Nach seinem Herzinfarkt 2018 gehört auch MSV-Legende Bernard Dietz zur sogenannten "Corona-Risikogruppe". RevierSport hat mit dem 72-jährigen Europameister über die Folgen des Virus auf seinen Alltag und den MSV Duisburg gesprochen.
Herr Dietz, wie geht es Ihnen? Den Umständen entsprechend gut, das einzige ist nur, dass es derzeit keinen Fußball gibt!
Wie füllen Sie die fußballfreie Zeit? Ich habe das große Glück, in einer kleinen Gemeinde zu wohnen und habe auch einen Garten. Das heißt, es gibt immer etwas zu tun oder auch etwas aufzuräumen, was liegen geblieben ist. Langweilig wird es nicht. Ich habe beispielsweise auch gerade einen Spaziergang durch das Dorf gemacht. Derzeit blüht alles, alles ist grün, das baut natürlich auch auf!
Ansonsten kommen ja auch ab und an alte Filme in der Sportschau und ich habe auch das große Glück, die alten Spiele alle auf VHS zu haben, auch die der EM 1980. Wenn es abends mal langweilig wird, ist es schön, sich das anzuschauen.
Wie gehen Sie mit der Coronavirus-Krise um? Man sollte sich nicht verrückt machen, wenngleich man natürlich die Abstände und so weiter respektieren muss. Wir hatten an Ostern beispielsweise auch die Kinder da, alles im Garten und mit Abstand.
Ansonsten hoffe ich, dass wir bald soweit sind, dass wir, sofern es von den Ärzten als vertretbar eingestuft wird, zumindest Geisterspiele abhalten können. Das wäre schön für die Fans und auch die Vereine, die ja auf die TV-Gelder angewiesen sind. Auch die 3. Liga ist eine Profiliga, da haben wir große Stadien. Für die ist das ganz wichtig, dass da was passiert.
Sie hätten auch eine Idee, wie man einen Teil der ausbleibenden Ticketeinnahmen ausgleichen könnte... Bei einem Heimspiel könnten die Heimfans beispielsweise ein paar Euro in einen Fonds einbezahlen, damit die Leute, die im Hintergrund arbeiten, etwas davon haben. Da stehen ja immerhin Existenzen auf dem Spiel.
Haben sie angesichts der Lage Angst um den MSV Duisburg? Angst nicht, es wird sich immer ein Weg finden. Es werden schwere Zeiten kommen, aber auch das werden sie bewältigen. Die Zuschauer waren beispielsweise beim Abstieg enttäuscht, aber haben dann direkt wieder hinter der Mannschaft gestanden und sie unterstützt. Wir werden alle Abstriche machen müssen, aber wenn alle mitziehen, wird der Verein schon schnell in besseres Fahrwasser kommen.
Wie sollte die 3. Liga die Saison bewerten? Man muss jetzt einen Weg finden, zu Ende zu spielen. Wenn die Saison abgebrochen wird, müsste der MSV aber auch aufsteigen. Sie haben immerhin über 70 Prozent der Spiele absolviert und drei Punkte Vorsprung. Dann sollte die Tabelle so stehen, wie sie momentan ist, allerdings ohne Absteiger. Die Aufsteiger sollten hoch gehen und die 3. Liga dann für die kommende Saison aufgestockt werden, da spielt man eben ein paar englische Wochen mehr. Früher hat man da als Spieler immer beim Spielplan drauf geschaut, da musste ich immer weniger trainieren!
Gehen Sie ins Stadion, sobald es möglich ist? Sofort, natürlich, ich bin bei den Heimspielen immer dabei. Ganz klar, das ist wie ein Elternhaus, egal was ist!