Keine 60 Sekunden standen auf der Uhr, da zeichnete sich schon ab, in welche Richtung der Pokalabend in Frankfurt für zwei seine Hauptdarsteller verlaufen würde. Auf Höhe der Mittellinie, mit dem Rücken zum gegnerischen Tor stehend, versuchte Robert Lewandowski ein Zuspiel anzunehmen, wurde daran aber durch einen Rempler von Carlos Zambrano gehindert und bekam einen Freistoß zugesprochen. Eine kleine Aufmerksamkeit zur Begrüßung. Es war der erste, vergleichsweise harmlose Zweikampf zwischen dem Frankfurter Innenverteidiger und dem Dortmunder Angreifer, dem etliche weitere, mitunter extrem hitzige Duelle folgten.
Besonders im zweiten Durchgang musste der äußerst umsichtig und besonnen agierende Schiedsrichter Knut Kircher immer wieder zwischen dem Peruaner und dem Polen, die bereits bei früheren Aufeinandertreffen im Clinch gelegen hatten, die Wogen glätten. Das am Ende beide Spieler die Partie ohne Verwarnung beendeten, kam da fast einem Wunder gleich. „Ruhig zu bleiben war vor allem für Robert sehr wichtig. Wir haben ihm in der Halbzeit gesagt, dass er sich auf keinen Fall provozieren lassen soll“, erklärte Kapitän Sebastian Kehl hinterher, der mit dem Verhalten seines Mitspieler ausgesprochen zufrieden war: „Er hat es wirklich gut gemacht. Zambrano hat sein Spiel nur auf ihn ausgerichtet. Am Ende hat er dafür die Strafe bekommen.“
Aus Sicht der Schwarzgelben war an der harten Gangart besonders ärgerlich, dass sie durch die ständigen Unterbrechungen im zweiten Durchgang zunehmend ihren Rhythmus verloren. „Ich will keinen persönlich angreifen und würde nie ein schlechtes Wort über Zambrano sagen“, führte Nuri Sahin aus. „Das Problem war einfach, dass das Spiel die ganze Zeit so ging. Es geht nicht, dass ein Spiel alle zwei Minuten unterbrochen wird und überhaupt kein Spielfluss mehr vorhanden ist. Da hat keiner Spaß dran.“ Die Tatsache, dass Lewandowski seine Nerven unter Kontrolle hatte, freute den Dortmunder Taktgeber. „Das war fußballerisch und mental eine reife Leistung“, befand Sahin.
Viel Zeit, um sich zu entspannen, haben Lewandowskis Nerven jedoch nicht. Schon am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) kommt es in Dortmund zum Wiedersehen zwischen dem BVB-Torjäger und dem Eintracht-Torverhinderer. Es dürfte erneut hitzig zugehen.