Dortmund

Warum die Stürmersuche beim BVB noch hakt

Das Trainingsgelände von Borussia Dortmund gleicht einer Baustelle: Hier werden Bürogebäuden aus dem Boden gestampft, dort ein weiterer Trainingsplatz mit Rasenheizung versehen. Der sollte eigentlich schon vor drei Wochen fertig sein – aber die hohen Temperaturen verzögerten die Arbeit.

Mit unvollständigen Bauarbeiten kennen sie sich aus in Dortmund, auch die Renovierungen am Kader sind ja noch lange nicht beendet: Vier Tage vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal bei der SpVgg Greuther Fürth (Montag, 20.45 Uhr/ARD) stehen mit 29 noch viel mehr Spieler als gewünscht unter Vertrag. Darunter kein Mittelstürmer gehobener Klasse.

Trainer Lucien Favre hätte gerne noch einen echten Torjäger, das verrät sein langes Schweigen, wenn man ihn fragt – bevor er auf die Formulierung „Ich muss mich adaptieren“ ausweicht. Doch seine Vorgesetzten wollen nicht um jeden Preis. Sportdirektor Michael Zorc betont seit Wochen gebetsmühlenartig, dass man nur dann einen Torjäger verpflichten würde, wenn man komplett von ihm überzeugt sei - und es ansonsten eben lassen werde. Der vielzitierte Neustart in Dortmund, auch das betonen alle Verantwortlichen immer wieder, soll zwei Sommer-Transferperioden in Anspruch nehmen. Das schließt ausdrücklich die Möglichkeit ein, dass für die kommende Saison gar kein Stürmer mehr geholt wird.

Denn der Markt ist noch nicht derart in Bewegung, die Preise sind nicht so gefallen, wie sie es sich für die Zeit nach der Schließung des englischen Transferfensters erhofft hatten. Stürmer von gehobenem Niveau werden ab 50 Millionen Euro gehandelt. Das könnte der BVB zwar ausgeben – er will es aber nicht, nachdem in Sommer und Winter schon fast 100 Millionen Euro für neue Spieler flossen.

Viel verdienen, wenig spielen

Weiteres Problem: Ein Top-Stürmer bekäme auch ein Top-Gehalt, was das Gesamtvolumen in Richtung der 100 Millionen triebe – ohne Handgelder und Beraterprovisionen. Der BVB aber hat schon jetzt viele teure Spieler, von denen einige wie Sebastian Rode, Jeremy Toljan und Nuri Sahin wenig bis gar nicht spielen werden. Bleiben wollen sie trotzdem, das engt den Spielraum ein. „Wir führen Gespräche, aber ich kann jetzt noch nicht sagen, ob wir den Kader verkleinern können“, sagt Zorc im Gespräch mit dieser Zeitung. „Das hängt nicht nur von uns ab.“ Tendenz: Ohne Abgang gibt es keinen Zugang.

Weil der 19-jährige Alexander Isak auch unter Favre keine Rolle spielt, bleiben zwei Kandidaten für das Sturmzentrum: Marco Reus und Maximilian Philipp, die gelernten Außenspieler. Welchen von beiden er künftig ganz vorne einsetzt, hat Favre noch nicht entschieden.

Autor: Sebastian Weßling