Hasan Salihamidzic hatte seinen bei der Aufstiegsparty der "kleinen" Bayern noch verstärkten Double-Rausch kaum ausgeschlafen, da war der Münchner Sportdirektor schon wieder voll gefordert. "Der Hasan", hatte Uli Hoeneß nach der umjubelten Rückkehr der Pokalsieger aus Berlin betont, sei mit Wochenbeginn "aufgerufen, wieder richtig loszulegen". Also, ran ans Festgeldkonto!
Salihamidzic soll Niko Kovac - nach der Jobgarantie für den Trainer durch die Bosse - mithilfe weiterer millionenschwerer Transfers ein noch schlagkräftigeres Team zusammenstellen. Die Konkurrenz soll wieder zittern - auch in Europa. "Die Mannschaft hat sich mit dem Trainer weiterentwickelt, und das ist erst der Anfang", sagte Hoeneß: "Der Engländer würde sagen: It's more to come! (Da kommt noch mehr.)" Bei der Saisonanalyse diese Woche käme "alles offen und ehrlich auf den Tisch, um noch besser zu werden", ergänzte der Präsident: "Das ist für die Konkurrenz nicht besonders gut."
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge legte per Seitenhieb auf Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von Vizemeister Borussia Dortmund nach. Dessen Ansage, der BVB wolle in der neuen Saison den "8000er" Bayern München bezwingen und Meister werden, konterte er spöttisch: "Ich habe immer gesagt: Beim Besteigen muss man aufpassen, dass man in der Höhenluft keine Schnappatmung kriegt."
In anderen Worten: Bei Salihamidzics Transfers soll den Rivalen die Luft wegbleiben. "Viele gute Spieler kommen hierher", sagte Kovac. Hoeneß deutete an, dass die Bayern sogar bereit sein könnten, die von ihm erst kürzlich auferlegte Obergrenze von 80 Millionen Euro Ablöse zu sprengen. Auf die Frage, ob dieses Limit Bestand haben werde, sagte er bei ARD/BR: Salihamidzic solle "erst mal Spieler ausfindig machen, die zu uns passen - und dann reden wir übers Geld".
Transferziel Nummer eins ist Leroy Sane - und der Nationalspieler könnte an die 100 Millionen Euro kosten. "Man darf nicht vergessen, dass er noch zwei Jahre Vertrag hat und Manchester City kein Verein ist, der wegen Bedürftigkeit Spieler verkaufen muss", sagte Rummenigge, "es wird schwierig." Sane müsse überzeugt werden, "dass er mit Bayern München einen Klub hat, wo er Spaß und Laune hat, Fußball zu spielen".
Lothar Matthäus ist sich "sicher", dass der Coup gelingen wird. "Wenn Uli Hoeneß öffentlich verrät, dass man sich um den Spieler bemüht, landet dieser in den allermeisten Fällen auch bei Bayern", schrieb er in seiner Sky-Kolumne, "und es wäre ein fantastischer Transfer."
Helfen, um Sane für die Bayern zu gewinnen, könnten die potenziellen neuen Kollegen. Nach dem tränenreichen Abschied der Klublegenden Franck Ribery und Arjen Robben sowie von Rafinha könnten auch "Fremdkörper" Jerome Boateng, dem Hoeneß einen Wechsel nahelegte, sowie James und Renato Sanches Platz machen - für die bereits verpflichteten Weltmeister-Verteidiger Lucas Hernandez und Benjamin Pavard sowie Sturmtalent Jann-Fiete Arp. Dazu noch Sane, Leipzigs Timo Werner oder Mittelfeldmann Rodrigo (Atletico Madrid)?
Wo das alles hinführen soll? Zu einer besseren Gesamtnote als jener "eins minus", die Hoeneß der ersten Kovac-Saison gab. "An der Universität gibt's ja summa cum laude", sagte er, "das ist ja unter eins. Es gibt ja heute auch Noten 0,5 - insofern ist da schon noch Luft nach oben." Vor allem in Europa. sid