Sie sagten vor der Wahl 2004, Sie wollten als Präsident Anwalt der Fans sein. Sie haben dann auch recht schnell die Fanabteilung ins Leben gerufen und sich bei den Fans einen sehr guten Ruf erworben. Sehen Sie sich immer noch als Anwalt der Fans oder hat sich das mit der Wiederwahl geändert?
Ich erinnere mich an den Satz. Ich habe auf der Mitgliederversammlung in freier Rede gesagt, ich wolle Anwalt der Mitglieder und der Fans sein. Das habe ich guten Gewissens und guten Willens gesagt, musste dann aber erfahren, dass sich die Fan-Landschaft ganz erheblich verändert hat gegenüber der Zeit, als ich in den ersten beiden Amtsperioden Präsident war. Das musste ich erst lernen.
Heute würde ich diesen Satz so nicht wieder sagen. Ich würde vieles für die Fans tun, weiß aber um die Schwierigkeiten, die sich aus den unterschiedlichsten Schattierungen der Fanszene ergeben. Manche wollen nur die alten Werte hochhalten und beziehen sich zu 100 Prozent auf die Tradition. Dann gibt es Fans, die das etwas leidenschaftsloser sehen. Dann gibt es Sponsoren, die den Verein anders unterstützen, nicht durch Lautstärke oder Choreografien. Dann gibt es Fans, die einfach schon immer Fan von Borussia Dortmund waren. Da ist es schon theoretisch nicht möglich, Anwalt aller Fans zu sein.
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Reinhard Rauball will sich auch für die Fans einsetzen
Ich hätte damals sagen sollen: "Der Verein ist in großen Schwierigkeiten. Ich möchte, dass nicht nur die Mitglieder dem 100-jährigen Jubiläum ruhig schlafend entgegensehen können, sondern ich möchte auch, dass die Fans beruhigt sein können, dass es in Dortmund weiterhin Borussia gibt." Die Gefahr, dass es die Borussia nicht mehr geben würde, war ja konkret vorhanden.
Hat die Gründung der Fanabteilung Ihre Arbeit erleichtert oder eher erschwert?
Die Gründung der Fanabteilung war ein Versprechen von mir, das ich auf der Mitgliederversammlung gegeben habe. Ich habe mit der Fanabteilung unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Die waren am Anfang auch durch Reibungen und Reibungsverluste geprägt. Aber die damals aktiv im Fan-Vorstand tätigen Personen haben ein hohes Verantwortungsbewusstsein gezeigt, übrigens auch der neue Vorstand. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es ein voller Erfolg ist.
Sie sind als fannaher Präsident gefeiert worden, gerade auch wegen des Satzes, Sie wollten Anwalt der Fans sein. Warum dann der Schritt in die DFL?
Ich bin ja nicht Präsident der DFL, sondern des Ligaverbandes. Der Ligaverband ist der Zusammenschluss aller 36 Profivereine. Das operative Geschäft macht die DFL. Ich bin aus zwei Gründen in den Ligaverband gegangen. Erstens suchte der Ligaverband jemanden, der nicht im operativen Geschäft tätig ist, der also nicht jeden Tag seinen Aktionären oder Gesellschaftern gegenüber den Nachweis erbringen muss, dass er das Optimum herausgeholt hat.
Dazu ist ein Vorstandsvorsitzender schließlich verpflichtet. Ein Präsident, der wie ich ehrenamtlich tätig ist, hat eher die Möglichkeit, eine Gruppe wie den Ligaverband zu führen. Da macht es sicherlich Sinn, wenn ein Verein wie Borussia Dortmund einen Repräsentanten mit einer so wichtigen Aufgabe stellen kann. Das Amt des höchsten Liga-Repräsentanten ist zusammen mit dem Präsidenten des DOSB und des DFB eines der bedeutendsten im Sportbereich.