Vor zwei Jahren wandelte Vedad Ibisevic auf den Spuren von Gerd Müller - bis ihn ein Kreuzbandriss außer Gefecht setzte. Jetzt bugsiert sich der Torjäger mit Ladehemmung beim Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim selbst immer mehr ins Abseits. Nach der Roten Karte wegen einer Schiedsrichterbeleidigung beim 1:0 (0:0) in der 2. DFB-Pokal-Runde gegen den Zweitligisten FC Ingolstadt muss der Bosnier nicht nur eine saftige interne Geldstrafe zahlen und wurde für drei Pokal-Spiele gesperrt, sondern hat seine eigene Stellung in der Mannschaft weiter geschwächt.
"Dieses Verhalten wird Konsequenzen haben"
"Es ist ein unschönes Wort gefallen, das ich in der Öffentlichkeit nicht wiederholen möchte. Natürlich werden wir uns mit der Angelegenheit befassen. Dieses Verhalten wird Konsequenzen haben", erklärte Hoffenheims Manager Ernst Tanner.
Trainer Ralf Rangnick versuchte, das Fehlverhalten von Ibisevic herunterzuspielen. "Indirekt hat er uns einen Gefallen getan, denn wir sind nach seinem Platzverweis aufgewacht", sagte Rangnick, stellte aber auch unmissverständlich klar: "So eine Aktion geht nicht. Da muss sich Vedad im Griff haben."
Ibisevic wollte sich zu seiner Aktion nicht äußern und verließ die Rhein-Neckar-Arena von Sinsheim durch einen Nebenausgang. Fakt ist aber: Beim 26-Jährigen liegen die Nerven blank. Wegen schwacher Form hatte Ibisevic zuletzt seinen Stammplatz verloren. Gegen Ingolstadt erhielt er eine Chance von Beginn an - und erwies sich einen Bärendienst.
Ibisevic brachte Saisonrekord von Gerd Müller zum Wanken
Vor zwei Jahren hatte Ibisevic den damaligen Liga-Neuling Hoffenheim mit 18 Toren noch sensationell zur Herbstmeisterschaft geschossen. Sogar der Saisonrekord von Gerd Müller mit 40 Treffern schien zu wanken - bis in der Winterpause am 14. Januar 2009 im Testspiel Hoffenheims gegen den Hamburger SV das Kreuzband im rechten Knie riss. Ibisevic kämpfte sich nach langer Auszeit zurück, doch in dieser Spielzeit ließen seine Leistungen zu wünschen übrig.
Bei Hoffenheim steht Ibisevic im Moment vor allem im Schatten von Demba Ba. Wie es geht, zeigte der Senegalese gegen Ingolstadt. Nach seiner Einwechslung zu Beginn der zweiten Halbzeit sorgte Ba für frischen Wind und für das entscheidende Tor (63.).
Ibisevic muss sich nun an sein eigenes Credo halten, um sich selbst aus dem Tief herauszuziehen. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass einen alles stark macht, auch die schweren Zeiten", betonte der Stürmer, der einst mit seiner Familie vor dem Bosnien-Krieg fliehen musste, immer wieder. Doch am Sonntag im Bundesliga-Heimspiel gegen Hannover 96 wird sich Ibisevic wohl zunächst mit der Zuschauerrolle auf der Ersatzbank vorliebnehmen müssen.