Es sind Spiele wie diese, in denen die Fans in den Stadien besonders fehlen. Der VfL Bochum und Hannover 96 lieferten sich die bisher spektakulärste Nachspielzeit der Saison, an deren Ende die drei Punkte an der Castroper Straße bleiben sollten. Philipp Ochs' Volley-Hammer aus 25 Metern (90.+1) konterte Robert Tesche eine Minute später mit seinen zweiten Kopfballtor des Tages (90.+2.). Nach einer Ecke von Thomas Eisfeld stand der Routinier am Fünfmeterraum zu frei und wuchtete den Ball am chancenlosen Michael Esser vorbei ins Netz.
Während es auf dem Platz große Bochumer Emotionen gab, präsentierte sich Trainer Thomas Reis auf der Pressekonferenz wieder sehr gefasst. „Wir haben um den Ausgleich gebettelt und man muss auch sagen, dass er für Hannover völlig verdient war. Dass wir mit der letzten Aktion dann noch den Siegtreffer erzielen, hat den Tag natürlich positiv abgerundet“, analysierte der 47-Jährige.
Dabei ging dieser Fußball-Sonntag für den VfL alles andere als positiv los. Reis strich zunächst Linksverteidiger Danilo Soares aus dem Kader und brachte für ihn Herbert Bockhorn. Dann kassierte der VfL zu allem Überfluss auch noch in der ersten Hannoveraner Drangphase direkt das 0:1 durch Dominik Kaiser (22.). „Wir hatten in der ersten Halbzeit zu viele Ballverluste. So kam Hannover zu Chancen“, erklärte Reis das Hauptproblem.
Reis: "Für die Zuschauer war es sicherlich interessant, ich bräuchte es aber nicht jede Woche"
Auf der anderen Seite war es jedoch wieder einmal seine Offensive, die ihm noch vor der Pause Freude bereitete. Tesche köpfte das zwischenzeitliche 1:1 (29.), Gerrit Holtmann schoss wenig später sogar eine 2:1-Führung heraus (38.). „Wir haben gut reagiert. Hannover hat ordentlich verteidigt, da musste dann eben ein Standard herhalten“, so Reis.
Umso sehenswerter waren dann aber das Holtmann-Tor, dem ein schöner Pass von Anthony Losilla vorausging, und das 3:1 durch Simon Zoller (62.). Doch auch das währte nicht lange. Ein Torwartfehler von Manuel Riemann ermöglichte Marvin Ducksch wieder nur fünf Minuten später das 3:2 und läutete eine spektakuläre Schlussphase ein. „Wenn man in der Tabelle oben steht, gewinnt man eben auch mal solche Spiele. Für die Zuschauer war es sicherlich interessant, ich bräuchte es aber nicht jede Woche", fasste Reis seine Gefühlslage süffisant zusammen.
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Die drei Punkte können der Trainer und seine Mannschaft hingegen sehr gut gebrauchen. Auch wenn Reis nichts von einem Meilenstein im Aufstiegsrennen wissen wollte, hat der VfL Bochum einen Patzer des Konkurrenten aus Fürth ausgenutzt. Nach deren 2:2 gegen Darmstadt 98 hat der VfL Bochum ein Spiel und sieben Punkte mehr auf dem Konto. „Es sind noch fünf Spiele zu gehen. Wir wollen unseren Vorsprung zumindest halten und können dann schauen, was die Konkurrenz macht.“