Das Lamento über den geplatzten Vertrag erscheint plötzlich so groß. Der DFL-Vorstandsvorsitzende Christian Seifert wirkt beinahe hysterisch, weil er fürchtet, dass Italien, England und Spanien noch uneinholbarer werden.
Ich habe immer nur gesagt, dass der Wettbewerb für uns eingeschränkt wird. Man liest allenthalben, dass Real Madrid van der Vaart holen will, Rafinha sagt, dass er genügend internationale Angebote hat, wenn Schalke ihn rauswirft, Diego sagt das etwas moderater. Es werden immer mehr Spieler ins Ausland wechseln. Da muss man ja mal sagen dürfen, wie man die Situation in fünf Jahren beurteilt.
Das zweite Ding ist, dass wir jetzt den Rechtsweg gehen werden, sobald es eine abschließende Entscheidung gibt. Der Hintergrund ist, wenn man nicht den Rechtsweg geht, manifestiert man auf lange Sicht die 18 bis 20 Uhr-Diktion des Bundeskartellamtes. Schon das greifen wir an, damit uns in zukünftigen Verhandlungen nicht vorgeworfen werden kann, wir seien nicht dagegen vorgegangen.
Im Ligaverband oder auch bei der DFL tragen wir eine hohe Verantwortung. In Aachen, Augsburg oder Mainz haben wir Vereine, die zurzeit neue Stadien bauen. Die gehen davon aus, dass die TV-Vermarktung eine gesicherte hohe Einnahme ist. Wenn das nicht der Fall ist, kann es natürlich sein, dass irgendwann die Bauarbeiten eingestellt werden müssen. Das ist keine Hysterie, sondern ein Szenario, mit dem man sich auseinandersetzen muss.
Das hört sich ein bisschen so an, wie das, was hier in Dortmund eine Zeitlang gemacht wurde: Geld ausgeben, das man in Zukunft vielleicht bekommt. Die Entscheidung des Bundeskartellamtes stand ja noch aus. Oder gehört dieses Risiko einfach dazu?
Das muss jeder Verein für sich entscheiden. Da sind überall auch Kaufleute und Juristen, die das entscheiden und das auch ausloten. Da muss ich keine Empfehlung abgeben. Die Tatsache, dass noch kein Verein in die Insolvenz gegangen ist, spricht da ja für sich. Die Bundesliga ist ein ganz stabiler Faktor in Deutschland. Wir zahlen über eine halbe Milliarde an Steuern und Abgaben. Die Bundesliga erhält keine Subventionen. Darüber hinaus unterstützen die Bundesligavereine die Arbeit in den Amateurvereinen mit 19 Millionen Euro im letzten Jahr. Die Jugendarbeit in den Leistungszentren subventioniert die Liga mit 60 Millionen Euro im Jahr. Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung, der wir uns stellen und der wir gerecht werden.
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Dortmund will mit Jürgen Klopp auch verstärkt auf die Nachwuchsförderung achten
Wäre es dann nicht sogar sinnvoller, größere Teile der Einnahmen in die Nachwuchsförderung zu investieren anstatt mit dem verstärkten Wegzug von Stars zu argumentieren?
Wir gehen beide Wege. Beim BVB hat es uns ja die sportliche Leistungsfähigkeit erhalten, dass wir Spieler wie zum Beispiel Sahin oder Kruska hatten, als wir die Abgänge von Spielern wie Koller, Rosicky, Ewerthon oder Demel kompensieren konnten. Zumindest über einen bestimmten Zeitraum. Das wird aber nicht auf Dauer gehen. Aber es stimmt: Die Jugendarbeit ist ein Stützpfleiler von Borussia Dortmund. Da müssen wir noch besser werden.