Ein Schuss, wie gemalt: Der Ball rollt aus dem Strafraum heraus, halbrechte Position. Kai Pröger, Offensivkraft von Rot-Weiss Essen, holt aus und prügelt den Ball per Vollspann in den Winkel des Kaan-Marienborner Tores. 2:1 für RWE, das Spiel beim Aufsteiger war gedreht. Nicht nur das: Denn mit diesem Treffer war bereits eine Vorentscheidung gefallen. In der Folge spielte fast nur noch der Gast aus dem Ruhrgebiet, die Siegener konnten sich gegen die drohende Niederlage nicht mehr so recht wehren.
Im Anschluss an den Essener Sieg standen Traumtorschütze Pröger und Abwehrchef Philipp Zeiger im Doppelinterview Rede und Antwort. Zeiger trug sich ebenfalls in die Torschützenliste ein, markierte per Kopf den 4:1-Endstand. Auf die Frage, wessen Tor denn nun schöner gewesen sei, konnten sich beide nicht einigen, mussten stattdessen schmunzeln. Zeiger fand Prögers Treffer schöner, Pröger das von Zeiger. „Ich habe nur meinen Kopf in den Wind gehalten“, sagte Zeiger und lacht, Pröger antwortet prompt: „Und ich habe nur meinen Fuß reingehalten“.
Sympathische Bescheidenheit, die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass die Essener in der zweiten Halbzeit eine gute Leistung zeigten. „So ein Spiel muss man auch erstmal nach einem Rückstand gewinnen“, betonte Zeiger, der mit dem Gegner ordentlich zu tun hatte. Denn RWE tat sich in der ersten Hälfte schwer, weil Kaan-Marienborn bissig in den Zweikämpfen, kompakt in der Abwehr und immer auf der Lauer nach Fehlern war. Rot-Weiss nahm den Kampf spätestens nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich an und legte eine starke zweite Hälfte nach. Der zweite Sieg in Serie ging in Ordnung.
Daran gelte es nun anzuknüpfen, meint Kai Pröger, der durchaus zufrieden mit der Ausbeute der ersten drei Partien ist: „Das erste Spiel in Rödinghausen zu verlieren war absolut unnötig. Ich denke aber, dass wir ganz gut gestartet sind, dass wir eine kleine Siegesserie starten müssen und vor allem in den Heimspielen ungeschlagen bleiben.“
Lobende Worte für Daniel Heber
Die Auftritte der Rot-Weissen machen den Fans jedenfalls Hoffnung, in erster Linie die Offensivkraft. Denn in den ersten drei Spielen gelangen RWE schon zehn Treffer, darunter das 5:1 gegen den Wuppertaler SV. Das liegt nicht nur an einem starken und selbstbewussten Kai Pröger, sondern auch an den weiteren Beteiligten des Offensivspiels. Der 26-Jährige fand nach dem 4:1-Erfolg in Siegen vor allem für einen Mitspieler lobende Worte: „Nach diesem Spiel muss ich Daniel Heber hervorheben. Er hat mir und Enzo Wirtz super die Dinger aufgelegt und ein richtig gutes Auge bewiesen. Das war entscheidend dafür, dass wir das Spiel noch drehen.“
Die Zugänge schlagen ein. Nicht nur Daniel Heber, sondern eben auch Enzo Wirtz und Florian Bichler. Wirtz schoss RWE im RevierSport-Niederrheinpokal in die 2. Runde und traf zudem gegen Kaan-Marienborn, Bichler begeistert die Fans vor allem mit seiner Durchschlagskraft und Technik. Nach seinen beiden Treffern und einer Vorlage gegen Wuppertal, markierte der Ex-Elversberger das 1:1 gegen Kaan-Marienborn nach einem super Solo. RWE kann sich im Moment auf seine starke Offensive verlassen.
Autor: Joshua Windelschmidt