„Das ist ja menschenverachtend!“, ruft Marwin Hitz, doch der Torhüter von Borussia Dortmund sagt es mit einem Lächeln. Anlass ist eine kleine Meinungsverschiedenheit mit seinem Konkurrenten Roman Bürki und Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber über die Punktezählung in einem Trainingsspielchen.
Die Torhüter zumindest haben Spaß im Training am Mittwochvormittag, für diejenigen, die im Feld unterwegs sind, gilt das nur bedingt: Trainer Lucien Favre hat einen Ausdauertest angesetzt, den sogenannten Shuttle Run: In immer höherem Tempo müssen die Spieler, angeleitet durch akustische Signale, eine bestimmte Strecke laufen. „Der Trainer wollte sich noch einmal ein Bild vom Zustand der Spieler machen“, erklärt Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. „Das ist ein Test, den die Mannschaft jetzt schon häufiger gemacht hat, das ist also ganz gut, um Vergleiche mit der Vergangenheit heranzuziehen.“ Ergebnis: Die Außenspieler Christian Pulisic und Marius Wolf hielten am längsten durch, während Jacob Bruun Larsen und Maximilian Philipp als erste abbrechen mussten.
Das Trainerteam trieb seine Spieler bewusst noch einmal an physische Grenzen, denn bevor es am Montag im DFB-Pokalspiel bei der SpVgg Greuther Fürth ernst wird, soll die Zeit am Mittwoch und Donnerstag für intensive Arbeit genutzt werden. „Dann wird die Intensität heruntergefahren und das Thema Spritzigkeit im Vordergrund stehen“, erklärt Kehl.
Die harte Arbeit ist nötig, weil dieses Mal zum Pokalauftakt keine Laufkundschaft wartet, sondern ein Zweitligist, der schon zwei Ligaspiele absolviert und dabei einen Sieg und ein Unentschieden eingefahren hat. „Fürth ist im Rhythmus und wir noch nicht“, meint Kehl. „Aber ich denke, wir haben uns sehr, sehr gut darauf vorbereitet. Ein Zweitligalos ist in der ersten Runde schon eine Herausforderung. Nichtsdestotrotz sind wir stark genug, um auch diese Partie zu gewinnen.“
Personell sind die BVB-Profis, die am Mittwoch nach dem Ausdauertest vor allem an technischen Feinheiten feilten, bestens aufgestellt: Nur Raphael Guerreiro, der zuletzt leichte Probleme mit den Oberschenkeln hatte, fehlte. 27 Profis arbeiteten auf dem Trainingsplatz in Brackel, auch Julian Weigl, der wegen Adduktorenbeschwerden lange ausgefallen war, mischte erneut voll im Mannschaftstraining mit. Wie Neuzugang Axel Witsel aber dürfte er für das Fürth-Spiel noch keine Option sein – die beiden Mittelfeldspieler haben noch deutlichen Trainingsrückstand gegenüber ihren Mannschaftskollegen.
Autor: Sebastian Weßling