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Experte Gerd Wagner
"Rechtsextremismus wird es immer geben"

Experte: "Rechtsextremismus wird es immer geben"
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Die antisemitischen Beleidigungen gegen Itay Shechter vom 1. FC Kaiserslautern haben nicht nur den Fußball, sondern die gesamte Gesellschaft erschüttert.

Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht Rassismus-Experte Gerd Wagner von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) über die Problematik.

Herr Wagner, wie bewerten Sie das Verhalten des 1. FC Kaiserslautern nach den antisemitischen Beleidigungen gegen Itay Shechter?

Verein und Fans haben sich schnell positioniert und klargestellt, dass sie keine rechten Einflüsse zulassen werden. Es ist ein sehr positives Zeichen, dass das so schnell passiert ist. In solchen Fällen besteht die latente Gefahr, dass rechte Kräfte versuchen, Einfluss zu gewinnen, wenn sie merken: Der Gegenwind ist ja doch nicht so groß.

Sollten Vereine generell mit aller Härte gegen solche Entwicklungen vorgehen?

Die Vereine müssen die Fälle individuell unterscheiden. Auf junge Fans, mit noch keinem gefestigten Weltbild, muss man präventiv reagieren und sie weiter aufklären. Bei hartgesottenen, älteren Anhängern der Szene kommt man so nicht weiter. Da können Stadionverbote eine Lösung sein.

Kann man die Problematik des Rechtsextremismus' im Fußball auf diesem Weg lösen?

Das Problem des Rechtsextremismus im Fußball wird es immer geben. Es wird uns immer wieder beschäftigen und kann an unterschiedlichster Stelle auftauchen. Das ist keine gewagte Prognose. Fußball ist kein rechtsfreier Raum, sondern zeigt einen Querschnitt der Gesellschaft. Wie am Arbeitsplatz oder in der Schule wird man auch beim Fußball immer Menschen finden, die empfänglich für rechte Gesinnungen sind. Es ist auch kein Ostproblem, wie die Vorfälle in Kaiserslautern zeigen.

Täuscht der Eindruck, oder nehmen die Vorfälle mit rechtem Hintergrund immer weiter zu?

Es gibt schon die Entwicklung, dass rechte Gruppen im Umfeld des Fußballs wieder häufiger wahrgenommen werden. Vielleicht ist aber auch die Aufmerksamkeit für solche Entwicklungen größer geworden. Solche Vorfälle werden jetzt anders beobachtet und nicht als Kleinigkeiten abgetan. Das ist grundsätzlich eine positive Entwicklung.

Sehen Sie die Gefahr der Unterwanderung der Fanszenen durch Rechtsextreme als größtes Problem im deutschen Fußball?

Es ist ein sehr großes Problem. Das größte Problem könnte es werden, wenn man versucht, es kleinzureden. Vereine dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen, sondern müssen deutlich nach außen kommunizieren: Rechte Gruppen haben bei uns keinen Platz! Die Aufregung um den Fall Shechter ist natürlich berechtigt, aber wenn man das zum Maßstab nimmt, müsste man jede Woche über homophobe oder sexistische Aussagen im Stadion diskutieren.

Wie können Fanprojekte bei der Bewältigung des Problems helfen?

Es ist die Aufgabe der Fanprojekte, Jugendliche für dieses Thema zu sensibilisieren. In Bremen gibt es zum Beispiel eine eigene Arbeitsgruppe gegen Rassismus, das Fanprojekt in Frankfurt organisiert Gedenkfahrten nach Ausschwitz. Aber um noch präventiver agieren zu können, müssten die Fanprojekte weiter gestärkt werden. Wenn man eine positive Fankultur will, muss man diese auch vonseiten der Politik unterstützen.

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