Es gab eine Zeit, da wirkte Sidney Sam richtig unzufrieden. Er schien seine Entscheidung, sich nach dem missglückten Engagement auf Schalke und der kurzen und wenig erfolgreichen Zeit in Darmstadt an den VfL Bochum zu binden, sogar ein wenig zu bedauern. Davon ist jedoch längst nichts mehr zu spüren. Der ehemalige Nationalspieler wirkt inzwischen ausgeglichen, aufgeschlossen und tatendurstig. Seitdem Robin Dutt in Bochum ist, hat Sam alle Spiele für den VfL bestritten, er gehört nun zu den Stützpfeilern der Mannschaft. „Das Trainerteam steht hinter mir, ich fühle mich absolut wohl hier“, sagt der 30-Jährige, der mit Blick auf die Temperaturen zugibt, ganz froh darüber gewesen zu sein, am Mittwoch in Verl nicht berücksichtigt worden zu sein.
Obwohl Sam natürlich auch gerne gegen Monaco gespielt hätte. Denn die triste Anfangszeit ist ja lange schon vorbei, diese Wochen und Monate voller „Unruhe und einem neuen Trainer“, der Sidney Sam eine neue Position verordnete und damit nicht dazu beitrug, einem Spieler fast ohne Spielpraxis die Sicherheit und das Selbstbewusstsein zu verschaffen, das es braucht, um erfolgreich zu sein. Erst unter Dutt „taute“ Sidney Sam langsam wieder auf, zeigte seine Beweglichkeit, seine Dribbelkünste, auch seine Laufstärke. Jetzt, sagt der Flügelspieler, „ist meine Körpersprache besser, bin ich spritziger, auch das Selbstvertrauen, das ganz wichtig ist, ist zurück“.
Man muss ihn nicht darauf ansprechen, was zum vollen Glück noch fehlt. Er kommt von selbst auf dieses Thema zu sprechen. „Ich bin jetzt zufrieden mit meiner Leistung, aber man wird als Offensivspieler auch an Toren gemessen. Und in dem Punkt muss ich mich verbessern“, räumt der gebürtige Kieler freimütig ein. Auch diese Selbstkritik ist bedeutsam. Ein verunsicherter Spieler ist dazu normalerweise nämlich kaum in der Lage. Sams Seelenhaushalt ist also wieder im Lot, jetzt will er „den nächsten Schritt machen“. Was das heißt? „Tore schießen“, sagt er, natürlich. Darauf krampfhaft fixieren dürfe man sich allerdings auch nicht: „Es ist wichtig, dass wir überhaupt zu Chancen kommen.“
Bochums Sam: "Köln und Hamburg sind coole Gegner"
Guter Dinge ist er „für die kommende Saison“ - was ihn selbst betrifft und den Klub. Der VfL, sagt der leichtfüßige Flügelspieler, sei ein „stabiler Verein“, einer, der „zumindest immer oben mitspielen sollte in der 2. Liga“. Und „irgendwann“, spinnt er den Faden weiter, „kommt dann der Lauf“.
Eine Prognose oder gar Kampfansage soll das nicht sein, auch wenn sich Sam auf die kommende Saison und „coole Gegner“ freut. Mit dem HSV und Köln werde die 2. Liga „attraktiver und interessanter“, man denkt da gleich an die Zeiten zurück, als man sich wie selbstverständlich in der Bundesliga gegenüber stand.
Hinter den beiden Bundesliga-Absteigern und Top-Favoriten, sagt der 30-Jährige, werde es vermutlich zugehen wie in der vergangenen Saison: „Ich glaube, es wird wieder Überraschungen geben.“ Ob der VfL, im positiven Sinne, dazugehören wird? Sidney Sam mag nicht so konkret in die Zukunft schauen. Aber sein Optimismus ist nicht zu übersehen und zu überhören. „Wir kennen die Abläufe, haben eine super Vorbereitung gehabt und die neuen Spieler gut aufgenommen“, zählt er lauter Positiva auf. Wohin das führen wird, weiß natürlich auch der Routinier nicht. Doch eines will Sam - mit einem kurzen Blick zurück - noch herausstreichen: „Für uns ist es super, mit Ruhe in die neue Saison gehen zu können.“