Es kam in den letzten anderthalb Jahren nicht allzu häufig vor, dass die Verantwortlichen von Borussia Dortmund ihre Kicker öffentlich an den Pranger stellten und deutliche Kritik übten. Nach der Derbyniederlage auf Schalke in der Vorwoche war es vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach allerdings mal wieder so weit.
„Ich wünsche mir, dass in Zukunft zwischen den öffentlichen Ankündigungen im Vorfeld eines Spiels und der faktischen Umsetzung auf dem Platz ein gesundes Verhältnis herrschen möge“, ließ BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball seine Spieler im Vorwort des Mitglieder-Magazins „Borussia“ wissen, während BVB-Sportdirektor Michael Zorc und Dortmunds Coach Jürgen Klopp am vergangenen Donnerstag Mohamed Zidan und Jakub Blaszczykowski mit kritischen Worten kitzelten. Die beiden, so das Duo einvernehmlich, sollten künftig doch bitte auch im Klub die Leistungen abrufen, die sie regelmäßig bei ihren Nationalteams abliefern.
Speziell der als sensibel geltende Zidan schien von dieser Kritik angespornt zu sein, es seinen Chefs zu zeigen. Gegen Gladbach brillierte er als zweifacher Torschütze und Vorbereiter des wegbereitenden 1:0 durch Kevin Großkreutz. Kein Wunder, dass er sich anschließend fröhlich vor die Mikrofone stellte und feixte: „Ich habe mit zwei Toren und einer Vorlage geantwortet. Ich habe den Trainer anschließend gefragt, ob er zufrieden sei, und das war er.“ Auch Zorc fand keinen Makel an der starken Leistung des Ägypters und attestierte dem 28-jährigen Angreifer: „Besser kann man auf dieser Position nicht spielen.“
Das Verhältnis zwischen Zidan, Klopp und Zorc dürfte damit wiederhergestellt sein. Das Verhältnis zwischen Zidan und den Dortmunder Fans indes ist ohnehin seit Wochen so intakt wie nie zuvor. Der frühere Mainzer ruft inzwischen auch in Dortmund die Leistungen ab, die ihn beim FSV unter Klopp zum Publikumsliebling gemacht haben. Mit fünf Treffern und sechs Vorlagen rangiert er in der teaminternen Scorerliste auf Rang zwei, satte zehn Punkte davon sammelte er in den letzten acht Partien.
„Ich erlebe die beste Zeit meines Lebens“, freute sich Zidan nach der Partie am Samstag, die den Abschluss einer (fast) perfekten Woche für den Stürmer bildete. Am Mittwoch hatte Zidan im Londoner Wembleystadion mit einem Traumtor den ersten Treffer überhaupt für die ägyptische Fußball-Nationalmannschaft gegen England erzielt. Am Wochenende folgte die Kür gegen Gladbach. Klopps Gedankenspiele - sofern sie in den letzten Tagen überhaupt gereift waren - Zidan in naher Zukunft wieder durch den mit den Hufen scharrenden Regisseur Tamas Hajnal zu ersetzen, dürften sich damit vorerst wieder erledigt haben. Der Ungar, der am Mittwoch auch bei der Nationalmannschaft nur die Rolle des Ersatzspielers inne hatte, wird weiterhin auf seine Chance warten müssen.