Dieser Spieler war wohl auch Sportdirektor Michael Zorc noch nicht bekannt. "Jeder kennt Christian Weigl, ich kenne ihn auch. Christian Weigl ist eine klare Nummer sechs", sagte der neue Dortmund-Trainer Lucien Favre zum Ende der BVB-Reise in die USA. Gemeint war natürlich Julian Weigl, mit seinem Versprecher sorgte Favre später für einige Lacher. Dass er Weigl ausgerechnet den Vornamen "Christian" gab, würden Psychologen wohl als Freudschen Versprecher bezeichnen.
Denn auch im dritten Testspiel der USA-Reise des BVB stand Christian Pulisic im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der amerikanischen Fans. Seine Heimatstadt Hershey liegt nur etwa 200 Meilen von Pittsburgh entfernt, dort wurde die Partie gegen Benfica Lissabon ausgetragen. Eine Torbeteiligung blieb ihm diesmal zwar vergönnt, dennoch sorgte er mit einigen Aktionen für laut vernehmbare Begeisterung auf den Rängen.
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Das Spiel ging trotz eines schnellen Doppelpacks von Maximilian Philipp (20./22.) im Elfmeterschießen verloren, Favre konnte nach zuvor zwei Siegen gegen die englischen Topklubs Manchester City (1:0) und den FC Liverpool (3:1) aber ein positives Gesamtfazit ziehen.
"Ich bin sehr, sehr zufrieden mit den acht Tagen hier. Wir haben intensiv trainiert, haben schon viele Sachen gut gemacht, aber eine Vorbereitung dauert nicht umsonst sechs bis sieben Wochen, wir haben noch viel zu arbeiten", sagte Favre. Der Schweizer, der den BVB wieder zurück in die Rolle des direkten Bayern-Jägers bringen soll, konnte wertvolle Erkenntnisse aus der Tour ziehen.
Obwohl die WM-Fahrer um Marco Reus und Shinji Kagawa noch nicht auf dem Platz standen, setzte das Team einige Vorgaben des Trainers bereits sehr gut um. Besonders Mario Götze und eben Pulisic spielten sich in den Fokus. Der US-Boy glänzte gegen den Liverpool mit zwei Toren und einer Vorlage in 45 Minuten Spielzeit, auch gegen Benfica brachte er die gegnerische Defensive mehrfach in Bedrängnis.
Mario Götze konnte auf sich aufmerksam machen
Auch Götze wusste zu überzeugen und nährte die Hoffnungen, der WM-Held von 2014 könnte die Wende doch wieder schaffen. Gegen Benfica bereitete er beide Treffer sehenswert vor. Taktisch setzte Favre den 26-Jährigen im 4-1-4-1-System auf der offensiven Halbposition ein.
Nicht mehr zum Kader gehört indes Andre Schürrle. Der Vorbereiter des Götze-Tores in Rio verließ frühzeitig die USA-Reise, um mit anderen Klubs zu verhandeln. Am Mittwoch folgte die Verkündung seines Wechsels zum Premier-League-Aufsteiger FC Fulham, dem er sich auf Leihbasis für zwei Jahre anschließt. Auf den ohnehin gut besetzten Außenpositionen sorgt der Wechsel für etwas Entspannung im Konkurrenzkampf.
Insgesamt sieht sich Favre noch mitten im Prozess des Kennenlernens. "Peau a peau muss ich die Spieler kennenlernen. Viele Sachen sind gut, ein paar Dinge sind nicht so gut. Insgesamt war es positiv", betonte der 60-Jährige.
Den Feinschliff will sich Dortmund nun Anfang August im achttägigen Trainingslager in Bad Ragaz/Schweiz holen. Dort stehen zwei Testspiele gegen Stade Rennes und den SSC Neapel auf dem Programm. Genug Zeit also für die Spieler, sich bei ihrem Trainer ins Gedächtnis zu rufen - auch für Julian Weigl.