Um einem Rafael van der Vaart zwei Millionen Euro netto zu bezahlen, muss der Hamburger SV 3,6 Millionen Euro aufbringen - Real Madrid nur 2,6 Millionen", erklärte Hovemann. Die derzeitige Situation im europäischen Klub-Fußball birgt nach Ansicht der Wirtschaftsprüfer große Gefahren. Da sich der Kreis der möglichen Europapokalsieger immer mehr einengt, könnte die Attraktivtät verloren gehen - ein Zuschauerrückgang wäre die Folge.
Solchen Tendenzen werden laut Hovemann in England bereits ausgemacht, da die Dominanz weniger Teams den nationalen Wettbewerb zerstöre. Die Experten raten deshalb zu Reformen bei der Verteilung der Vermarktungs-Einnahmen in der Champions League. Hovemann: "Ein Klub aus einem großen Fußball-Land, der früh ausscheidet, verdient derzeit immer noch mehr als ein möglicher Sieger aus Bulgarien."
Außerdem seien eine zentrale TV-Vermarktung und eine strenge Einhaltung der Lizenzierungsverfahren wünschenswert. Laut den Wirtschaftsprüfern sind die Wettbewerbsbedingungen für deutsche Klubs derzeit aber nach wie vor schwierig, da die jüngste Entscheidung des Kartellamts zur zentralen TV-Vermarktung und das Werbeverbot für Wettanbieter die Steigerung der Einnahmen begrenzen.
Wollten die Bundesligisten finanziell mithalten, müsste vor allem der Fan leiden, denn dann müssten die im europäischen Vergleich sehr niedrigen Preise für Tickets und Pay-TV drastisch erhöht werden.