Jetzt hängt alles nur noch an der Zusage des Top-Favoriten Wolfgang Niersbach. Sollte sich der DFB-Generalsekretär beim Showdown in der Frankfurter Verbandszentrale für eine Kandidatur entscheiden, wird sich Erwin Staudt definitiv nicht als Herausforderer zur Wahl stellen. Das haben die beiden Kandidaten nach SID-Informationen bereits am Sonntag bei einem geheimen Treffen vereinbart.
"Es liegt alleine an Wolfgang Niersbach, ob er kandidieren will oder nicht. Es muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass ein starker DFB-Präsident auch den Amateurbereich mitnimmt", sagte DFB-Vizepräsident Karl Rothmund, der damit das Anforderungsprofil für einen möglichen Präsidenten Niersbach deutlich umriss. Großes Thema ist außerdem , ob ein hauptamtlicher Generalsekretär zum ersten Mal in der 111-jährigen Verbandsgeschichte Präsident des DFB werden kann.
Vor der Zusammenkunft des DFB-Präsidiums und der Vorsitzenden der Regional- und Landesverbände am Mittwochmorgen sorgte jedoch Zwanziger nochmals für Irritationen. Während die Vizepräsidenten Rainer Koch und Hans-Dieter Drewitz wie auch DFL-Chef Christian Seifert eine schnelle Entscheidung pro Niersbach forcieren wollen, setzt Zwanziger, der spätestens im Oktober 2012 zurücktreten will, auf den Faktor Zeit.
"Noch bin ich da. Ich warne davor, den Posten zu früh zu vergeben. Wir haben keine Eile. Und ich will eine saubere Nachfolge-Lösung haben, eine, die der deutsche Fußball verdient hat", sagte Zwanziger in der Sendung "Heimspiel" des Hessischen Rundfunks: "Deshalb werde ich alles dafür tun, dass die Dinge sehr ordentlich abgewickelt werden."
Zwanziger machte zudem noch einmal deutlich, dass er auch aus Altersgründen nicht mehr bis 2013 Präsident bleiben will: "Ich spreche sehr gerne frei und ohne Manuskripte, so bin ich authentisch. Das heißt aber auch, ich muss dabei ungemein konzentriert sein. Ich bin jetzt 66. Und ich kann doch nicht erwarten, dass das im Alter von Johannes Heesters noch genauso geht. Und der war ja auch nie DFB-Präsident."
DFL-Chef Seifert stellte unterdessem klar, dass eine schnelle Entscheidung herbeigeführt werden muss. "Eine Hängepartie über mehrere Monate darf es nicht geben. Das Pingpong-Spiel, wer denn der bessere Kandidat ist, sollte nicht länger anhalten", sagte Seifert dem SID. Die Entscheidung fällt nun am Mittwoch in der DFB-Zentrale und hängt ganz offensichtlich nur von Niersbach ab. "Es kommt bei dem Treffen am Mittwoch in erster Linie darauf an, was Wolfgang Niersbach will. Er muss sich erklären, ob er für das Amt des DFB-Präsidenten bereitsteht", sagte DFB-Vizepräsident Drewitz.
Während Staudt für den unwahrscheinlichen Fall einer Absage Niersbachs als neuer DFB-Boss Gewehr bei Fuß steht, hat sich der Generalsekretär bislang bedeckt gehalten. Niersbach wäre der erste Präsident in der DFB-Geschichte, der nicht aus einem Ehrenamt käme. Der ehemalige Journalist will auch aus diesem Grund zunächst gegenüber den zahlreichen Verbandsfürsten Stellung beziehen, ehe er an die Öffentlichkeit geht.
Möglich ist, dass Niersbach auch als DFB-Präsident weiterhin für die Kernbereiche des Verbandes wie die Bereiche Nationalmannschaft, Marketing und TV-Verträge zuständig ist, während Koch als neuer stärkster Vizepräsident den Amateurbereich unter seine Fittiche nimmt. Dass es zu einer Doppellösung Staudt/Niersbach kommt, ist dagegen sehr unwahrscheinlich.
Denn mittlerweile stellt sich auch Zwanziger, der den ehemaligen IBM-Deutschland-Chef Staudt überhaupt erst ins Spiel gebracht hatte, immer mehr auf die Seite seines "Freundes" Niersbach. "Wolfgang Niersbach ist ein so enger Vertrauter und Freund von mir, dem ich diese Aufgabe zweifelsfrei zutraue. Er muss sich selbst entscheiden, und er muss wissen, ob ihm diese Aufgabe liegt", sagte Zwanziger, der damit auf die gesellschaftlichen Themen wie Nachhaltigkeit oder Migration verwies. Sprich: Niersbach dürfe sich als DFB-Boss nicht nur auf den Profifußball konzentrieren, sondern müsse auch die Amateurbereiche im Blick haben.
Ob der Ligavorstand Staudt die Belange des Amateurfußballs im Blick hätte, wird von zahlreichen DFB-Vertretern bezweifelt. "Das ist eine der schönsten Aufgaben, die es in Deutschland gibt. Ich traue mir das zu", sagte Staudt, in der Vergangenheit einmal ganz grundsätzlich bekannte: "Ich bin keiner fürs Hinterzimmer, ich bin einer fürs Schaufenster..."