Rund eine Woche vor dem Ligastart und drei Wochen vor dem Ende der ersten Transferperiode haben sich die 18 Erstligisten bis auf Champions-League-Aspirant Schalke 04 und UEFA-Cup-Teilnehmer VfL Wolfsburg äußerst moderat verstärkt.
Vor allem Rekordmeister Bayern München hielt sich im Gegensatz zum Vorjahr merklich zurück. Bis zum Freitag investierten die Bundesligisten etwas mehr als 123 Millionen Euro in Neuzugänge. Das sind derzeit rund 80 Millionen Euro weniger als in der vergangenen Saison, in der die "Schallmauer" von 200 Millionen Euro für Transferausgaben erstmals durchbrochen wurde.
Zum Vergleich: In Italiens Serie A gaben die Klubs bislang 375 Millionen für neue Stars aus, in der englischen Premier League waren es 358 Millionen Euro. Selbst die international sportlich nicht so hoch einzuschätzende französische Ligue 1 investierte fast doppelt so viel wie die Bundesliga. Dabei schlägt insbesondere die Zurückhaltung der Bayern ins Gewicht. In der Vorsaison griff der Double-Gewinner mit geschätzten 81 Millionen Euro für Stars wie Franck Ribery oder Luca Toni so tief in die Tasche wie nie zuvor.
Dagegen hat Bayern unter dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann nach den geplatzten Transfers von Gennaro Gattuso, Alexander Hleb und Mario Gomez noch keinen Cent Ablöse gezahlt. Bislang präsentierten die Bayern den Fans an der Säbener Straße nur die ablösefreien Neuzugänge Tim Borowski und Jörg Butt.
Und dabei soll es laut Klinsmann vorerst auch bleiben. "Mir gefällt die Philosophie von Jürgen Klinsmann, zunächst einmal die Stärke des vorhandenden Kaders auszureizen und jeden Spieler individuell zu verbessern. Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger können beispielsweise schon seit fünf Jahren mit links keine Flanke schlagen, obwohl sie auf der linken Seite spielen. Da anzusetzen, ist der richtige Weg", sagte Präsident Franz Beckenbauer: "Man darf nicht vergessen, dass wir in den vergangenen Jahren einen finanziellen Aufwand betrieben haben, den man nicht jedes Jahr wiederholen kann."
Weitaus offensiver präsentierte sich Wolfsburg auf dem Markt. Mit etwas mehr als 25 Millionen Euro ist der VfL "Transferkönig" im Oberhaus. Stars wie die Weltmeister Cristian Zaccardo (7 Millionen Euro) und Andrea Barzagli (14 Millionen) sollen den Klub in die nationale Spitze katapultieren.
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Bisher der teuerste Einkauf der Bundesliga: Wolfsburgs Andrea Barzagli. (RS-Foto: firo)
Damit die Qualifikation für die Königsklasse gelingt und der erste Meistertitel seit 50 Jahren kein Traum bleibt, griff auch Schalke 04 kräftig in die Tasche. In der vergangenen Saison haperte es vor allem im Angriff. Dieses Problem soll Jefferson Farfan (von PSV Einhoven) beheben, mit zehn Millionen Euro Schalkes teuerster Spieler der Vereinsgeschichte. "Natürlich wird der Druck entsprechend hoch sein, aber als Profi muss man dem standhalten", sagte der Peruaner. Zudem sicherten sich die Knappen die Dienste von EM-Teilnehmer Orlando Engelaar. Der niederländische Nationalspieler, zuletzt in seiner Heimat bei Twente Enschede aktiv, kostete rund 7 Millionen Euro Ablöse.
Nach zunächst dezenter Zurückhaltung hat auch Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp den Geldkoffer geöffnet. Am Donnerstag verpflichtete der Aufsteiger für 5 Millionen Euro den Brasilianer Wellington vom früheren Weltpokalsieger Internacional Porto Alegre. Zuvor hatten 1899 für Verteidiger Andreas Beck 3,3 Millionen Euro an den VfB Stuttgart überwiesen. Zudem soll ein weiterer Stürmer verpflichtet werden.
Ein deutliches Signal setzte auch der 1. FC Köln mit der Verpflichtung des portugiesischen Nationalspielers Petit, der beim 5:1 (3:1) im DFB-Pokal gegen Niederauerbach sein erstes Tor für den Aufsteiger schoss. Der Mittelfeldspieler kam ablösefrei von Benfica Lissabon und soll bei den Geißböcken eine neue Ära einläuten. "Wir haben einen solchen Spieler auch verpflichtet, damit der FC wieder in Dimensionen vorstößt, in die wir kommen wollen", sagte Trainer Christoph Daum.