Der VfB Stuttgart steckt nach der ersten Heim-Niederlage im baden-württembergischen Derby seit 17 Jahren weiter im Tabellenkeller fest. Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia verlor das 24. Nachbarschaftsduell in der Bundesliga gegen den SC Freiburg 0:1 (0:1) und damit erstmals in der Rückrunde. Johannes Flum sicherte dem SC den zweiten Erfolg in Stuttgart überhaupt mit seinem zweiten Saisontor (24.). Während Stuttgart auf Abstiegsplatz 17 bleibt, kletterte der seit sechs Spielen unbezwungene SC, der zuletzt am 23. April 1994 in Stuttgart gewonnen hatte (4:0), auf Rang sechs.
Beim SC stand etwas überraschend Top-Torjäger Papiss Cisse nach seinem Muskelfaserriss und dem verpassten Spiel gegen den 1. FC Nürnberg in der Startelf. "Eine seiner Qualitäten ist sein Ehrgeiz, ich hoffe nur, dass es nicht zu ehrgeizig ist", sagte Trainer Robin Dutt. Cisse hatte nach dem ersten Torschuss nach 45 Sekunden gute Szenen, mühte sich letztlich aber vergeblich.
Der VfB hatte das Spiel unter das Motto "niemals 2. Liga" gestellt. Um zu dokumentieren, wie ernst die Situation auch nach dem guten Rückrundenstart mit vier Punkten in zwei Spielen ist, wurden 40.000 Schals mit diesem Schriftzug verteilt, über der Untertürkheimer Kurve prangte zudem dasselbe Motiv.
Vor 38.600 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena agierte Stuttgart aber in der ersten Halbzeit "wie gelähmt und übernervös", wie Präsident Erwin Staudt monierte: "Es fehlt die Leichtigkeit." Die soll Zugang Shinji Okazaki der Mannschaft verleihen. Der japanische Offensivspieler, der einen Vertrag bis 2014 erhält, wurde vor dem Spiel vorgestellt. Weil er noch am Samstag in Katar mithalf, den Asienpokal zu gewinnen, saß er aber nur auf der Tribüne. Erst am 12. Februar gegen den 1. FC Nürnberg wird er frühestens spielen können.
"Laufbereitschaft und Zug zum Tor" - so beschrieb Okazaki seine Stärken. Genau das fehlte dem VfB. Zwar hatten die Schwaben einige Chancen. Doch wer sich auch versuchte: ernsthaft geprüft wurde Oliver Baumann im SC-Tor zunächst kaum. Die beste Gelegenheit der ersten Hälfte vergab Ciprian Marica, der an der Seite von Pawel Pogrebnjak den verletzten Cacau ersetzte. Baumann entschärfte den Versuch des Rumänen wie auch den Nachschuss von Daniel Didavi (22.).
Kurz darauf stand es 0:1. Jan Rosenthal passte auf Maximilian Nicu, der den Ball von der Strafraumgrenze in den Lauf von Flum spielte. Der war vor Georg Niedermeier und Cristian Molinaro am Ball und zog mit rechts ab - Ulreich war noch dran, konnte aber nicht mehr retten. Stuttgart reagierte ratlos auf den Rückstand, während die ballsicheren Freiburger das Geschehen kontrollierten.
Mit Timo Gebhart für Didavi wollte Labbadia das Offensivspiel seiner Elf nach der Pause beleben. Spielkultur ließ der VfB dennoch weiter vermissen - obwohl der frisch verlegte Rasen trotz Minusgraden perfekte Bedingungen bot. Labbadia brachte später noch Super-Joker Martin Harnik (60./für Patrick Funk) und Stürmer Sven Schipplock (71./Marica) und läutete so die Schlussoffensive ein. Harnik versagten in der 89. Minute gänzlich die Nerven, als er nach einem Fehler von Freiburgs Keeper Baumann den Ball anstatt ins leere Tor an den Pfosten schoss. Schipplock scheiterte zuvor gegen Baumann (75.).